Großer Platz am Völklinger Weltkulturerbe Saarstahl-Mitarbeiter feiern mit den Bürgern

VÖLKLINGEN · Die Bevölkerung war willkommen beim Fest der Saarstahl-Belegschaft – als Dank für die Solidarität beim Kampf um die Arbeitsplätze.

 Martin Imschweiler ist Ausbilder in der Lehrwerkstatt und bringt den Besuchern das Segwayfahren bei.

Martin Imschweiler ist Ausbilder in der Lehrwerkstatt und bringt den Besuchern das Segwayfahren bei.

Foto: BeckerBredel

Ein Teil des großen Weltkulturerbe-Parkplatzes ist am Samstag für die Saarstahl AG reserviert. Anlässlich der Belegschaftsversammlung organisiert der Betriebsrat ein Fest mit buntem Programm und Live-Musik. Eingeladen sind nicht nur die Mitarbeiter und ihre Familien. Auch die Bevölkerung ist willkommen – als Dank für die Unterstützung beim Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze.

„Die Saarländer stehen zu ihrer Stahlindustrie“, sagt der Konzernbetriebsratsvorsitzende Stephan Ahr. Ihre Verbundenheit zeigten die Bürger beim großen Aktionstag im April 2016: Gut 20 000 Menschen gingen damals im Saarland auf die Straße, sie protestierten gegen Dumping-Importe aus China und schärfere Umwelt-Vorschriften der Europäischen Union. Allein auf dem Völklinger Hindenburgplatz versammelten sich damals 9000 Leute. „Die Solidarität der Bevölkerung ist uns sehr wichtig“, versichert Stephan Ahr.

Am Vormittag spielt das Wetter noch nicht mit. Nach einem Regenschauer wird die Hüpfburg trocken gewischt. Die Temperaturen sind ebenfalls wenig sommerlich. Albert Isberner und seine Lebensgefährtin holen sich Jacken. „Man ist immer noch mit der Hütte verbunden“, erzählt der 83-jährige Besucher. Er hat selbst 40 Jahre bei dem Unternehmen gearbeitet. Heute sind seine Schwiegersöhne und seine Tochter in der Stahlindustrie beschäftigt.

Den Teilnehmern des Human-Soccer-Turniers macht ein bisschen Spritzwasser nichts aus, am Riesen-Kicker geht die Post ab. Das Team des Drahtwerks St. Ingbert hat gegen die Kollegen vom Drahtwerk Köln einen schweren Stand. „Olé! Olé! Einer geht noch!“, singen die „Cologne Kickers“ nach dem Führungstreffer zum 2:1. Doch die Saarländer kämpfen wie Löwen. „Das packen wir noch!“, ruft ein Spieler nach dem Aufhol-Treffer zum 2:4. Am Ende verliert die Truppe aus St. Ingbert knapp mit 3:4.

Wer sich zwischen den Spielen stärken möchte, muss nicht lange suchen. Das Angebot an Speisen reicht von Schales bis zum Flammkuchen. Neben der Unterhaltung steht die Information im Vordergrund. Die Saarstahl-Fachabteilungen stellen ihre Arbeit vor, die Werksfeuerwehr zeigt ihr Können. Und die Ausbildungswerkstatt präsentiert einen modernen Schweißsimulator. Das Gerät, das ähnlich wie ein Computerspiel funktioniert, spricht den Nachwuchs an. Im Wettkampf-Modus können sogar mehrere Lehrlinge gegeneinander schweißen. „Wer das beste Ergebnis hat, gewinnt“, erklärt Ausbildungsleiter Patrik Hüttel-Gier.

Auch beim angstfreien Schweißen am Simulator gilt: Übung macht den Meister. „Es hat nicht funktioniert“, berichtet Alysha (10) nach dem Ablegen der Virtual-Reality-Brille. „Du bist noch etwas jung zum Schweißen“, erklärt Vater Andreas Hölzer. Er ist in der Saarschmiede beschäftigt. Durch den Misserfolg lässt sich seine Tochter jedoch nicht entmutigen. Sie wolle später mal bei Papa arbeiten, versichert sie.

Der rund 150 000 Euro teure Schweißsimulator ist seit zwei Jahren erfolgreich im Einsatz. „Man kann die praktische Ausbildungszeit halbieren“, erläutert Hüttel-Gier.

 Mit der Familie auf Entdeckungsreise auf dem Festgelände: (von links) Andreas, Leonie und Yannick Höhn.   

Mit der Familie auf Entdeckungsreise auf dem Festgelände: (von links) Andreas, Leonie und Yannick Höhn.  

Foto: BeckerBredel

Kurz vor Mittag hellen sich dann die Mienen der Organisatoren und der Besucher auf: Der Regen hat sich verzogen, jetzt scheint sogar die Sonne vom blauen Himmel.

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