Saarstahl-Technik weckt die Neugier
Völklingen · Etwa 4000 Menschen arbeiten in den Völklinger Saarstahl-Betrieben. Was machen die dort eigentlich? Und was tun sie in ihrem Alltag sonst noch? In unserer Serie „Menschen bei Saarstahl“ stellen wir in loser Folge Mitarbeiter vor. Heute: Werkführer Klaus Hoffmann.
Mehrere tausend Menschen sind stolz und zufrieden, bei Saarstahl einen festen Arbeitsplatz zu haben. Einer von ihnen ist Klaus Hoffmann. Er ist seit vielen Jahren im Völklinger Werk beschäftigt - allerdings ohne festen Arbeitsplatz. Hoffmann gehört nicht zu den "sesshaften" Mitarbeitern, sondern ist, sagen wir mal, unterwegs in besonderer Mission. Als Werkführer nämlich. Und zwar seit rund 37 Jahren.
Doch zum Urgestein des Völklinger Unternehmens wurde der 69-Jährige über einen viel längeren Zeitraum. Seit über 55 Jahren ist er "Hüttenmann", und er denkt noch lange nicht an den Ruhestand.
Als er kurz vor seinem 15. Geburtstag im Edelstahlwerk eine Lehre zum Blockdreher begann, ahnte er noch nicht, dass die zweite Hälfte seines Berufsweges wirklich ein "Weg" sein würde. Er war 28 Jahre alt und inzwischen als Walzwerker im Nauweiler Gewann beschäftigt, als er für den Betriebsrat freigestellt wurde. Nach vier Jahren machte ihm der damalige Arbeitsdirektor Franz Ludwig ein überraschendes Angebot. Auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten als Werkführer war dem Personalchef wohl der junge Mann aufgefallen, der nicht nur kommunikationsfreudig, sondern auch rhetorisch begabt war. Hoffmann akzeptierte, und er hat es bis heute nicht bereut.
"Am Anfang habe ich die Besucher nicht nur zum LD-Stahlwerk, Nauweiler Walzwerk und Schmiede geführt, sondern auch zu den Hochöfen", erinnert er sich. Als Werkführer musste er auch immer auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben, um die Anlagen erklären und auf entsprechende Fragen Auskunft geben zu können. Daran hat sich bis heute nichts geändert. "Ich muss immer Schritt halten mit den Hightech-Investitionen und vor allem mit der immer komplizierteren Technologie", sagt er, "und ich muss sie nicht nur verstehen, sondern auch erklären können." Wobei er sich jeweils auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einstellt: "Die Arbeit ist immer neu", berichtet er, "denn jede Gruppe ist anders, ich muss auf Schülerfragen ebenso angemessen antworten wie auf Touristenneugier und genaue Nachfragen von Professoren, und ich bin noch nie eine Antwort schuldig geblieben."
Doch nicht nur Freundlichkeit, Menschenkenntnis und technisches Wissen seien für seinen Job wichtig, sondern auch eine gute Kondition. Sechseinhalb Kilometer Fußweg sind bei jeder Führung zurückzulegen, durchschnittlich 50 Mal ist er in jedem Jahr mit Gruppen unterwegs. 190 000 Besucher, viele Tausend zurückgelegte Fußkilometer - und der Job macht ihm immer noch so viel Freude wie am ersten Tag. "Ich kann ja gar nicht anders als gesund bleiben", stellt er lachend fest, "denn ich schwimme ja auch noch täglich meine zwei Kilometer."
Die Führungen beginnen meist am Torhaus 11, wo Hoffmann eine Einführung in die Geschichte und die Anlagen des Unternehmens gibt und auf die Sicherheitsbestimmungen hinweist. Bis zu drei Stunden dauert die Rundreise per Bus und zu Fuß, die auch in die neue Schmiede führt; die Schüler- und Studentengruppen erhalten zum Abschluss einen Imbiss. "Die Rückmeldungen sind zu fast 100 Prozent sehr positiv", berichtet der ambulante Saarstahler, "auch die Rückmeldung für mich selbst, und ich hoffe, dass ich noch lange fit genug bin, diese immer interessanten Begegnungen durchführen zu können."
Wer Interesse an den Führungen durch das Völklinger Saarstahl-Werk hat, kann sich an den Besucherdienst wenden: Tel. (0 68 98)10 30 38.