Serie Menschen im Regionalverband „Es macht einfach Spaß, zu helfen“

Völklingen · Das Ehepaar Niethammer aus Völklingen engagiert sich seit 15 Jahren rührig für eine arme Region in Peru.

 Ruth und Dr. Andreas Niethammer in ihrem Wohnzimmer in Völklingen, wo auch immer mal wieder Konzerte zugunsten ihres Vereins „Hilfe für Ayacucho“ stattfinden. Die farbenfrohen Accessoires von Ruth stammen aus Peru.

Ruth und Dr. Andreas Niethammer in ihrem Wohnzimmer in Völklingen, wo auch immer mal wieder Konzerte zugunsten ihres Vereins „Hilfe für Ayacucho“ stattfinden. Die farbenfrohen Accessoires von Ruth stammen aus Peru.

Foto: BeckerBredel

Hand aufs Herz: Wer räumt schon mal eben gern sein Wohnzimmer um, um etwa 60 zuweilen auch fremden Leuten einen besonderen Abend zu bieten? Mancher würde da zögern. Nicht aber Ruth und Dr. Andreas Niethammer, im Gegenteil. Die beiden veranstalten in ihrem Haus in Völklingen Wohnzimmerkonzerte, bei denen jeweils zwei Künstler auftreten. Fünf gab es bereits, das nächste ist in Planung.

Möbel schieben, Stühle aufstellen, für Bewirtung, Garderobe und mehr sorgen und dann den improvisierten Konzertsaal wieder ins Wohnzimmer zurückverwandeln: Das macht Arbeit, doch das Ehepaar tut’s gern. Und die vier erwachsenen Kinder, deren Familien und viele andere helfen. Denn die Konzerte sind für den gemeinnützigen Verein „Hilfe für Ayacucho“, der auf Initiative der Niethammers  2004 gegründet wurde. Er unterstützt Menschen, vor allem Kinder, in der peruanischen Andenstadt, aus der Ruth stammt und die mit ihrer Umgebung zu den ärmsten Regionen Perus gehört.

In den vergangenen 15 Jahren ist dank der Völklinger, teils auch mit Hilfe weiterer Unterstützer, in Ayacucho und der Nachbarschaft viel passiert. So wurde ein Container mit Kleidern und Schuhen nach Peru gebracht. Man errichtete ein Gesundheitszentrum mit Nähwerkstatt und Hausaufgabenbetreuung, die zwei Angestellten bezahlt der Verein; mittlerweile entstand dort auch ein Spielplatz. Jährlich gibt es Weihnachtsfeiern für mehrere hundert arme Kinder. Feste Schuhe, Schulmaterialien, Sonnenbrillen und vieles mehr wurden gespendet. Die Niethammers berichten auch von einem Fußballprojekt in der Vergangenheit und davon, dass in der Nähwerkstatt Decken und Handtücher als Geschenk für Neugeborene gefertigt werden. Der Verein kauft die Stoffe und entlohnt die Näherinnen.

Die Dankbarkeit der Leute dort sei groß, sagen die beiden 60-Jährigen. Dass es sich so entwickeln würde, hätten sie früher sicher nicht gedacht. 2003 besuchte Dr. Andreas Niedhammer, seit 1996 Kinderarzt in Völklingen, mit seiner Familie Ayacucho. Dort wurde er unverhofft vom Bürgermeister zum Ehrenbürger ernannt. Der verknüpfte das Ganze mit der Hoffnung auf eine Kleiderspende für notleidende Menschen. Das brachte alles ins Rollen. In Niethammers Praxis wurden fortan gut erhaltene Textilien gesammelt. Um das Geld für den teuren Container zusammenzubekommen, ließ man sich zu Feiern Bares schenken. „Bald kam die Idee auf, den Verein zu gründen“, sagt Ruth Niethammer.

Das Ganze wuchs. Mit der heutigen Größe des Projektes sind die beiden zufrieden. „Das Geld langt, um gute Sachen zu machen“, sagt Dr. Andreas Niethammer. „Hilfe für Ayacucho“ hat einen Jahresetat von etwa 30 000 Euro. Die Summe setzt sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und den Erlösen aus Aktionen zusammen. Was Letzteres betrifft, sind die Niethammers  sehr rührig. Ruth, laut ihrem Mann „die Seele“ des Ganzen, macht sich ständig Gedanken, setzt viel mit Elan um. Drei- bis viermal im Jahr verkauft die Hausfrau peruanische Produkte auf Märkten; sie hat auch schon Flohmärkte, englische Tea-Partys und mehr ins Leben gerufen.  Ihr Mann  sorgt, ebenso motiviert, für Einladungen, Werbung, praktische Hilfe. Ihr etwa 20-köpfiger Verein hat schon diverse Kultur-Veranstaltungen organisiert, vom Brunch in der Alten Grube Velsen über Salsa-Abende bis hin zu Multimedia-Shows. „Die Stadt hat uns immer sehr unterstützt“, lobt Andreas Niethammer. Ach ja, und trotz allem kommen beide  noch zu anderem: Sie sind bei den Völklinger Lions aktiv (er ist zurzeit Präsident), sie reisen und joggen gerne. Er spielt Saxofon und Klavier, sie tanzt Zumba und macht Yoga.

Längst hat Ruth Niethammer wieder neue Ideen. Sie liebäugelt mit einer Modenschau mit peruanischen Textilien. Die Begeisterung ist ihr, die in ihrer Heimat  liebevoll „Mama Ruth“ genannt wird, deutlich anzumerken. Es zeigt sich einmal mehr, was das Ehepaar antreibt: „Es macht einfach Spaß, zu helfen.“

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