Rostwurst, Senf und gelber Wagen

SZ-Redakteur Frank Kohler hatte ein überraschendes Rendez-vous. Und seine Frau war dabei.

Mal unter uns, so richtig mögen werde ich viele Volkslieder wohl nie. Nehmen wir mal "Hoch auf dem gelben Wagen". Walter Scheels Überraschungshit zockelt als gemütliche Huldigung ans Reisen, Rasten und Wiederaufbrechen heran und endet mit einem peitschenschwingenden Gerippe, das dich ins Jenseits kutschiert. Andere Weisen lagern von Anfang an große Wehmutsportionen im Gemüt ein. "Kein schöner Land" zum Beispiel, wenn du gerade heimwehgeplagt bist. Dass mir am Samstag ein Rendez-vous mit solchen Liedern bevorstand, war mir nicht recht geheuer. Dann wurde alles gut. Unsere Biertischnachbarn waren höchst unterhaltsam. Wir Kohlers saßen mit ihnen nicht am Brunnen vor dem Tore, sondern unter einem schwer beladenen Apfelbaum. Zwischen zwei alten Weisen raunten wir uns zu, dass wir zuhause eher die Bee Gees und die Beach Boys aus den Boxen lassen, ehe wir fröhlich in die etwas anderen Hits einstimmten. Ich ausnahmsweise ohne Angst, wegen meiner gefürchteten Gesangsbemühungen böse Blicke zu ernten. Lecker wurde das Rendez-vous mit alten Weisen überdies. Der Rosé war kühl, die Rostwurst lecker, der Senf würzig. Er sorgte für die einzig unliebsame Überraschung des Abends, Mostrich-Spitzer, die es sich knöchelnah auf meinen Jeans gemütlich machten. "Tief auf den blauen Hosen" brummte ich zur Melodie des Volksliedes, das ich gar nicht so mag.

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