Raus aus dem Tal der Ahnungslosen

Großrosseln. "Wenn sich eine Gemeinde entwickeln will und ist auf diesem Sektor hinterm Mond zuhause, wird das nichts": So brachte Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD) bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend auf den Punkt, warum er schnell eine bessere Breitband- Versorgung für den Warndt erreichen will

 Vom höchsten Punkt der Halde, auf deren künstlichem Hochplateau die Absinkweiher St. Charles liegen, überblickt man den ganzen Warndt. Das ist nicht nur schön, sondern auch praktisch: Hier soll ein Sender für drahtloses Internet seinen Ort finden. Foto: Stiévenard

Vom höchsten Punkt der Halde, auf deren künstlichem Hochplateau die Absinkweiher St. Charles liegen, überblickt man den ganzen Warndt. Das ist nicht nur schön, sondern auch praktisch: Hier soll ein Sender für drahtloses Internet seinen Ort finden. Foto: Stiévenard

Großrosseln. "Wenn sich eine Gemeinde entwickeln will und ist auf diesem Sektor hinterm Mond zuhause, wird das nichts": So brachte Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD) bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend auf den Punkt, warum er schnell eine bessere Breitband- Versorgung für den Warndt erreichen will. Wenn Geschäfts- und Privatleute gar nicht ins Internet kommen oder nur mit extrem langsamer Datenübertragung, ist das ein massiver Standortnachteil. Den haben große Teile Großrosselns bisher. Nur in Emmersweiler und einigen Karlsbrunner Straßen gibt es eine schnelle Internet-Verbindung mit einer Datenübertragungsrate von 16 Megabit pro Sekunde (MBit/s). In Großrosseln und Dorf im Warndt jedoch ist für die meisten Haushalte nicht mal das langsame Netz-Tempo von zwei Mbit/s erreichbar. Am schlechtesten ist Naßweiler dran: Dort ist selbst eine superlangsame Verbindung mit einem Mbit/s nicht selbstverständlich.Das soll sich jetzt ändern. Rasch. Und - wichtig für die finanzklamme Gemeinde - ohne Belastung des kommunalen Haushalts. Wie das gehen kann, erläuterten Thomas Haböck, beim kommunalen Zweckverband e-Go zuständig für die Breitband-Versorgung, und Volker Musebrink von der Saarbrücker Firma intersaar.de in der Ratssitzung. Nämlich mit drahtlosen Verbindungen.

Diese Technik, "wirelesse DSL" genannt, sei eine "vollwertige Alternative" zu leitungsgebundenem Internet, sagte Musebrink, der sich mit seiner Firma darauf spezialisiert hat. Dazu müsse außen am Haus eine kleine Antenne montiert werden. Und zwar so, dass sie "Sichtkontakt" habe zu einem größeren Verteiler. Der passende Ort für den Haupt-Sendemast sei schon gefunden: auf der Halde St. Charles, genauer: auf dem Wasserturm dort. Von dieser Höhe aus lasse sich ein großer Teil der Gemeinde direkt versorgen. Anderswo seien Zwischenverteiler nötig. Orte dafür: das Fördergerüst am alten Schacht Merlebach-Nord in St. Nikolaus, die Naßweiler Kirchtürme und der Siloturm der Mühle Juchem in Großrosseln. Man arbeite dabei mit Richtfunk und deutlich schwächerer Abstrahlung als beim Mobilfunk. Noch im Herbst soll der Anlagenbau beginnen. In Großrosseln, sagte Musebrink, sei das neue System vielleicht noch vor Weihnachten verfügbar. In Naßweiler soll es zwischen Ostern und Pfingsten 2013 so weit sein.

Die VSE Net, berichtete Dreistadt, baue derzeit schrittweise auch das Kabelnetz aus. Doch erst 2019/20 werde man damit in Naßweiler ankommen - "und so lange wollen wir nun doch nicht warten".

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Hintergrund

Breitband-Versorgung im ländlichen Raum wird öffentlich gefördert. Die Kommune muss dazu den Bedarf ermitteln und Anbieter fragen, ob sie bereit sind zum Netzausbau. In Großrosseln haben die Anbieter eine "Wirtschaftlichkeitslücke" in sechsstelliger Höhe ausgerechnet, die mit öffentlichem Geld gefüllt werden müsste. dd

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