Stelle des Kantors ist wieder besetzt Rainer Oster ist neuer Organist der Versöhnungskirche

VÖLKLINGEN · Wenn Rainer Oster Orgel spielt, trägt er gerne Tanzschuhe. Deren Wildledersohlen sind dünn und glatt. Gummisohlen würden an den Pedalen kleben bleiben, erläutert der Musiker. Und das wäre hinderlich.

Rainer Oster ist der neue Organist und Kantor in der Versöhnungskirche in Völklingen. 

Foto: BeckerBredel

Schließlich wird ein Orgelpedal nicht durchgetreten wie die Kupplung eines Autos. Wenn die Füße über die Pedale huschen, gibt es nur kurze Kontakte. Neben dem richtigen Schuhwerk benötigt ein guter Kirchenmusiker natürlich Talent und Fleiß. „Ich übe jeden Tag“, versichert Oster, „und das mit großem Vergnügen.“ Seit Juli ist der 56-Jährige Kantor der Versöhnungskirchengemeinde Völklingen. Er organisiert Konzerte, kümmert sich in den Gottesdiensten um die Musik und leitet den Gemeindechor.

Rainer Oster ist Nachfolger von Lutz Gillmann, der seit 2015 als Kirchenmusiker in der Versöhnungskirche wirkte. Deren Orgel wurde in den Jahren 1929 und 1930 von der Ludwigsburger Orgelbauwerkstatt Eberhard Friedrich Walcker erbaut. Fast 4000 Pfeifen verteilen sich auf 54 Register. „Die Dame ist eine alte Bekannte“, verrät Oster mit Blick auf das imposante Instrument, „ich durfte schon als Jugendlicher hier üben.“ Damals betreute ihn Kantorin Sophie Mayer. Deren Enkel Jonas Mayer studierte später vorübergehend bei Oster. Jetzt kreuzen sich die Wege der beiden Organisten erneut. Jonas Mayer ist nämlich Dekanatskantor in der katholischen Nachbarpfarrei St. Eligius. Oster freut sich, dass er mit einem alten Bekannten zusammenarbeiten kann.

Während der Kantoren-Vakanz bei den Völklinger Protestanten führte Mayer auch den Chor der Versöhnungskirche. Als Projektchor traten die Sängerinnen und Sänger beider Kirchen gemeinsam auf. Inzwischen hat der evangelische Chor seinen neuen Chef kennen gelernt. Die Chemie scheint zu stimmen, die erste Probe lief gut. „Es hat sehr viel Vergnügen gemacht“, versichert Rainer Oster. Der neue Organist hat an den Musikhochschulen in Saarbrücken und Stuttgart studiert – neben dem Instrument Orgel auch die Fächer Kirchenmusik und Musikerziehung. Über die Jahre hatte er Lehraufträge an drei Musikhochschulen. Zuletzt unterrichtete er zwölf Jahre Orgel an der Hochschule für Musik Saar. Das Engagement dort hat er beendet. Der Musikpädagogik bleibt er aber treu, gerne gibt er sein Wissen weiter: An der Musikschule in Homburg betreut er eine Klavierklasse. Und für das katholische Bistum Speyer bildet er nebenberufliche Kirchenmusiker aus.

An seiner neuen Wirkungsstätte in Völklingen will er zwei Projekte angehen. Mit einigen Freunden gründete Oster vor elf Jahren die Stiftung „Historische Musik“. „Wir haben angefangen, die Bachkantaten aufzuführen“, erläutert er. Bisher fanden die Konzerte in der Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken statt. Zukünftig, so der Plan, sollen die Werke in der Versöhnungskirche zu hören sein. In dem Gotteshaus will Oster auch Emporenkonzerte geben, bei denen die Zuhörer dem Organisten über die Schulter schauen. Dann können sie hautnah miterleben, dass beim Orgelspiel ganzer Körpereinsatz gefragt ist. Während Osters Füße die Pedale streicheln, huschen die Finger über die Manuale. Gegen Ende des Gesprächs verrät der neue Kantor, was ihn schon als Bub an der Versöhnungskirchen-Orgel fasziniert hat. Es ist ein ganz bestimmter Klang. „Untersatz 32 Fuß“ steht auf dem Schaltknopf, den er drückt. Als er anschließend ein Pedal bedient, ertönt ein tiefer, durchdringender, beinahe dröhnender Ton. „Klingt fast wie eine Harley“, sagt der Organist mit einem Schmunzeln.

Am Sonntag, 24. Juli, 17 Uhr, wird Rainer Oster mit einem Konzert-Gottesdienst in der Versöhnungskirche in sein Amt eingeführt.