Radhelm ab zum Gucken

Wehrden · Den Reiz des Wassers genießen: Am Wehrdener Saarufer, unweit der Rosselmündung, begegnen sich dabei Bootsfahrer, Radler und Spaziergänger. In unserer SZ-Serie haben wir den einladenden Pfaden am Fluss nachgespürt.

Was wohl die Strompolizei macht, Strom abstellen etwa? Nein, die Strompolizei hat nichts mit Elektrizität zu tun, sondern mit Gewässeraufsicht. Wenige Menschen haben sie wohl je zu Gesicht bekommen. Vielleicht ergibt sich aber einmal die Gelegenheit am Wehrdener Saarufer. Dort steht nämlich ein seltenes strompolizeiliches Schild, Aufschrift "Benutzen strompolizeilich verboten", und zwar ausgerechnet dort, wo sich die Förderer der Naherholung viele Besucher hinwünschen: an der Rosselmündung.

Weil hier seit vier Wochen eine doppelt mannsgroße Skulptur vom letzten Wehrdener Fährmann erzählt und mit Geld von der EU ein einladender Rastplatz mit Sicht auf das Weltkulturerbe eingerichtet wurde, kommen erfreulich viele Neugierige, so dass es für die Strompolizei vielleicht sinnvoll wäre, die Übertretungen aktenkundig zu machen. Aber halt, das Verbot zielt in erster Linie auf Mofas (sind auch da!). Fußgänger und Radler, die Hauptzielgruppe, dürfen das Ufer immerhin "auf eigene Gefahr" betreten.

Am liebsten bleiben sie allerdings dicht am Leinpfad, betrachten den Fluss, die Gegend und die fest gemachten Boote gegenüber aus sicherer Entfernung, setzen sich auf die Bank, trinken was Mitgebrachtes. Viele nehmen sogar den Helm ab, das ist ein schönes Kompliment. Oft lassen Radtouristen ja den Helm sogar beim Rasten auf, weil es sich nicht lohnt, ihn ständig auf- und abzusetzen.

Wenn sich herumspricht, dass es in Wehrden nicht nur einen qualitätvollen neuen Aufenthaltsort gibt, und zwar mitsamt strompolizeilicher Anordung, kommen vielleicht noch mehr Touristen, machen Fotos und stellen sie ins Internet oder sogar in Bildbände über komische Schilder.

Wer unter der Brücke in Richtung Wehrdener Platz spaziert (Vorsicht vor sportlichen Radfahrern, sie lieben es, diese Stelle flink zu passieren!), kann gleich noch eine weitere seltene Vorschrift ablichten. An der Schiffsanlegestelle "Völklingen Weltkulturerbe" ist das "Entladen von Schiffsmüll nicht gestattet" - als ob je ein Kapitän hier gehalten und versucht hätte, dergleichen zu tun. Könnte aber noch kommen. Die Völklinger würden jedes Schiff gern sehen, vielleicht selbst dann, wenn es Müll entladen würde. Hauptsache, es kämen auch ein paar Leute von Bord.

An dem Stadtteil Wehrden liegt die geringe Nachfrage nicht, er hat sich in den letzten 20 Jahren an wesentlichen Orten wie diesen deutlich zum Schönen und Sauberen verändert. Das riesige, architektonisch strenge Hafenareal ist ebenso gepflegt wie die "Aussichtsplattform" Wehrdener Platz ("Fußballspielen verboten", es profitiert die ideenreiche Bepflanzung) und die Platanen-Promenade entlang der Saarstraße. Die könnte man sich auch in Mainz oder Düsseldorf so vorstellen. Blicke in alle Richtungen bieten Abwechselung und Interessantes.

Selbst bei Völklingern noch nicht so bekannt ist der - namenlose - schmale Fußgängerweg, der seit einigen Monaten von der Saarstraße und deren Parkflächen zur Kulturhalle führt. Dieser Durchstich, gelegen zwischen dem rechten "Meisterhaus" und dem Spielplatz, ist in gelbrötlichen Betonsteinen ausgeführt und weist zwei noch nicht gestaltete Ausbuchtungen auf - für Bänke? Fürs Ausweichen, wenn ihn zu viele Leute auf einmal benutzen? Egal, er ist jedenfalls eine wunderbare Abkürzung für jeden, der von der Saar schnell zur Halle will. Oder zum kleinen, hübsch terrassierten und begrünten Park daneben.

Er liegt direkt unterhalb der Schaffhauser Straße und leidet etwas unter dem Lärm des Verkehrsstroms. Doch wer die Gabe hat, das Laute auszublenden und nur zu sehen, der kann hier einen Lieblingsplatz finden. Hin und wieder sieht man ältere Leute, die hier glücklich in Gedanken versinken. Und kleine Kinder mögen die freundlich guckenden Figuren aus Holz, Frosch und Schildkröte. Da schmilzt das Herz des härtesten Strompolizisten. > Serie wird fortgesetzt.

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