Hüttenjazz-Finale Premierenwerk krönt Hüttenjazz-Finale

Völklingen · Die mittlerweile längst etablierte Musikreihe auf dem Völklinger Zimmerplatz setzte am Freitag den Schlussakord. Gruppe Kevin Naßhan stellt die erste Komposition ihres Bassisten, „King Kong“, vor.

 Free Jazz in seiner reinsten Form servierte das Kevin Naßhan Quintett dem begeisterten Hüttenjazz-Publikum.

Free Jazz in seiner reinsten Form servierte das Kevin Naßhan Quintett dem begeisterten Hüttenjazz-Publikum.

Foto: BeckerBredel

Fast über die Grenzen der Melodik und des harmonischen Zusammenspiels hinaus trieben es die Jazzer des Kevin Naßhan Quintetts am Freitag zum Finale des Hüttenjazzsommers im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Free Jazz heißt diese Disziplin der Musikform, die den Musikern sowieso schon die meisten Freiheiten gestattet, und so beenden die Musiker ihr eigenwilliges Zwischenspiel abrupt, ehe das Ganze in einem irrwitzigen Crash endet. Wie jetzt den Vortrag wieder in geeignete Bahnen lenken? Mit Hilfe des Publikums. Ba-Bap, Ba-Bap, Ba-Bap, Ba-Da-Bap, so geht der Taktschlag, den die aufmerksamen Zuhörer auf dem Zimmerplatz jetzt klatschen sollen. Und sie tun den Jazzmusikern den Gefallen, die das rhythmische Thema wenig später aufgreifen, um ihr Stück zu beenden.

Trompeter Niklas Müller, Sebastian Degen am Saxofon, Kaori Nomoura am Piano und Stephan Goldbach am Kontrabass komplettieren das nach ihrem Schlagzeuger benannten Quintetts. Die Schlagzeuger standen die Saison über im Fokus, wie auch Weltkulturerbe-Chef Reiner Maria Grewenig noch einmal betonte: „Eine erfolgreiche Reihe unter dem Zeichen der Jazzschlagzeuger mit fantastischer Stimmung.“ Sein Ausblick: „Unser Festival hat inzwischen zum 18. Mal stattgefunden, und es hat sich kontinuierlich gesteigert.“ Zwar gelte der Grundsatz des Finanzvorbehaltes, doch: „Wir versuchen im kommenden Jahr erneut eine Hüttenjazzreihe zu veranstalten.“ Übrigens: Nach zwei völlig verregneten Veranstaltungen passte das Wetter wieder. Sonnenschein und angenehme Temperaturen zum Hüttenjazzfinale.

Für Bistro B40-Wirt Jürgen Rein keine Überraschung: „Klar, der Chef ist ja auch wieder da.“ Zurück zur Musik. Naßhan und seine Combo geben sich meist laut- und klangmalerisch. Szenen, wie sie sich in der Unterstadt jederzeit abspielen können, zeichnen sie mit ihren Instrumenten im Titel „Downtown“. Selbstverständlich mit allerhand Gelegenheit, mit ausführlichen Solos der einzelnen Musiker zu glänzen, und somit auch die Macken weniger Stadtbewohner herauszuheben. Und kurz vor dem  Abschluss noch was Monumentales. Bassist Goldbach hat sein Premierenwerk ausgerechnet zum Abschlusskonzert seines Studiums in Saarbrücken, das er gemeinsam mit seinem Schlagzeuger absolviert hat, komponiert. Naßhan in seiner Anmoderation: „Vorher hat er nie selbst was geschrieben.“ Das Ergebnis hält er für großartig: „Ich bin froh, dass Stephan es jetzt für unsere Formation frei gegeben hat, es handelt sich um eine dreiteilige Suite mit dem Titel ,King Kong‘.“ Wie das oft unterschiedlich inszenierte Drama um den Riesenaffen, ist also auch Goldbachs Werk in drei große Abschnitte untergliedert. Zunächst klingt das nach Wildnis, in der die Abenteurer im Hollywood-Streifen ja den Gorilla-Giganten aufgespürt haben. Es folgen Themen zu Liebe und Spektakel im Mittelteil und die dramatische Tragödie zum Schluss.

 Lockere Atmosphäre auf dem Zimmerplatz.

Lockere Atmosphäre auf dem Zimmerplatz.

Foto: BeckerBredel

Klar, dass sich das Publikum daraufhin noch eine Zugabe eingefordert hat. Auch, um den endgültigen Jahresabschluss der beliebten Reihe noch ein Viertelstündchen hinaus zu zögern. Was die Fünf auf der Bühne selbstverständlich gerne erfüllten.

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