Poesie im passenden Rhythmus

Völklingen. Ein nicht alltägliches Konzert erlebten die Freunde der Reihe Tuesday-Station-Music am vergangenen Dienstag im Alten Bahnhof Völklingen. Statt der üblichen Ration Rock und Blues gab es von der Bühne herab erlesene Poesie musikalisch verpackt. Goethe, Schiller, Tucholsky und Ringelnatz also, statt den Hooters, Creedance Clearwater Revival, den Beatles und Co

 Drei Musiker, die klassische Literatur lieben und auch gerne vertonen. Foto: Andreas Lang

Drei Musiker, die klassische Literatur lieben und auch gerne vertonen. Foto: Andreas Lang

Völklingen. Ein nicht alltägliches Konzert erlebten die Freunde der Reihe Tuesday-Station-Music am vergangenen Dienstag im Alten Bahnhof Völklingen. Statt der üblichen Ration Rock und Blues gab es von der Bühne herab erlesene Poesie musikalisch verpackt. Goethe, Schiller, Tucholsky und Ringelnatz also, statt den Hooters, Creedance Clearwater Revival, den Beatles und Co.Michael Marx an der Gitarre, Nino Deda am Akkordeon und Amby Schillo abwechselnd an den Rhythmusinstrumenten und am Kontrabass haben sich diese besondere Vortragsform der Lyrik ausgedacht. "Irgendwann saßen wir in der Kölner Wolkenburg, einem renommierten Lokal, mittendrin und musizierten, während die Leute aßen." Zum Beispiel ein vermeintliches Werk von Tucholsky, wie Marx ausführlich erklärte. "Die Bankenkrise gab es also auch schon früher", so hätten die Musiker gedacht, als sie das Gedicht "Wenn die Börsenkurse fallen" in die Hände gefallen war. Freilich in der Annahme, dass das Werk tatsächlich aus Tucholskys Feder stammt. Irgendwann habe sie aber ein Kenner darauf hingewiesen, dass Richard Kerchhofen die Zeilen 2008 verfasst habe. "Ob nun von Tucholsky oder nicht, scheißegal, weil saugut, es handelt von der Maßlosigkeit der Finanzmärkte", so Marx.

Instrumente brauchten die drei für diesen Titel nicht, wie einige andere der vorgetragenen Gedichte wurde er a-capella intoniert. "Übrigens hat es jetzt auch Johann Wolfgang von Goethe in unser Programm geschafft, den wir zwei Alben lang ignoriert hatten", so Marx. Er meint: "Wenn er das irgendwie mitbekommt, freut er sich sicher tierisch in seinem Grab." Zu Goethe sagt er: "Bei ihm ist immer alles unheimlich spannend, und wenn man meint ,Oh Gott, oh Gott', dann geht alles anders aus, als man denkt."

So auch im ausgewählten Stück, dem auch als "Der Türmer" bekannten Totentanz. Anders als gedacht läuft es auch im echten Tucholsky-Stück, "C'est la vie". Dort heißt es zum Schluss: "Man möchte immer eine große Lange und dann bekommt man eine kleine Dicke". Mit feinem Humor durchsetzt sind die Gedichte von Ringelnatz. Von ihm haben die drei "Überall ist Wunderland" im Programm.

Kommenden Dienstag geht die Reihe "Tuesday-Station-Music" um 20 Uhr mit der Sammy Vomacka weiter, der Eintritt ist kostenlos. Neun Euro Eintritt kostet das Sonderkonzert am Sonntag ab 20 Uhr mit Memo Gonzales und den Bluescasters.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort