Pfarreienreform für Völklingen, Köllertal, Warndt Der neue „Raum“ für 55 000 Katholiken

Völklingen/Köllertal/Warndt · Pfarreienreform: Der neue „Pastoraler Raum Völklingen“ umfasst auch das Köllertal und den Warndt – einiges ändert sich.

 Die Eligius-Kirche in Völklingen – ihr Pfarrhaus wird die Zentrale des neuen „Pastoralen Raums Völklingen“.

Die Eligius-Kirche in Völklingen – ihr Pfarrhaus wird die Zentrale des neuen „Pastoralen Raums Völklingen“.

Foto: BeckerBredel

Kein Bundesland zählt, gemessen am Bevölkerungsanteil, so viele Katholiken wie das Saarland. Doch auch hier, wo laut Volkszählung von 2011 etwa 62 Prozent der Bürger katholisch sind, steckt die Kirche in der Krise – da macht auch der neue „Pastorale Raum Völklingen“ keine Ausnahme. Austritte, weniger Kirchensteuereinnahmen, Diskussionen um Missbrauchsskandale und Gleichstellungsdefizite, oft gähnende Leere bei Gottesdiensten, aber auch Priestermangel und Nachwuchssorgen: die Problemliste ist lang. Nun startet zum 1. Januar das Bistum Trier, zu dem nahezu das gesamte Saarland gehört, seine – auf Druck von Rom deutlich abgemilderte – Pfarreienreform, um die Ergebnisse der letzten Diözesansynode umzusetzen.

Ziel dabei ist es, „diakonisch-missionarische Kirche“ zu sein. Und es sollen neben den bereits bestehenden „Orten von Kirche“ – wie Kitas, Seniorenheimen,  Kirchen-Mobilen und Frauenkirche – weitere entstehen. Im ersten Schritt entstehen im Saarland durch freiwillige Fusionen von Kirchengemeinden neue Pfarreien sowie drei „Pastorale Räume“ in Saarbrücken, Völklingen und Wadern.

Der „Pastorale Raum Völklingen“ entspricht von seiner Ausdehnung dem bisherigen Dekanat Völklingen, zu dem auch Großrosseln und die drei Köllertal-Kommunen Püttlingen, Heusweiler und Riegelsberg gehören. Zusammen zählen die hier vereinten Pfarreiengemeinschaften und Pfarreien rund 55 000 Kirchenmitglieder.

Zu den Neuerungen: Der Gottesdienstbesuch ist nicht zuletzt auch wegen der Corona-Pandemie weiter rückläufig geworden. „Deshalb werden wir in Zukunft  auch die Gottesdienste dem Bedarf und dem vorhandenen Personal anpassen müssen“, sagt der seit 2003  in Riegelsberg und Köllerbach zuständige Pfarrer Franz-Josef Werle (61), der auch seit fast einem Jahrzehnt Dechant im Dekanat Völklingen ist. Er wurde vom Trierer Bischof Stephan Ackermann zum leitenden Pfarrer in das dreiköpfige Leitungsteam des neuen Pastoralen Raums Völklingen ernannt. Zum Leitungsteam gehören zudem die 37-jährigen Theologin Sarah Engels und der 56 Jahre alten Personalrefenten Francesco Caglioti, Beide waren bisher im Bischöflichen Generaklvikariat in Trier angestellt.

Der Dienstsitz des neuen Leitungsteams wird das Pfarrhaus St. Eligius in Völklingen sein. „Wir werden hier in unserem Pastoralen Raum voraussichtlich keine Kirche schließen“, betont Werle, fügt aber mit Hinweis auf Wirtschaftslichkeitsgebote und Renovierungsstau auch hinzu: „Am Wochenende kann nicht in jeder Filialkirche, auch nicht mehr in jeder Pfarrkirche Sonntags-Gottesdienst gefeiert werden.“

Sieben Priester im aktiven Dienst gebe es derzeit im Pastoralen Raum Völklingen, dazu die Ruhestandsgeistlichen, die dankenswerterweise mithelfen. Zurzeit gibt es aber auch zwei Vakanzen: in den Pfarreiengemeinschaften Völklingen und Heusweiler. Kurzum: „Es finden notgedrungen nicht mehr überall Gottesdienste statt. ‚Allen-alles-überall’, das geht so nicht mehr, das ist auch nicht mehr notwendig. Die Gläubigen müssen etwas flexibel sein und zusammenkommen und dahin gehen, wo etwas stattfindet. Dies gilt besonders an ‚Orten von Kirche’ und bei besonderen Festen und Feiern“, erklärt Werle.

Dem Dechant ist es ein besonderes Anliegen, bei allen Strukurreformen die Seelsorge nicht zu vergessen. Einzelseelsorge sei heute mehr denn je angesagt, sei es bei Hausbesuchen, Kondolenzgesprächen oder Beerdigungen, bei Taufen, der Erstkommunion und bei Einzel-Seelsorgegesprächen, die immer mehr angefragt würden.  „Da kommen wir mit vielen Menschen in Kontakt, besonders auch mit jungen Menschen.“ Die wollten meist persönlich angesprochen werden.

„Jugend braucht in erster Linie Begegnung“, sagt Werle, „und wir brauchen auch Hauptamtliche, die sich, mit ehrenamtlichen Gruppenleitern an der Seite, um attraktive Angebote für Jugendliche kümmern.“

Pastoralreferent Klaus Friedrich mache da bereits sehr gute und beispielgebende Arbeit im Dekanat. Gute Ansatzpunkte seien dabei neben Kindergarten und Schule die Messdienerarbeit und die Begleitung von Firmbewerbern.

Zum Personal im Pastoralen Raum gehören neben allen Priestern auch die Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, sowie weitere haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.

Der Pastorale Raum wird aber auch eine rechtliche Größe sein. In ihm ist eine Verbandsvertretung zu wählen. Dieser wird das Geld zugewiesen, das vom Bistum an den pastoralen Raum fließt. Die Pressesprecherin des Bistums, Judith Rupp, schildert: „Die fusionierten Pfarreien erhalten vom Bistum sogenannte Schlüsselzuweisungen für ihre finanziellen Belange, daran ändert sich durch den Zusammenschluss nichts.“

Das angestellte Personal, wie  Kirchenmusiker, Sekretärinnen, Küster, Hausmeister, Anlagepfleger oder Reinigungskräfte, wird künftig beim Pastoralen Raum angesiedelt werden. Dieser Schritt wird im Laufe des nächsten halben Jahres umgesetzt.

Harald Cronauer, der Sprecher der Initiative Kirchengemeinde vor Ort, hatte mit seiner Intervention in Rom mit dazu beigetragen, dass die ursprünglichen Reformpläne von Bischof Ackermann zu nur noch zehn „Pfarreien der Zukunft“ im gesamten Saarland nicht umgesetzt werden konnten. Er gibt sich ob der neuen Reform nicht unzufrieden: „Prinzipiell sind wir nicht gegen Pastorale Räume. Wir haben jetzt erst mal alle Pfarreien und wichtigen Gremien erhalten.“ Das könne in den nächsten fünf Jahren, also in der Übergangszeit, so bleiben. Doch Cronauer, Jurist und früherer FDP-Landeschef, der in Quierschied wieder als Vorsitzender  des Pfarrgemeinderats kandidiert, warnt auch: „Wir lehnen es ab, dass Pfarrer in den Pfarreien vom Bischof nur als Verwalter eingesetzt werden, also nicht als Pfarrer nach Kirchenrecht.“ Wenn das Leitungsteam irgendwelche Macht und Herrschaftsansprüche  über Pfarrer und die einzelnen Pfarreien bekommen sollte, würde man gegen entsprechende Dekrete gegebenenfalls auch wieder mit Protesten oder Klage vorgehen.

Dazu erklärt Pressesprecherin Rupp: „Zur Errichtung der Pastoralen Räume und der damit verbundenen Kirchengemeindeverbände wird der Bischof noch im Laufe des Jahres die entsprechenden Dekrete erlassen, sowie ein Statut, worin  dann Organe, Aufgaben, Rechte und Pflichten beschrieben sind. Die Pastorale Räume sollen auch evaluiert werden, denn es geht ja darum, auch neue Erfahrungen zu machen und diese dann zu überprüfen.“

 Das Pfarhaus neben der Kirche St. Eligius in der Rathausstraße.

Das Pfarhaus neben der Kirche St. Eligius in der Rathausstraße.

Foto: BeckerBredel
 Pfarrer Franz-Josef Werle, Dechant des bisherigen Dekanats Völklingen, leitet auch den künftigen „Pastoralen Raum Völklingen“.

Pfarrer Franz-Josef Werle, Dechant des bisherigen Dekanats Völklingen, leitet auch den künftigen „Pastoralen Raum Völklingen“.

Foto: Andreas Schlichter

Neben Völklingen, Saarbrücken und Wadern sollen sieben weitere Pastorale Räume im Saarland bis zum 1. Januar 2023 folgen.

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