Patrizias Minimini-Supermarkt

Völklingen · Auf 20 Metern mit kleinen Läden ist die Einkaufswelt in der Rathausstraße noch in Ordnung. Mittendrin sitzt Patrizia Mansion, stets gut gelaunt, mit ihrem Geschäft, in dem man verblüffend viele Dinge findet.

 Briefmarken, Puppen, Grablichte, Heftpflaster, Batterien, Parfüm, Schulhefte, selbst gestrickte Babysöckchen: Patrizia Mansion bietet in ihrem Zeitschriftenladen in der Rathausstraße nebenher noch vieles an, was der Mensch so braucht. Und das stets mit einem Lächeln als Zugabe. Foto: Jenal

Briefmarken, Puppen, Grablichte, Heftpflaster, Batterien, Parfüm, Schulhefte, selbst gestrickte Babysöckchen: Patrizia Mansion bietet in ihrem Zeitschriftenladen in der Rathausstraße nebenher noch vieles an, was der Mensch so braucht. Und das stets mit einem Lächeln als Zugabe. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Wir wollen zum Zeitschriftenladen von Patrizia Mansion, und da fällt uns zunächst etwas sehr Interessantes auf: In der Völklinger Rathausstraße gibt es zwischen Eligiuskirche und Altem Rathaus eine Ladenzeile mit einem halben Dutzend Geschäften, und diese 20 Meter sind wunderbar geeignet für eine gründliche Wellnesstour.

Um eine Zeitung am Ende der Ladenzeile zu kaufen, gehe man zuerst zum Anfang der Strecke, in das Friseurgeschäft nämlich. Hier lässt man sich das Haupthaar trendig schneiden und formen und sucht dann, eine Tür weiter, im Internetshop die ebenso trendigen Schnickschnacks für unser Smartdinges. Danach lassen wir natürlich unseren neuen Kopf im Fotogeschäft großformatig ablichten, bevor nebenan in der Massagepraxis unsere Nackenmuskeln gewellnesst werden. Im Wolllädchen dann decken wir uns in weiser Voraussicht schon mal ein mit trendigem Material für den Winter. Eine Tür weiter, und wir haben eine saftige Pizza in der Hand, mit der wir uns - wie neu geboren - in der Sitzecke von Patrizias Tabak- und Zeitschriftenladen niederlassen.

"Kaffee gefällig?", fragt die Chefin, und über das Angebot wundern sich höchstens noch Fremde, denn Patrizia führt hier einen Minimini-Supermarkt. Briefmarken gefällig? Puppen? Grablichte? Oder Heftpflaster, selbst gestrickte Babysöckchen, Batterien, Parfüm, Schulhefte? Alles da! Und natürlich Patrizia, die gut Gelaunte, die 43-Jährige, die dieses Geschäft vor 18 Jahren übernahm und nun gemeinsam mit ihrer Kollegin Gudrun Kammy führt. Die Arbeit macht ihr Freude, man sieht es ihr an, auch morgens um 6 Uhr, wenn die ersten Kunden in den Laden kommen. Unsere Vermutung, dass ihre Lebensfreude aus einer guten Ehe resultiert, stimmt nicht. "Ich bin nicht verheiratet", sagt sie. "Aber in Partnerschaft?" "Ja." "In wilder Ehe etwa?" "Ja, ziemlich wild", sagt sie und lacht sich brezelig mit ihren beiden Freundinnen in der Sitzecke.

Doch dann wird sie ernst und erzählt, was hier vor vier Jahren geschehen ist: "Im Abstand von acht Monaten wurden wir zwei Mal überfallen und mit einem Messer bedroht, wahrscheinlich jedes Mal vom selben Täter. Der Schreck sitzt mir heute noch in der Kehle. Aber zum Glück musste er ohne Beute abziehen." Beim ersten Mal wurde ihre Kollegin am Arm und im Gesicht verletzt. Beim zweiten Mal sah Patrizia vom Büro aus den Täter auf dem Kontrollmonitor der Videoüberwachung, beobachtete jedoch auch, wie zugleich zwei Kunden den Laden betraten. "Da hat er schnell das Messer weggesteckt, zwei Päckchen Zigaretten gekauft und ist abgehauen. Die Phantombilder sind so deutlich, die könnte der Kerl als Passbilder verwenden, er kann sie ja der Polizei abkaufen", sagt sie - und lacht wieder.

Die Überwachung durch - versteckte - Kameras wurde inzwischen noch verbessert "Das beruhigt mich sehr", erklärt sie, "aber überhaupt frage ich mich, welche Schätze man hier in meinem kleinen Geschäft vermutet und rauben könnte."

Es ist 18 Uhr. Ein letzter Kunde stürzt herein, er braucht Zigaretten . Dann geht Patrizia hinaus, um die Auslagen hereinzuholen. Wie jeden Abend ergibt sich noch ein kleiner Plausch mit den anderen Wellness-Versorgern, die ebenfalls ihre Drehständer und Tische vom Bürgersteig räumen. Um 18.10 Uhr ruft Patrizia "Tschüs, bis morgen!", und die Straße entlang, je nach Entfernung leiser werdend, hallt es zurück: "Tschüs, Patrizia, bis morgen, tschüs . . ."

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