Ortsrat votiert einstimmig für Thalia

Ludweiler · Der Theaterverein bekommt mehr Platz im Alten Bürgermeisteramt in Ludweiler. Der Heimatkundliche Verein Warndt, Träger des Glas- und Heimatmuseums in dem Gebäude, soll dafür das Erdgeschoss räumen.

 Die Thalia-Mitglieder haben jetzt allen Grund zum Küssen wie hier Nelly Brügelmann und Josef Sedlmeier bei einer Szene aus dem jüngsten Erfolgsstück „Kreuzfahrt im Schweinestall“. Es war nicht schön, Besucher abweisen zu müssen, weil es im Theaterraum an Platz fehlt. Archivfoto: Jenal

Die Thalia-Mitglieder haben jetzt allen Grund zum Küssen wie hier Nelly Brügelmann und Josef Sedlmeier bei einer Szene aus dem jüngsten Erfolgsstück „Kreuzfahrt im Schweinestall“. Es war nicht schön, Besucher abweisen zu müssen, weil es im Theaterraum an Platz fehlt. Archivfoto: Jenal

Montag, der 13. Februar, wird als Glückstag in die Geschichte des Theatervereins Thalia Ludweiler eingehen. Alle 13 Ortsratsmitglieder haben am Montagabend dafür gestimmt, dem Verein mehr Platz im Alten Bürgermeisteramt einzuräumen. Er erhält nun die gesamte linke Hälfte des Erdgeschosses. Damit wird der Spielraum von bisher 60 auf über 100 Plätze erweitert. Da bestehen gute Aussichten, dass Thalia nicht noch einmal wie bei der jüngsten Spiel-Reihe - dies war die Komödie "Kreuzfahrt im Schweinestall" - trotz 13 Aufführungen schon Monate vor der Premiere "Ausverkauft!" melden muss. Ein Bistro und eine Garderobe kommen hinzu, und auch der Fundus, bisher in einem Container ausgelagert, kommt nun unter Dach und Fach.

Der Völklinger Stadtrat hat am 30. März das letzte Wort, doch nach diesem eindeutigen Votum des Ludweiler Ortsrates wird er wohl nicht anders entscheiden. Das Gremium brauchte für die Beratung nicht einmal zehn Minuten. "Wir hätten nicht gedacht, das das so schnell geht", meinten Vorstands-Frauen, die man auch regelmäßg als Darstellerinnen auf der Bühne sieht.

Der Heimatkundliche Verein Warndt (HVW) empfindet derweil den Montag mit dieser doppelten 13 als ausgesprochenen Pechtag. Der Beschluss bedeutet nämlich, dass er mit seiner heimatgeschichtlichen Sammlung aus dem Erdgeschoss ausziehen muss. Vereinsvorsitzender Karl Werner Desgranges verfolgte schweigend, was sich in der Sitzung abspielte, machte aber gegenüber der SZ seinem Herzen Luft: "Anscheinend kann niemand verstehen, dass es hier für uns um eine existenzielle Frage geht. Wir werden jetzt regelrecht rausgeschmissen." Rein rechnerisch erhält der HVW mit dem vorgesehenen Umzug im Alten Bürgermeisteramt aber sogar mehr Platz.

"Er gibt 129 Quadratmeter ab und erhält 250 Quadratmeter an anderer Stelle hinzu", sagte Ortsvorsteherin Christiane Blatt (SPD). Diese Flächen liegen allerdings im Obergeschoss und im Dachgeschoss des Gebäudes sowie im Keller. Da wird das Notwendige an Brandschutz eingebaut: eine außen liegende Fluchttreppe, eine Rauchgas-Abzugsanlage und Brandschutztüren.

Ansonsten bleibt alles beim Alten, was bedeutet, dass der HVW mit den Gegebenheiten auskommen muss. Dies bedeutet auch, zu entscheiden, welcher Platz künftig dem Glas eingeräumt wird. Glas- und Heimatmuseum heißt die Einrichtung, die sich in Trägerschaft des HVW im Alten Bürgermeisteramt befindet, und die Balance zwischen beiden Elementen verlief bisher nicht immer spannungsfrei. Ein Aufzug, mit dem auch das Obergeschoss barrierefrei zu errreichen ist, ist übrigens bereits im Alten Bürgermeisteramt eingebaut.

"Ein Jahr plus nach dem Stadtratsbeschluss am 30. März", sagte Oberbürgermeiste Klaus Lorig (CDU) zum Zeitrahmen des vorgesehenen Umbaus. Martin Heckert, Sachbearbeiter bei der Stadtverwaltung, erläuterte, zunächst sollten die Brandschutzmaßnahmen in den oberen Stockwerken umgesetzt werden. Thalia erhalte damit die Gelegenheit, noch die Saison 2017 in den bisherigen Räumen zu spielen. Im November 2017 sollten dann die neuen Räume bereit sein. Mit diesem Zeitrahmen könnte dann auch der HWV bei dem geforderten Auszug aus dem Erdgeschoss rechnen. "Die Arbeiten zum Brandschutz müssen so weit gediehen sein, dass der Verein diese Räume oben nutzen kann, so dass niemand auf der Straße sitzt", unterstrich Ortsvorsteherin Christiane Blatt. Dass im Alten Bürgermeisteramt überhaupt etwas getan werden kann, war erst möglich geworden, weil Innenminister Klaus Bouillon (CDU) dafür kürzlich eine Bedarfszuweisung über 200 000 Euro gewährte. "Wenn wir das jetzt nicht umsetzen, haben alle Beteiligten nichts davon", warnte Blatt.

Die Ortsvorsteherin und der Ortsrat werden weiterhin das Alte Bürgermeisteramt nutzen. Blatts Büro befindet sich rechts vom Eingang im Erdgeschoss - hinter dem gut ausgestatteten Empfangsraum des Glas- und Heimatmuseums, der ebenfalls erhalten bleibt. Der Ortsrat tagt in der Regel alle vier Wochen im alten Sitzungssaal im Obergeschoss - dort, wo auch am Montag die Entscheidung fiel. Dieser Saal war schon bisher keinesfalls allein das Revier des Ortsrates, sondern wurde als Multifunktionssaal genutzt.

Wobei CDU-Sprecher Bernhard Bohner auch an praktische Lösungsmöglichkeiten bei Überschneidungen erinnert: "Wenn da gerade eine Dauerausstellung läuft, können wir mit dem Ortsrat eine Außenbesichtigung machen und dann dort tagen."

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 Vertreter beider Vereine erlebten das einstimmige Votum des Ortsrates. Foto: Jenal

Vertreter beider Vereine erlebten das einstimmige Votum des Ortsrates. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Rein rechnerisch sogar mehr Platz Nach dem Umbau belegt Thalia rund 220 Quadratmeter im Erdgeschoss des Alten Bürgermeisteramtes. Der Heimatkundliche Verein Warndt verfügt dann über rund 700 Quadratmeter verteilt im gesamten Gebäude vom Keller bis zum Dachgeschoss, hat die Stadtverwaltung errechnet.

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