Orgelreihe in Hugenottenkirche verstummt

Ludweiler · Zum stummen Film den guten Ton lieferte der Brite Donald MacKenzie am vergangenen Freitag in der Ludweiler Hugenottenkirche. Leider endet damit nach acht Jahren das Engagement des Fördervereines Kirchenmusik, eine Orgelreihe mit internationalem Anspruch.

 Kino-Organist Donald MacKenzie. Foto: James MacKenzie

Kino-Organist Donald MacKenzie. Foto: James MacKenzie

Foto: James MacKenzie

"Ein Lächeln, vielleicht auch eine Träne" wollte Charlie Chaplin mit seinem ersten Langfilm "The Kid" provozieren. Ist ihm gelungen - ein solch anrührendes Sozialdrama bleibt noch nach über 90 Jahren sehenswert. Im Zentrum der Handlung stehen der Vagabund Charlie und sein Findelkind John.

Ein Stummfilm ist und bleibt still? Denkste! Der britische Organist Donald MacKenzie, weltweit anerkannter Spezialist für Begleitung, untermalt klanglich die laufenden Kinobilder. Sacht filigrane Harmonik zeichnet das hinreißende Lächeln des liebevollen Pflegevaters besonders weich. Erhaben lang fließende Töne ruhen auf dem Gesicht des goldig frechen Bengels. Heftige Basstöne unterstreichen den Auftritt des allgegenwärtigen Polizisten, Paukenschläge die des rabiat-rüden Schlägers, flirrende Hochtöne die Verfolgungsjagden. Leichte Karussellmusik im Dreivierteltakt lässt Chaplin als Engel durchs Traumland fliegen. Mac Kenzie präsentiert hohe Improvisationskunst im beinahe abgedunkelten Kirchenraum.

"Wir haben schon bei den Proben mit den Ohren geschlackert", resümiert Ulrich Poprawka, Vorsitzender des Fördervereines für Orgelmusik in der Hugenottenkirche. Der Verein hat hier in den vergangenen acht Jahren rund 30 Konzerte mit internationalem Anspruch organisiert. MacKenzie war bereits zum dritten Mal in Ludweiler . Hausorganist Christoph Keller : "Mein Kollege ist einzig für dieses Konzert aus London angereist." 40 Besucher honorierten das mit ihrem Besuch, spendeten viel Applaus und fragten sich: "Warum nur hört der Förderverein nach so viel schönen Konzerten jetzt auf?"

Vorsitzender Poprawka antwortet: "Uns fehlt zum einen das Personal. Und zum anderen sind wir den ewigen Kampf um die unentbehrlichen Fördergelder leid geworden. Ich fürchte nur, dass unsere schöne Orgel jetzt wieder in einen langen Dornröschenschlaf versinkt und nur noch zu den Gottesdiensten gespielt wird." Gleichwohl hat Poprawka viel Lob für die Kirchengemeinde parat, "die uns in all den Jahren immer wieder unterstützt hat". Und mit dem schönen "Kids-Konzert" geht es Poprawka, wie von Chaplin intendiert: "Wir verabschieden uns mit einem Lächeln, aber auch mit einer kleinen Träne".

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