Konzertreihe Überraschungsteam jazzt furios in Völklingen

Völklingen · Olaf Schönborn präsentiert zum Finale des Hüttenjazz eine komplett andere Mannschaft als angekündigt. Das tat dem Musikgenuss keinen Abbruch.

 Versierte Jazzer bei der Arbeit (von rechts):  Olaf Schönborn (Altsaxofon), Oliver Strauch (Schlagzeug), Thomas Heidepriem (Kontrabass) und Konrad Hinsken (Keyboard).

Versierte Jazzer bei der Arbeit (von rechts):  Olaf Schönborn (Altsaxofon), Oliver Strauch (Schlagzeug), Thomas Heidepriem (Kontrabass) und Konrad Hinsken (Keyboard).

Foto: Kerstin Krämer

Der Völklinger Hüttenjazz 2019 war als „Best of“-Jahrgang konzipiert. Dieser hohen Messlatte wurde das Finale am vorigen Freitag gerecht. Auf dem gut besuchten Zimmerplatz am Weltkulturerbe ließ sich am Abend bei hochsommerlichen Temperaturen das Olaf Schönborn Quartett hören. Schönborn erschien freilich nicht mit den angekündigten Musikern, sondern mit einer anderen Mannschaft. Doch ist derlei nichts Ungewöhnliches, und das Team des „Best of“-Stars Schönborn ließ kaum Wünsche offen. Bei seiner ersten Ansage outete sich Schönborn dem Hüttenjazz-Auditorium als Fan von Cannonball Adderley und widmete den Abend diesem großen US-Saxofonisten der 1950er- und 1960er-Jahre.

Entsprechend erklangen Cannonball-Adderley-Klassiker wie „Work Song“, „Scotch and Water“ und „Sticks“; das stilistische Spektrum reichte bis hin zum Soul-Jazz. Ein uneingeschränktes Vergnügen war es, dem Saxofon von Schönborn zu lauschen, der eine Komposition aus eigener Feder beisteuerte. Was immer Schönborns Saxofontrichter entsprang, es klang frisch und vital, vom ersten bis zum letzten Ton intensiv durchlebt – und in den stärksten Momenten tönte Schönborns Saxofonstimme sogar ein wenig wütend.

Keinesfalls hinter dem Ensemblechef zu verstecken brauchte sich der Tastenmann Konrad Hinsken: Mit spannenden, schlüssig aufgebauten Soli im E-Piano-Sound war er ein verlässlicher Partner. Für die erfreulich locker swingenden und groovenden Rhythmen sorgten Kontrabassist Thomas Heidepriem, der sich einmal mehr als erstklassiger Tieftöner empfahl, und Lokalmatador Oliver Strauch am Schlagzeug.

Strauch übernahm die traurige Pflicht, ein Musikstück im Gedenken an den vor wenigen Tagen verstorbenen saarländischen Jazzmusiker und Sprecher Hans Mittermüller anzukündigen. Ansonsten war das Schönborn-Gastspiel ein beschwingter Abend, bei dessen Finale die Zuhörer sogar mitklatschten.

Strauch hatte wieder die Doppelfunktion als Schlagmann und als Programmgestalter des Hüttenjazz. Dessen Zukunft ist nach dem Ausscheiden von Meinrad Maria Grewenig als Generaldirektor des Weltkulturerbes allerdings ungewiss. Rückblickend nannte Strauch die neun Konzerte der Reihe „20 Jahre Völklinger Hüttenjazz 2019“ den bisher „stärksten Jahrgang“. Von Jahr zu Jahr sei es stets „konzertanter“ geworden, sagte Strauch. Ein klares „Ja“ kommt von ihm auf die Frage, ob er weiter das Programm planen würde, wenn gewünscht.

„Das Format darf nicht sterben“, sagt denn auch Hendrik Kersten, Projektleiter im Team des Weltkulturerbes, über den Hüttenjazz. Dass er in diesem Jahr jedes Mal „volles Haus“ vermelden konnte, sei „aus Erfahrung die beste Voraussetzung, dass es weitergeht“.

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