Keltersaison in Ludweiler Der Apfelsaft läuft und läuft und läuft . . .

Ludweiler · Mächtig unter Druck! Wie man aus seinen Äpfeln sein eigenes Säftchen kocht. Der Obst- und Gartenbauverein Ludweiler hat in diesem guten Obstjahr Hochkonjunktur.

 Frischer Apfelsaft wird in der Werbelner Straße in Ludweiler gepresst. Hier ist Ferdinand Lorig mit großen Körben voller Äpfel zugange.

Frischer Apfelsaft wird in der Werbelner Straße in Ludweiler gepresst. Hier ist Ferdinand Lorig mit großen Körben voller Äpfel zugange.

Foto: BeckerBredel

„Auf die Waage!“ 720 Kilo Höchstlast. In diesem Fall sind es Äpfel. „Geerntet im eigenen Garten: Es ist eine Wonne, daraus seinen eigenen Apfelsaft zu machen. Und der schmeckt viel besser als gekaufter“, freut sich die Kundin Karin Müller-Bauer. Im Vereinsheim beim Obst- und Gartenbauverein, Werbelner Straße 1 in Ludweiler, riecht es angenehm fruchtig. Überall lagern Säcke, Körbe, Eimer, prall gefüllt mit Boskoop, Renette, Ontario, Gravensteiner und so fort, die eine oder andere Birne und Quitte ist auch im Sack gelandet.

„Hauptsache gesund!“ lautet die Devise, denn: „Sie essen doch nie faules Obst. Wollen Sie es etwa trinken?“, mahnt ein Plakat in der Kelterstube, nur Früchte ohne Faulstellen abzugeben. Dort walten Ferdinand Lorig, Vorsitzender des Gartenbauvereins, und Gerd Closse ihres Amtes. Durchgetaktet ist ihr Samstag wie im Management einer Firma, sonst ist der Menge der Äpfel gar nicht Herr zu werden. „Ein Zentner Äpfel bringt im Schnitt 25 bis 30 Liter Saft. Am vorigen Wochenende haben wir 2500 Kilo verarbeitet.“

Also: Erst wird gewogen, dann gewaschen. Vom Wasserbad wandern die roten, grünen, gelbwangig gesprenkelten Früchte in die Raspel, also ins Mahlwerk. Closse drückt den Starkstromschalter. Der Motor arbeitet geräuschvoll. Im Hastenichtgesehen plumpst der fruchtige Obstbrei, Maische genannt, ins textile Presstuch, das von einem Füllrahmen gehalten wird. Zusammenfalten, Edelstahlblech drauf, neues Tuch drüber, neue Runde!

Sechs oder sieben Lagen stapelt Closse übereinander. Oben drauf gleichen Hölzer die Differenz zur Presse aus. Schon jetzt tröpfelt der wertvoll naturbelassene Saft in die große Edelstahlschale. Aber erst, wenn die Maschine tonnenschweren Druck auf den Breistapel gibt, läuft der schmackhafte Trunk „wie aus Rohren“. Zurück bleibt ein trockener Trester, den später Förster zum Füttern von Wildtieren im Warndtwald verwenden werden.

Die Anlage der Ludweiler Gartenbauer ist drehbar, so dass stets in zwei Etappen gearbeitet werden kann. Links wird weiter gepresst, rechts fließt der frische Saft in einen großen Sammelbehälter. Von diesem Zwischentank aus wird er gefiltert, in den Hochbehälter gepumpt und fließt von dort ins Heißwasserbad mit elektrisch betriebener Heizspirale. 85 Grad Celsius sind hier das Maß aller Dinge, so dass der fertige Saft haltbar wird, einerseits, und, andererseits, seine Vitamine nicht gänzlich verliert.

Eine pfiffige Idee ist der so genannte Bag in Box, ein Abfüllsystem, das sich in den vergangenen Jahren gegenüber der früher üblichen Flaschenabfüllung (die es aber auch noch gibt) bewährt hat. Lorig erklärt, worum es geht: „Diese Beutel haben ein Volumen von fünf Litern. Der Saft ist genau so lange haltbar wie in Flaschen und kann, nach Anbruch, noch wochenlang getrunken werden.“

Vereinsmitglieder zahlen für fünf Liter fertigen Apfelsaft runde fünf Euro. Manche lassen ihr Obst auch nur mahlen, pressen und klären, stellen also Viez her, der in passenden Behältern schon nach Stunden zu gären beginnt und erst wie ein Federweißerwein herrlich süß, nach dem Ausgären dann fruchtig herb schmeckt. Diesen Vorgang berechnet der Obst- und Gartenbauverein Ludweiler seinen Mitgliedern mit 40 Cent pro Liter.

Aber auch Nichtmitglieder können die Dienste der Apfelsaftmacher in Anspruch nehmen, gegen einen geringen Aufpreis. Wichtig ist: Ohne Termin geht in diesem reichlichen Erntejahr gar nichts. „Wir arbeiten noch den ganzen September und bei Bedarf auch in den Oktober hinein, immer freitags und samstags“, sagt Lorig.

Termine können bei ihm unter Telefon (0 68 98) 4 19 93 vereinbart werden. Möglich ist es auch, dass ganze Schulklassen oder Kita-Gruppen, ebenfalls nach voriger Absprache, den Saftmachern über die Schulter schauen dürfen.

Weitere Möglichkeiten, im Warndt Apfelsaft aus seinen eigenen Früchten herstellen zu lassen, gibt es bei zwei weiteren Obst- und Gartenvereinen in der Region. In Lauterbach nimmt ab sofort Manfred Jammers, Telefon (01 72) 6 72 47 00, Anmeldungen für den 29. September entgegen.

Apfelsaft-Termine bietet außerdem auch der Karlsbrunner Gartenbauverein am 27. September sowie am 2. und 9. Oktober an. Auskunft und Anmeldung (möglichst eine Woche vor dem gewünschten Termin) bei Ewald Schmeer, Telefon (0 68 09) 13 47.

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