Nur Wehrdener hatten das Wort

Wehrden. Der Besucherandrang zwang zum Umzug, das Stadtteilforum Wehrden tagte am Dienstagabend ausnahmsweise im großen Saal der Wehrdener Kulturhalle. Und auch dort wurden die Stühle knapp - 200 bis 300 Menschen kamen zur Bürgerdiskussion über die Minarett-Pläne der Wehrdener Moscheegemeinde

Wehrden. Der Besucherandrang zwang zum Umzug, das Stadtteilforum Wehrden tagte am Dienstagabend ausnahmsweise im großen Saal der Wehrdener Kulturhalle. Und auch dort wurden die Stühle knapp - 200 bis 300 Menschen kamen zur Bürgerdiskussion über die Minarett-Pläne der Wehrdener Moscheegemeinde. Wogen schlagen hoch"Die Wogen sind sehr hoch gegangen", kommentierte Forumssprecher Helmut Tamblé die Aufregung, die das Thema im Stadtteil ausgelöst hat. Und klärte gleich, was im Forum geht und was nicht: "Wir können eine Aussprache machen. Aber wir können nicht über Genehmigung oder Ablehnung eines Bauantrags entscheiden." Ünal Subasi, zweiter Vorsitzender der Moscheegemeinde, machte die Pläne per Computer-Projektion anschaulich. Das juristische Verfahren, das sie durchlaufen, erläuterte Christina Hennrich, zuständige Fachbereichsleiterin im Rathaus. Dann kamen die Bürger zu Wort. Zunächst schriftlich: Harald Trouvain und Anne Herzhauser vom Forum teilten Karten aus, auf denen die Wehrdener - und nur sie - ihre Ansicht zum Minarett notieren konnten. Gelbe Karten für Ablehnung, grüne für Einverständnis, blaue für "Ja, aber", stets mit Begründung. Nur die Wehrdener hatten das Wort - das passte nicht allen. Sowohl ein rechtsradikaler als auch ein polternder türkischer Gast wollten unbedingt mitreden. Die ohnehin sehr emotionale Diskussion drohte zu kippen. Doch das verhinderten beherzte Wehrdener. "Wir brauchen keine Leute von außen, die uns ihre Meinung aufzwingen", sagte Andrea Tamblé-Zimmer unter allgemeinem Beifall. Die meisten Karten waren gelb. Angst vor Überfremdung, Ärger übers Parkplatzproblem zur Zeit des Freitagsgebets, Hinweise auf Christen-Nöte in islamischen Ländern, das und mehr stand darauf. Für die Muslime ist der Weg zum akzeptierten Minarett noch weit.

HintergrundDie Wehrdener Moschee wird von einem Verein getragen. Er heißt "Islamische Union - Verein für Einrichtung und Unterstützung der Selimiye-Moschee e. V." und gehört zur "Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion e.V.", kurz Ditib. Die Ditib, 1984 gegründet, ist Dachverband für rund 880 deutsche Moscheegemeinden, zehn davon im Saarland: in Wehrden, Ludweiler, Saarbrücken, Dillingen, Homburg, Merzig, Neunkirchen, Schmelz, St. Ingbert und Sulzbach. Die Ditib arbeitet mit dem türkischen Staat zusammen: Das "Präsidium für Religionsangelegenheiten" in Ankara bildet in der Türkei Geistliche aus, entsendet sie jeweils für einige Jahre in die Ditib-Gemeinden und sorgt für ihre Besoldung. Ansonsten sind die Gemeinden selbstständig, auch finanziell. Mehr Informationen gibt das Buch "Muslime in Deutschland" von Ursula Spuler-Stegemann, Herder-Verlag. dd

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