Nur ein guter Zaun schütztKein Schwein greift ohne Grund an"Schweinisches" im Internet mit Information und Unterhaltung

Kreis Neunkirchen/Völklingen. Mit den Wildschweinen im Völklinger Wildpark ist Frank Siegwarth auf Du und Du: Seit zehn Jahren beobachtet und fotografiert der 42-jährige Völklinger sie regelmäßig und kennt jedes einzelne Tier sozusagen persönlich. Kontakten zu Jägern verdankt er zudem Hinweise auf Plätze, an denen sich Schwarzwildrotten in freier Wildbahn aufhalten

Kreis Neunkirchen/Völklingen. Mit den Wildschweinen im Völklinger Wildpark ist Frank Siegwarth auf Du und Du: Seit zehn Jahren beobachtet und fotografiert der 42-jährige Völklinger sie regelmäßig und kennt jedes einzelne Tier sozusagen persönlich. Kontakten zu Jägern verdankt er zudem Hinweise auf Plätze, an denen sich Schwarzwildrotten in freier Wildbahn aufhalten. Auch da hat er geduldig beobachtet. "Die Tiere haben ganz feste Rhythmen", hat er festgestellt, "man könnte die Uhr nach ihnen stellen." Es sei denn, sie werden gestört - und gehen andere Wege. Die führen mitunter zu Zielen, wo die Tiere Menschen in die Quere kommen. In private Gärten, öffentliche Grünanlagen oder auf Sportplätze, die die Schweine auf der Suche nach Nahrung zerwühlen. Wie kann man die Schweine von dort wieder vertreiben? Wie können Eigentümer ihre Grundstücke schützen? Welchen Nutzen hat es, die Tiere zu bejagen? Vertreiben, sagt der Schwarzwild-Fachmann, sei schwierig. Denn Wildschweine seien sehr lernfähig; sobald sie heraushätten, dass Geräusche, Licht, Gerüche nicht mit Gefahr oder Schmerz verknüpft seien, kehrten sie zurück. Verlässlichen Schutz biete nur ein solider Zaun. Dafür hat Siegwarth handfeste Tipps parat, vom preisgünstigen Knotengeflecht über Baustahlmatten oder ansehnlicher, stählerne Stabmatten bis hin zu den unterschiedlichsten Elektrozaun-Varianten. Das sei zwar kostspielig, sagt Siegwarth, vor allem bei großen Flächen. Aber nur so habe man nachhaltigen Schutz. Jagd? "Man spricht ja immer von Überpopulation", sagt Siegwarth, aber so einfach sei das nicht: Die Natur reguliere von sich aus den Wildschweinbestand. Wenn Jäger in einer Region mal eine größere Zahl von Tieren erlegt hätten, so sinke der Bestand nur zeitweilig, steige dann bald wieder an; nach zwei, drei Jahren gebe es wieder so viele Tiere wie zuvor. Manche Jäger empfehlen, die Wildschweinbestände durch den gezielten Abschuss von Frischlingen zu verkleinern. Das sieht Siegwarth skeptisch. Es könne, meint er, dazu führen, dass Wildschweine zweimal jährlich rauschig, also paarungsbereit, werden statt nur einmal - dann steige die Zahl der Wildschweine trotz verstärkter Jagd. Von Treib- oder Drückjagden auf Schwarzwild hält der Wildschwein-Fachmann ohnehin wenig. Besser sei die Ansitzjagd: "Der Jäger vor Ort kennt seine Tiere und kann die richtigen schießen."Kreis Neunkirchen. Was tun, wenn man bei einem Waldspaziergang plötzlich einem Wildschwein gegenübersteht? Oder - wie es immer mal wieder auch im Kreis Neunkirchen geschieht - mitten auf der Straße? "Erstmal ruhig bleiben", sagt Frank Siegwarth (Foto: bub), denn "ein Wildschwein greift nicht ohne Grund an". Eine Begegnung mit Zweibeinern wecke zuerst den Fluchtinstinkt des Tieres. Beim "Nix wie weg" könne es allerdings Schrecksekunden geben - Siegwarth erzählt von einem eigenen Erlebnis, bei dem eine Bache "im Schweinsgalopp" auf ihn zurannte. Er habe sich dann langsam rückwärts bewegt und in die Hände geklatscht - worauf das Tier kehrtgemacht habe. Siegwarths Erklärung: Wildschweine können sehr gut riechen und hören, aber nur sehr schlecht sehen. Dadurch orte das Tier bei einer Störung mitunter den Störer falsch und presche in die falsche Richtung los, auf den Menschen zu statt von ihm weg. Wenn man sich dann ohne Hektik bemerkbar mache, korrigiere das Tier seinen Irrtum. Wann Wildschweine angreifen? Nur zum Schutz ihrer Jungen, sagt Siegwarth. Oder wenn sie sich in die Enge getrieben fühlten. Doch selbst dann gehe der Attacke eine Warnung voraus: Wildschweine "blasen", machen schnaubende Geräusche, und stellen drohend ihre Rückenborsten auf. Einem Keiler würde aber auch Siegwarth aus dem Weg gehen. Denn dessen "Waffen", die scharfen Hauer, können gefährlich verletzen. Ernsthafte oder gar tödliche Zwischenfälle, fügt Siegwarth hinzu, hätten sich aber fast ausschließlich bei der jagdlichen Nachsuche (der Verfolgung eines angeschossenen Wildschweins) ereignet: "Ein verletztes Tier kämpft immer um sein Leben." ddKreis Neunkirchen. Die Internet-Adresse ist Programm: "www.wildschweine.net - passt doch, sie sind doch nett", juxt Frank Siegwarth. Auf seiner Webseite lässt der Wildschwein-Experte kaum einen Aspekt des Wildschwein-Themas aus. Wer sich für das Verhalten der Tiere interessiert, findet eine Fülle von Informationen. Wer Lektüre zum Thema sucht, findet Buch-Empfehlungen. Man kann sich durch üppige Foto-Galerien klicken. Und wenn es einen zwischendurch von den echten - sozusagen den tierischen - Wildschweinen zu menschelnden Comic-Tierfiguren zieht, kann man seitenweise Wildschwein-Cartoons betrachten. Für Kinder gibt es eine eigene Cartoon-Abteilung, mit anders gestalteten Zeichnungen und einfacheren Erklärungen; auch für Erwachsene ist die Lektüre vergnüglich. Ebenso wie die Klick um Klick erzählte Geschichte des kleinen Frischlings Frederik, der frech ausreißt und heilfroh ist, dass er seine Wildschweinfamilie wiederfindet. Eine Internetseite, deren Besuch sich lohnt. dd

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