Neuer Vorstoß zur Umbenennung der Röchlinghöhe

Völklingen · 2013 hatte der Völklinger Stadtrat den Namen des NS-Kriegsverbrechers Hermann Röchling getilgt. Seitdem heißt der Stadtteil Röchlinghöhe. Eine Bürgerinitiative will eine Umbenennung in den Ursprungsnamen Bouser Höhe.

 Die Bürgerinitiative übergab 2650 Unterschriften zur Umbenennung der Röchlinghöhe in Bouser Höhe (von links): Christoph Gottschalk, OB Klaus Lorig (CDU), Georg Jungfleisch, Fred Engel-Pollak, Günter Danninger und Werner Michaltzik. Foto: Becker&Bredel

Die Bürgerinitiative übergab 2650 Unterschriften zur Umbenennung der Röchlinghöhe in Bouser Höhe (von links): Christoph Gottschalk, OB Klaus Lorig (CDU), Georg Jungfleisch, Fred Engel-Pollak, Günter Danninger und Werner Michaltzik. Foto: Becker&Bredel

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Der Völklinger Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) hat gestern im Rathaus eine Delegation der Bürgerinitiative "Bouser Höhe - Gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit" empfangen. Die Delegation, angeführt vom Völklinger Linksparteichef Christoph Gottschalk, überreichte Lorig 2650 Unterschriften von Bürgern, die sich für eine Umbenennung des Völklinger Stadtteils Röchlinghöhe einsetzen. Darunter sind einige Prominente wie der Liedermacher Konstantin Wecker oder die Linksfraktionschefin im Bundestag, Sahra Wagenknecht .

Grund für die Bürgerinitiative, die Umbenennung zu fordern, ist der ehemalige Hüttenchef Hermann Röchling, der nach dem Zweiten Weltkrieg von einem französischen Gericht in Rastatt als Kriegsverbrecher verurteilt worden war. Röchling hatte Adolf Hitler und die NSDAP mit Finanzmitteln unterstützt, war selber Antisemit und als Wehrwirtschaftsführer für tausende Zwangsarbeiter vor allem aus Russland und der Ukraine verantwortlich, von denen viele in Völklingen an Unterernährung und mangelnder Gesundheitsversorgung in den Jahren 1941-44 starben. 1956 hatte der Völklinger Stadtrat Hermann Röchling mit der Umbenennung des Stadtteils Bouser Höhe geehrt.

"Völklingen ist die einzige Stadt in Deutschland, die einen NS-Kriegsverbrecher durch einen Stadtteilnamen ehrt", sagte Gottschalk. Dabei macht es für die Bürgerinitiative ebensowenig wie für den Linksfraktionschef im Saar-Landtag, Oskar Lafontaine , einen Unterschied, dass der Völklinger Stadtrat 2013 den Vornamen Hermann aus der Bezeichnung des Stadtteils tilgte. "Im Namen Röchlinghöhe wird aber mit allen Mitgliedern der Familie - allesamt Nutznießer der Unternehmenspolitik des Führers der Völklinger Werke - auch Hermann Röchling geehrt. Ehren wollen wir die Opfer von Rassismus und Antisemitismus, von ethnischer Säuberung und Deportation. Unser Respekt gehört allein ihnen und nicht den Tätern", schrieb Lafontaine vor einer Woche in einem offenen Brief an Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ), in dem er sie um Unterstützung des Umbenennungsanliegens bat.

"Das ist eine berechtigte Forderung", sagte gestern OB Lorig. Er wollte die Unterschriften an die Fraktionen im Völklinger Stadtrat weitergeben, da der Rat über eine erneute Umbenennung zu entscheiden habe. Lorig zeigte sich skeptisch, ob man die ganze Familie Röchling für die Verbrechen des Patrons "in Sippenhaft" nehmen könne. Der OB zog den Vergleich mit der Familie des Neunkircher Stahlbarons Carl-Ferdinand von Stumm-Halberg, der sogar ein Musical gewidmet worden sei. Gottschalk sagte, die Linksfraktion im Stadtrat werde einen Umbenennungsantrag stellen. Jedoch erst dann, wenn sich die Mehrheit der SPD-Fraktion besonnen habe.

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