Neonazis waren nur zu acht

Völklingen · Ein großes Aufeinandertreffen von Neonazis und Gegendemonstranten in der Völklinger Innenstadt ist am Samstag ausgeblieben. Nur acht Rechte marschierten durch die Straßen, begleitet von einem Großaufgebot der Polizei.

"Die sollen sich gern lächerlich machen mit ihren acht Teilnehmern, aber ohne uns. Wir werten dieses Häufchen nicht noch mit einer Gegendemonstration auf", sagte Völklingens Stadtratsmitglied Paul Ganster und ging kurz nach 13 Uhr am Samstag mit seinen 70 Gegendemonstranten einfach nach Hause, bevor die Mitglieder der rechtsgerichteten "Sturmdivision Saar" überhaupt die Innenstadt erreichten. Die Neona zis hatten einen großen Protestmarsch durch die Völklinger City angekündigt, diesen aber offensichtlich nicht zustande bekommen. Das genügte Ganster und den anwesenden Mitgliedern der Linken, der IG Metall und der Piratenpartei . Sie wollten ursprünglich ein Zeichen setzen und den Rechten symbolisch "hinterherputzen". Aber hier gab's nichts mehr zu putzen. Die acht Neonazis gingen trotzdem durch die Stadt, begleitet von einem skurril anmutenden Großaufgebot der Polizei . Acht Männer mit Flaggen in den Farben Preußens werden begleitet von zig Mannschaftsbussen der Polizei , die dann noch an der Stadtsparkasse eine Polizeikette mit mehr als 40 Beamten bildet, obwohl gerade mal vier Gegendemonstranten verblieben sind, die ein Plakat hochhalten.

Völklingens Polizei-Einsatzleiter Jörg Hiry freute sich, das das große Zusammentreffen ausblieb, schickte einige Beamte aus dem Einsatz, ließ den Aufzug der Rechten aber trotzdem nicht unbeobachtet. Überhaupt war die Polizeipräsenz in Völklingen unübersehbar, an allen Einfallsstraßen standen Polizeiwagen. Wie viele Beamte im Einsatz waren, wurde nicht preisgegeben, es waren aber deutlich mehr als 100 und damit mehr Beamte als Teilnehmer beider Demos. Dafür gab es aber auch keine Ausschreitungen, wie noch vor einem Jahr. Es gab Wortgefechte, in der Poststraße bei einer kurzen Kundgebung der Rechten auch Buhrufe, aber keinerlei Handgreiflichkeiten. Mathias Treinen, der Anmelder der rechten Demo, sprach in der Poststraße von den Medien, die immer nur falsch berichten und von seiner "Sturmdivision", die gar nichts gegen Flüchtlinge habe, verhaspelte sich aber mehrfach und musste sich von einem türkischen Mitbürger zurufen lassen, er könne nicht mal richtig vom Blatt ablesen. Er und seine Sieben zogen dann weiter und lösten ihren Marsch ebenfalls auf. Am Montag ist von 18 bis 21 Uhr wieder ein Aufeinandertreffen von Rechten und Linken zu erwarten. Die Gruppe Sagesa (Saarländer gegen Salafisten) hat dann zum "Abendspaziergang" aufgerufen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort