Musizieren hilft Kindern, in der Schule besser zu lernen

Mit der Gründung des Streicherprojekts waren Sie ein Pionier, bundesweit. Hätten Sie damals gedacht, dass dieses Experiment so erfolgreich wird?Bernhard Hayo: Es gab vorher schon kleinere Projekte mit Kindern ab der 3. Klasse, aber nichts in der Breite und Konsequenz wie bei uns. Ich hatte die Idee schon in den 90er Jahren, stieß aber an der damaligen Schule auf keine Ermutigung

Mit der Gründung des Streicherprojekts waren Sie ein Pionier, bundesweit. Hätten Sie damals gedacht, dass dieses Experiment so erfolgreich wird?Bernhard Hayo: Es gab vorher schon kleinere Projekte mit Kindern ab der 3. Klasse, aber nichts in der Breite und Konsequenz wie bei uns. Ich hatte die Idee schon in den 90er Jahren, stieß aber an der damaligen Schule auf keine Ermutigung. Hier an der Schlossparkschule habe ich bedingungslose Unterstützung der Schulleiterin gefunden. Ich dachte anfangs, nach einem halben Jahr haben die ersten keine Lust mehr. Es war umgekehrt, es kamen noch Kinder dazu. Sie haben das Projekt unter dem Titel "Mit Geigen gegen Pisa" gestartet. Welche positiven Auswirkungen des Musizierens auf das schulische Lernen bei den Kindern haben Sie sich erhofft, und sind sie eingetreten?Hayo: Es war zu 50 Prozent ein Projekt zur Verbesserung des Lernumfelds. Es ging um soziales Lernen, sich selbst disziplinieren durch das Instrument, Integration der beiden Hirnhälften, um alles, was sich nach wissenschaftlichen Studien beim Lernen verbessert, wenn Kinder musizieren. Sie müssen sich Melodien und Rhythmen merken, die Merkfähigkeit verbessert sich. Sie sind gewöhnt, Dinge gemeinsam zu tun; das funktioniert nur, wenn man aufeinander hört. Das ganze Paket an "soft skills", die das Lernen erleichtern, macht auch für den allgemeinen Schulunterricht viel aus. Die Kollegen bestätigen das. Und Eltern ausländischer Herkunft bestätigen, dass ihre Kinder sich so gut aufgenommen, integriert fühlen. Wie stemmt man als Schule finanziell so ein Projekt?Hayo: Das ist das Problem unseres Erfolgs, dass wir alle Kinder versorgen müssen mit Instrumenten. Und wir müssen den Unterricht zahlen, den wir für 100 Kinder jede Woche benötigen. Einen Teil finanziert das kulturelle Praktikum des Bildungsministeriums; zwei Drittel zahlen wir selbst über unseren Förderverein. Für den ersten Satz von Instrumenten war im Startjahr eine Investition von 14 000 Euro zu stemmen. Die Summe wurde jedes Jahr geringer, weil sich einige Kinder ihre Instrumente selbst gekauft haben und die anderen ab dem zweiten Lernjahr monatlich 20 Euro Miete zahlen. Mit diesem Geld können wir Instrumente, die uns fehlen, zusätzlich anmieten, die Wartung bezahlen. Wir haben erstaunlich wenig Schäden, aber es reicht oft nicht. Deshalb bräuchten wir dringend finanzielle Unterstützung.Blockflöten wären billiger, könnte man einwenden. Warum haben Sie sich für Streicher entschieden, wie ja auch andere Projekte?Hayo: Mit der Blockflöte gerät man relativ schnell an eine Grenze. Streichinstrumente sind ideale fürs Ensemblespiel. Und es gibt sie in kleinen Ausführungen, sie können mit dem Kind mitwachsen. Außer in der Größe unterscheiden sich die Streichinstrumente aber in nichts von denen, die die Profis in großen Orchestern spielen. Sie sind keine Kinderinstrumente aus buntem Plastik. Das wissen die Kinder zu schätzen, auch wenn es ihnen vielleicht nicht bewusst ist - es sind authentische Instrumente.

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