Monika Roth setzt sich durch

Völklingen · Eins von 21 Völklinger Ortsratsmitgliedern hat in der Wahlkabine die Erwartung der SPD im wahrsten Sinne des Wortes durchkreuzt. Dank der Stimme des Unbekannten gewann CDU-Kandidatin Monika Roth.

Monika Roth (62) bleibt für weitere fünf Jahre Ortsvorsteherin im mit über 30 000 Einwohnern stärksten Gemeindebezirk im Saarland. Die gelernte Arzthelferin, mittlerweile parteilos, setzte sich in geheimer Wahl im Völklinger Ortsrat mit elf zu zehn Stimmen gegen ihren Konkurrenten Werner Michaltzik (SPD ) durch. Roth, die vor fünf Jahren mit den Stimmen von SPD und Linken zur Ortsvorsteherin gewählt worden war, wurde nun von der CDU für das Amt vorgeschlagen. Sie war nach heftigen Auseinandersetzungen um die Umbenennung der damaligen Hermann-Röchling-Höhe aus der SPD ausgetreten. Roth hatte damals als Ortsvorsteherin zum Ortsrats-Beschluss, zuvor eine Bürgerbefragung durchzuführen, gestanden.

CDU-Fraktionschef Uwe Steffen hielt am Dienstagabend im Völklinger Ortsrat ein flammendes Plädoyer für Roth. Sie sei wegen ihrer Haltung "durch ein Stahlbad in der eigenen Partei gegangen". Sie sei eine "Kümmerin mit einem großen Herz, eine Frau für alle Stadtteile , ein Glücksfall für die Stadt". Während Steffen Monika Roth lobte, hatte Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU ) als Sitzungsleiter Mühe, Zwischenrufer aus dem mit über 60 Parteigängern aller Art gefüllten Zuschauerbereich zu bändigen.

Steffen setzte noch eins drauf, um die Michaltzik-Anhänger zu erzürnen. "Wenn Sie alleine in der Kabine sind, sind Sie einzig Ihrem Gewissen verantwortlich", sagte er seinen Ratskollegen. Von diesen wählte dann auch einer anders, als die Strategen von SPD , Linken und Grünen errechnet hatten. Nach ihrem Plan hätte es bei acht Sitzen von SPD , zwei der Linken und einem der Grünen für Michaltzik gereicht. Dem standen zehn mutmaßliche Roth-Wähler (acht CDU , ein AfD-, ein NPD-Mitglied) gegenüber. Nach dem Sieg Monika Roths blühten im Zuhörerraum die Spekulationen. "Das war wohl Hermann Röchlings späte Rache", überlegte Dieter Müller (AfD). Im vorangehenden Wahlkampf hatte neben der Röchlinghöhe auch das Thema Umbenennung von Straßen, die nach Akteuren der deutschen Kolonialgeschichte heißen, eine Rolle gespielt.

Michaltzik (61) sagte, er sei "sehr enttäuscht" vom Wahlausgang. Der Sozialdemokrat und pensionierte Völklinger Polizeichef hatte bereits 2004 bei der Ortsvorsteherwahl gegen Herbert Scheib (CDU ) und 2008 bei der Bürgermeisterwahl gegen Wolfgang Bintz (CDU ) den Kürzeren gezogen. "Der ist stark. Der braucht keinen Trost", meinte Parteifreund Lothar Geisinger, der gleich nach der Niederlage zu Michaltzik geeilt war.

Die Wahl des stellvertretenden Ortsvorstehers bestätigte dann, dass die SPD auf keine Mehrheit rechnen konnte: Uwe Steffen (CDU ) setzte sich mit ebenfalls elf Stimmen gegen Jutta Stumm-Burkhardt (SPD , acht Stimmen) durch. Zwei Ortsratsmitglieder gaben hier ungültige Stimmzettel ab, was als Zeichen des Protestes gilt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort