Modellprojekt für Fürstenhausen

Fürstenhausen. "Umgeplant haben wir schon etliche Male", sagt Architekt Willi Latz lachend und weist auf die Notiz unten auf der Entwurfszeichnung: "Bearbeitung 7". Doch das Grundkonzept ist erhalten geblieben; Fürstenhausens neue Mitte soll ein "grünes Quartier mit Zukunft" werden. Zukunft, damit ist ökologische Bauweise gemeint

Fürstenhausen. "Umgeplant haben wir schon etliche Male", sagt Architekt Willi Latz lachend und weist auf die Notiz unten auf der Entwurfszeichnung: "Bearbeitung 7". Doch das Grundkonzept ist erhalten geblieben; Fürstenhausens neue Mitte soll ein "grünes Quartier mit Zukunft" werden. Zukunft, damit ist ökologische Bauweise gemeint. Im Ortskern soll ein "Modellvorhaben" entstehen, nämlich die erste Passivhaus-Siedlung des Saarlandes. Kern des Plans sind drei Häuser-Dreiergruppen gegenüber dem früheren Palais Royal. Für sie hat die Arge Solar die Energiebilanz berechnet - Ergebnis: Die Bauten erzeugen so viel Energie, wie die Bewohner für Heizung, heißes Wasser und Beleuchtung benötigen. "CO 2-neutral", sagt Latz zufrieden; die Arge Solar habe dafür den griffigen Slogan "Drei mal drei gleich null" geprägt. Mit diesen Gebäuden möchte Oberbürgermeister Klaus Lorig Fürstenhausens Neugestaltung beginnen, "so bald wir einen Bauträger gefunden haben". Das könne eine Privatfirma oder auch ein öffentliches Unternehmen sein, fügt er hinzu. Beim Umplanen, ergänzt Latz, sei auf "Modulbauweise" geachtet worden. Man muss also nicht alles auf einmal realisieren, kann schrittweise vorgehen - was die Suche nach Investoren, Bauträgern, privaten Bauwilligen erleichtert. Im Latz' Ursprungs-Entwurf waren an der bewussten Stelle Freiflächen vorgesehen, die der Abriss bergbaugeschädigter Häuser zurückgelassen hatte. Jedoch, sagt Latz, hätten Vertreter des - für Stadtentwicklung und Städtebauförderung zuständigen - Umweltministeriums empfohlen, im Ortskern die Bebauung zu verdichten. Diesem Rat sei man gefolgt. Nebenan können später weitere Passivhäuser folgen.Ökologisch angelegt ist auch das Entwässerungssystem. Regenwasser soll von den Hausdächern über ein offenes Muldensystem in ein Rückhaltebecken am Bahndamm geleitet werden. Mit doppeltem Nutzen: Das Becken, als Weiher gestaltet, wird Mittelpunkt eines Landschaftsparks. Und dient zugleich dem Hochwasserschutz: Bei Starkregenfällen haben die Kanäle viel weniger zu schlucken als bisher. Für Park und Wasserbecken ist die Fläche des bisherigen Sportplatzes unabdingbar. "Den müssen wir auf jeden Fall verlegen", sagt Lorig, "sonst ist die 'grüne Mitte' tot." Die Sportler sollen umziehen zum Holzplatz. Dieser Standort, sagt Michael Zimmer vom städtischen Bauamt, "hat Potenziale" - dort ist Platz, um bei Bedarf die Sport-Anlagen zu erweitern. Die Dorfschenke, im Ursprungsentwurf ausradiert, soll nun bleiben, wo sie ist, sogar um einen Biergarten ergänzt. Mit dem Eigentümer, berichtet Latz, habe er "sehr konstruktive" Gespräche geführt. Jenseits eines kleinen Platzes, auf dem man parken oder feiern kann, sind Bürgertreff und Lebensmittelmarkt eingeplant. Und in der Mitte der Saarbrücker Straße soll es grüne Inseln geben, die Fußgängern die Überquerung erleichtern. "Den Sportplatz müssen wir auf jeden Fall verlegen, sonst ist das 'grüne Quartier' tot." Oberbürgermeister Klaus Lorig

 Architekt Willi Latz (links) und Michael Zimmer vom Völklinger Bauamt vor dem Fürstenhausener Sportplatz - dort soll nach Latz' Konzept ein Landschaftspark entstehen. Foto: Becker & Bredel

Architekt Willi Latz (links) und Michael Zimmer vom Völklinger Bauamt vor dem Fürstenhausener Sportplatz - dort soll nach Latz' Konzept ein Landschaftspark entstehen. Foto: Becker & Bredel

HintergrundDer Kohleabbau im Westfeld des - Mitte 2005 geschlossenen - Bergwerks Warndt/ Luisenthal, zwölf Jahre lang betrieben, hat in Fürstenhausen gravierende Bergschäden verursacht. Fast jedes der 727 betroffenen Häuser im Stadtteil erlitt Beschädigungen. Bei 77 Bauten wurden sie als irreparabel beurteilt, dort musste (oder muss noch) der Abrissbagger anrücken. Viele Bewohner sind weggezogen. Fürstenhausens Wiederaufbau war nach der Regionalen Strukturkonferenz beschlossene Sache. Mehrere Planer entwarfen Konzepte dafür; Willi Latz' Idee des "grünen Quartiers mit Zukunft" gewann bei diesem Quasi-Wettbewerb. Umgestaltet zum Bebauungsplan-Entwurf, werden Latz' Pläne für die neue Fürstenhausener Ortsmitte am kommenden Dienstag, 22. Juni, öffentlich im Völklinger Stadtrat diskutiert. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses. dd

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