Mit "Friseuse" voll ins Fettnäpfchen

Völklingen. Die Arbeit ist notwendig und ehrenwert. Und bleibt im Grunde dieselbe. Wie bei der Putzfrau, die sich zwischenzeitlich zur "Raumpflegerin" fortentwickelte. Scherzbolde brachten sogar die Bezeichnung "Parkettkosmetikerin" ins Spiel

 Polizeichef Axel Busch (rechts) bevorzugt einen unkomplizierten Umgang. Foto: hj

Polizeichef Axel Busch (rechts) bevorzugt einen unkomplizierten Umgang. Foto: hj

 Vanessa Perschke ist offiziell "Fachangestellte für Bäderbetriebe". Foto: bub

Vanessa Perschke ist offiziell "Fachangestellte für Bäderbetriebe". Foto: bub

 Friseurmeisterin Petra Westerkamp leitet einen Betrieb mit 19 Angestellten. Foto: bub

Friseurmeisterin Petra Westerkamp leitet einen Betrieb mit 19 Angestellten. Foto: bub

 Einzelhandels-Präsident Hans Agostini verkauft eigenhändig Schuhe. Foto: hj

Einzelhandels-Präsident Hans Agostini verkauft eigenhändig Schuhe. Foto: hj

Völklingen. Die Arbeit ist notwendig und ehrenwert. Und bleibt im Grunde dieselbe. Wie bei der Putzfrau, die sich zwischenzeitlich zur "Raumpflegerin" fortentwickelte. Scherzbolde brachten sogar die Bezeichnung "Parkettkosmetikerin" ins Spiel. Sei's drum: Bei der Stadt Völklingen arbeiten heutzutage, wie Pressesprecher Uwe Grieger sagt, ganz einfach "Reinigungskräfte".Wer Hilfe von der Polizei brauchte, rief früher nach dem "Wachtmeister". Wer das immer noch tut, hat eine jahrzehntelange Entwicklung verschlafen. Der heutige Polizist ist zumindest Hauptmeister (vier grüne Sterne auf der Achselklappe), in der Regel Kommissar. Beim Kommissar gibt's dann fünf verschiedene Stufen, die an einer unterschiedlichen Zahl von silbernen Sternen zu erkennen sind. Axel Busch, Polizeichef in Völklingen, ist Erster Polizeihauptkommissar und trägt deshalb fünf Sterne auf einmal. Und was machen Normalbürger, die die Sprache der Sterne nicht verstehen? Busch: "Die Bezeichnung ,Herr Polizeibeamter' oder ,Frau Polizeibeamtin' ist immer korrekt."Für Zucht, Ordnung, warmes Wasser und sogar Handtücher und Seife sorgte früher der Bademeister. Weil heute praktisch jeder zu Hause ein Bad hat und nur zum Schwimmen ins öffentliche Bad geht, wurde der Bademeister zum "Schwimmmeister". Und sein Geselle hieß dann "Schwimmmeister-Gehilfe". Vanessa Perschke (18) macht im Völklinger Freibad im Grunde dasselbe, heißt aber nun nach dreijähriger Ausbildung "Fachangestellte für Bäderbetriebe". Die nächste Karrierestufe ist für sie, "geprüfte Meisterin für Bäderbetriebe" zu werden. Wenn man statt solcher Zungenbrecher "Frau Schwimmmeisterin" zu ihr sagt, findet sie das "in Ordnung". Nicht einmal mit "Bademeister" fühlt sie sich beleidigt.Wer aber heute noch "Friseuse" sagt, tappt voll ins Fettnäpfchen. "Friseuse klingt wie Masseuse", fasst Friseurmeisterin Petra Westerkamp in der Völklinger Rathausstraße die Abscheu ihres Berufsstandes zusammen. Drei Jahre lernt man, um Friseurin zu werden, absolviert Zusatzausbildungen, nach denen man sich zum Beispiel "Haarstylistin" nennen kann. Wer dreieinhalb Jahre Lernen (abends) dranhängt, hat dann die Chance, Meisterin wie Westerkamp zu werden.Hans Agostini ist Präsident des Saarländischen Einzelhandelsverbandes und bekennt sich dazu, Schuhhändler und "Verkäufer" zu sein. Agostini: "Eine gelernte Verkäuferin, die natürlich auch berät, muss man nicht unbedingt ,Serviceberaterin" nennen." Agostini muss bei der Frage passen, warum manche Schuster nur noch als Schuhmacher angesprochen werden wollen. "Ich persönlich wäre nicht beleidigt, aber die meisten Kollegen fühlen sich nicht geehrt", meint der Völklinger Orthopädie-Schuhmachermeister Thomas Kappel. "Schuster, bleib bei deinen Leisten", lautet ein Sprichwort. Kappel zählt zu denen, die selbst mit Hilfe von Leisten Schuhe machen. Aber auch Reparieren, bestätigt der Meister, sei eine Kunst.Bleibt die Frage, wie man im Laden oder Lokal völlig unbekannte Leute anspricht. Gibt's Alternativen zum "Hallo" oder "Entschuldigen Sie bitte"? Agostini empfiehlt, zu grüßen und dann sein Anliegen vorzubringen. " 'Frollein' ist wie 'Friseuse' ", warnt Petra Westerkamp. "Ich nehme Blickkontakt auf und äußere dann meine Frage oder meine Bitte." "Herr Polizeibeamter ist immer korrekt."Polizeichef Axel Busch"Friseuse klingt wie Masseuse."Friseurmeisterin Petra Westerkamp"Grüßen und sein Anliegen vorbringen."Händler Hans Agostini

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