Mit 33 Fragen zum deutschen Pass

Völklingen. Wo sonst Ehepaare feierlich getraut oder Gäste der Stadt Völklingen empfangen werden, rauchten am vergangenen Samstagmorgen die Köpfe: Erstmals stellten sich im Festsaal des Alten Rathauses 13 Ausländer dem neu eingeführten Einbürgerungstest

Völklingen. Wo sonst Ehepaare feierlich getraut oder Gäste der Stadt Völklingen empfangen werden, rauchten am vergangenen Samstagmorgen die Köpfe: Erstmals stellten sich im Festsaal des Alten Rathauses 13 Ausländer dem neu eingeführten Einbürgerungstest. Die Teilnehmer stammen aus Brasilien, China, Algerien, Vietnam und Kamerun, aus der Türkei, dem Libanon, der Ukraine und von den Philippinen. "Auf dem Tisch liegen nur Bleistift und Radiergummi", erklärt Silke Eckel-Speicher, Fachbereichsleiterin der Völklinger Volkshochschule, nach der Begrüßung. Dann werden die versiegelten Umschläge geöffnet. Welcher Politiker steht für die Ostverträge? Womit finanziert der Staat die Sozialversicherung? Welches Grundrecht gilt nur für Ausländer? Von 33 Fragen zur deutschen und saarländischen Wirtschaft, Politik und Geschichte müssen 17 richtig angekreuzt werden.Weit vor der Zeit fertig Das scheint kein großes Problem zu sein, bereits nach sieben Minuten ist der erste Teilnehmer fertig. Obwohl eine Stunde Zeit bleibt, haben alle nach 35 Minuten abgegeben. "Die Migranten sind ganz locker und souverän an den Test herangegangen", berichtet die städtische Integrationsbeauftragte Sevim Tasci. "Es ist gut gelaufen", versichert Teilnehmerin Han Ying Chu. Die Frage nach der saarländischen Hauptstadt fand die Chinesin einfach, bei der Zuordnung der Landesflagge musste sie schon etwas länger überlegen. Da sie bereits einen Integrationskurs besucht und die 310 vorgegeben Fragen im Internet studiert hat, war sie aber nicht aufgeregt. "Deutschland ist meine zweite Heimat", betont die 38-Jährige, die seit 1999 in Völklingen lebt und in der Poststraße ein Bekleidungsgeschäft betreibt. Jean-Daniel Dieterlé Ngassa fühlt sich in Deutschland ebenfalls wohl. Der Elektrotechniker stammt aus Kamerun, lebt jetzt in Saarbrücken. Von der neuen Staatsbürgerschaft erhofft er sich auch berufliche Vorteile. Der 33-Jährige arbeitet in der Automobilbranche und ist oft im Ausland unterwegs. Mit einem deutschen Pass müsste er seltener ein Visum beantragen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Lebach wird den Test nun auswerten. Die Einbürgerungswilligen aus Völklingen sehen dem Ergebnis gelassen entgegen. "Saarländer bin ich sowieso schon, jetzt werde ich auch noch Deutscher", verkündet ein Teilnehmer und verabschiedet sich gut gelaunt nach Hause.

Auf einen Blick120 Migranten beteiligten sich am vergangenen Samstag im Saarland am neuen Einbürgerungstest. Seit dem 1. September ist die Prüfung Grundvoraussetzung für den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft. Daneben müssen die Antragsteller unter anderem auch ausreichende Sprachkenntnisse und einen Arbeitsplatz nachweisen. In den Jahren 2005 bis 2007 ließen sich in Völklingen 295 Menschen einbürgern. tan

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