Luisenthal zeigt Stärken und SchwächenEinwohner loben die Wohnqualität

Luisenthal. Zur Bürgerwerkstatt hatte Oberbürgermeister Klaus Lorig in die Turnhalle Luisenthal eingeladen. Rund 50 Besucher - überwiegend Einwohner von Luisenthal, aber auch zahlreiche Kommunalpolitiker - diskutierten das Stadtentwicklungskonzept, das sich mit den Zukunftsperspektiven dieses mit vielen Problemen kämpfenden Völklinger Stadtteils befasste

 Die beiden Fördertürme der ehemaligen Grube Luisenthal, hier das Fördergerüst des jüngeren Schachtes Richard II mit dem Fördermaschinenhaus, bleiben auch nach der Grubenschließung weiterhin Luisenthaler Wahrzeichen. Foto: Uli Barbian

Die beiden Fördertürme der ehemaligen Grube Luisenthal, hier das Fördergerüst des jüngeren Schachtes Richard II mit dem Fördermaschinenhaus, bleiben auch nach der Grubenschließung weiterhin Luisenthaler Wahrzeichen. Foto: Uli Barbian

 Der Bahnhof soll nach Vorstelllung der Planer wieder zum Ortsmittelpunkt von Luisenthal werden. Foto: Becker & Bredel

Der Bahnhof soll nach Vorstelllung der Planer wieder zum Ortsmittelpunkt von Luisenthal werden. Foto: Becker & Bredel

Luisenthal. Zur Bürgerwerkstatt hatte Oberbürgermeister Klaus Lorig in die Turnhalle Luisenthal eingeladen. Rund 50 Besucher - überwiegend Einwohner von Luisenthal, aber auch zahlreiche Kommunalpolitiker - diskutierten das Stadtentwicklungskonzept, das sich mit den Zukunftsperspektiven dieses mit vielen Problemen kämpfenden Völklinger Stadtteils befasste. Dabei, so sagte Lorig, könne man viele Wünsche nicht schnell umsetzen und auch nicht finanzieren. Dennoch gelte es, rechtzeitig ein Konzept zu entwickeln, um in den Genuss von Zuschussprogrammen zu kommen. Im Auftrag der Stadtverwaltung hatte das Ingenieurbüro Kern Plan aus Illingen solch ein Konzept erarbeitet; Hugo Kern und Rebecca Pich stellten Visionen für Luisenthal vor. Sorge bereitet die Bevölkerungsentwicklung im Stadtteil. Die Einwohnerzahl nahm nach Pichs Worten stark ab. Vor zehn Jahren lebten 2195 Menschen in Luisenthal, heute sind es nur noch 1644 - ein Rückgang um 17 Prozent. In der gleichen Zeit hat die Gesamtstadt Völklingen nur 7,3 Prozent ihrer Einwohner eingebüßt. Dabei hat Luisenthal durchaus Stärken: Die Planer nannten den direkten Anschluss an den Saarkohlenwald, einen attraktiven Rad- und Fußweg entlang der Saar und das Entwicklungspotenzial der Halde und ihrer Umgebung. Zu den Stärken gehören auch die aktive Bürgerschaft, ein funktionierendes Vereinsleben, ein breites Spektrum an Wohnmöglichkeiten. Und schließlich kurze Wege zwischen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen - mit vier Discountern ist Luisenthal nicht schlecht versorgt. Mängel tun sich hingegen in der Infrastruktur auf: Es fehlt ein Arzt oder eine Poststelle, die Schule schloss vor Jahren. Die Stadtteilmitte liegt an der Kreuzung Bahnhofstraße / Straße des 13. Januar. Dort aber mangelt es an Aufenthaltsqualität; etwa ein Drittel der Läden in dieser Gegend steht leer. Und dass 23 Prozent der Luisenthaler an Abwanderung denken, bedeutet ein hohes Risiko für die Entstehung weiterer Leerstände. Die chaotischen Verkehrsverhältnisse im Einmündungsbereich der Altenkesseler Straße - auch von der Stangenmühle her - beeinträchtigen die Wohnqualität stark. Zudem leidet Luisenthal, so beschrieb es Hugo Kern, darunter, dass die Bahnlinie Ober- und Unterdorf trennt. Dabei ist die Wohnqualität im nördlichen Teil höher als im südlichen. Hier wollen die Planer den Hebel ansetzen. Ziel müsse es sein, die Trennung in Ober- und Unterdorf aufzuheben. Anzustreben sei deshalb eine Öffnung des einstigen Grubengeländes. Dort könnten sich dann Dienstleistungs-, Technologie- oder Kulturzentren ansiedeln. Die Halde könne einen Aussichtsturm erhalten oder auch für Stadtteilfeste genutzt werden. Entscheidend sei jedoch, Ober- und Unterdorf zusammenzuführen. Dazu könne man den Tunnel von der Bergwerks-Tagesanlage verlängern zum alten Ortsmittelpunkt am Luisenthaler Bahnhof; dort könne dann auch ein Saarbahn-Haltepunkt entstehen. Und auch am Bahnhof selbst müsse neue Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Luisenthal. Überwiegend wohlwollend beurteilten die meisten Luisenthaler bei der Bürgerwerkstatt ihren Stadtteil. Ulrike Müller, die am Bahnhof wohnt, beklagt zwar den hohen Lärmpegel von Straßen und Bahnlinie aus, genießt aber auch die kurzen Wege zum Leinpfad oder zur Bergehalde. Helga Mertes, gebürtige Luisenthalerin, sagt: "Ich will hier wohnen bleiben, solange ich lebe. Ich genieße das rege Vereinsleben, und hier kennt jeder jeden." Karl-Heinz Schmitz ist 1966 nach Luisenthal gezogen: "Ich habe mich hier immer wohl gefühlt, mich aber auch ehrenamtlich engagiert, sei es in der Kirchengemeinde, im Sportverein oder in der Kommunalpolitik." Werner Stoll ist vor drei Monaten aus dem Nachbarort Klarenthal nach Luisenthal gezogen. Er hat hier ansprechendes Wohneigentum gefunden und ist trotz hoher Lärmbelastung von den guten Verkehrsanbindungen angetan. hla "Ich will hier wohnen bleiben, solange ich lebe. Hier kennt jeder jeden."Helga Mertes, Luisenthalerin

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