Luftqualität lässt zu wünschen übrig

Völklingen · Im Völklinger Stadtrat herrscht Besorgnis über die Luftverschmutzung durch die Industrie. Auslöser waren zuletzt staubige Abgaswolken, die zu Spuren im Fahrzeuglack führten und Menschen im Freien ängstigten.

 Die Völklinger Innenstadt mit den Anlagen von Saarstahl und dem Kraftwerk Fenne (im Hintergrund). Foto: www.luftbilder-saarpfalz.de

Die Völklinger Innenstadt mit den Anlagen von Saarstahl und dem Kraftwerk Fenne (im Hintergrund). Foto: www.luftbilder-saarpfalz.de

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Im Völklinger Stadtrat herrscht Unbehagen über die Luftverschmutzung durch die Großindustrie, vor allem durch die Saarstahl AG. Auslöser waren zuletzt staubige Abgaswolken, die zu Spuren im Fahrzeuglack führten und Menschen im Freien ängstigten. Völklingen sei auch nach der Stilllegung der Hochöfen "kein Luftkurort", aber man dürfe erwarten, dass die Menschen nicht von "ätzendem Niederschlag" berieselt werden, sagte SPD-Stadtratsmitglied Brunhilde Folz und wünschte sich, dass alle Erkenntnisse über Industrieabgase von den je zuständigen Behörden zusammengeführt und der Bevölkerung erklärt würden.

Geteilte Zuständigkeit

Hintergrund: Während Saarstahl vom Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LfU) überwacht wird, obliegt die Kontrolle des Kraftwerkes Fenne dem Bergamt. Wolfried Willeke (SPD ) nannte diese Splittung unbefriedigend. Es müsse auch eine Langzeitberichterstattung über die Kontrollen und Messungen geben.

LfU-Fachbereichsleiter Frank Schwan, auf Antrag der Grünen zu einem Vortrag und zur Beantwortung von Fragen in den Stadtrat gebeten, teilte mit, dass Saarstahl beim Ausstoß von Stoffen aus seinen Anlagen "alle Grenzwerte einhält". Erlaubt seien 350 Milligramm je Kubikmeter und Tag. Die erfassten Werte lägen bei 200 bis 250 Milligramm. Da die Gesamtmenge sehr hoch sei, wirke der Ausstoß so belastend.

Problem mit Nickel und Chrom

Vereinzelte Probleme beziehungsweise Handlungsbedarf gebe es mit Nickel und Chrom als Inhaltsstoffe der Stäube. Wie Schwan sagte, seien die eingangs beschriebenen "schädigenden Vorfälle" teilweise, aber nicht alle auf Saarstahl zurückzuführen gewesen.

Auf Frage von Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) hieß es, dass Schadenersatzansprüche eine zivilrechtliche Angelegenheit seien und nicht vom LfU bearbeitet würden. Bei konkreten Beschwerden habe man vor Ort als Quellen meist "Betriebszwischenfälle" wie etwa das falsche Kippen einer Pfanne ausgemacht.

Manfred Jost (Grüne) und Paul Ganster (Linke) waren mit den Schilderungen des LfU-Mitarbeiters und der Art der im Werk praktizierten (nämlich angemeldeten) Kontrollen nicht zufrieden und sagten dies dem Referenten auch auf den Kopf zu. "Wir wollen etwas verändern", kündigte Jost an.

Kritik an Messstation

Zentrales Anliegen der Grünen und Linken ist eine Verknüpfung der Erkenntnisse über Luftverunreinigungen mit dem saarländischen Krebsregister. Auch ist ein Vorstoß aus dem Stadtrat zu erwarten, dass die Luft dort gemessen werden soll, wo die Konzentration der Stäube mutmaßlich am größten ist. Hier hat man den Heidstock im Verdacht, wogegen die zentrale Messstation derzeit unten in der Stadionstraße steht. Der Einwand der Umweltpolitiker lautet: An die Hermann-Neuberger-Halle flögen die Abgase vom Kraftwerk gar nicht hin, die wahren Zustände würden also nicht erfasst.

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