Laternen-Test Lichtmasten in Ketten: Laternenwackler unterwegs

Völklingen · Noch haltbar? Oder sofort umlegen? Völklingens Stadtwerke lassen kontinuierlich die Standsicherheit der kommunalen Beleuchtungsmasten überprüfen.

 Straßenbeleuchtungs-Check in der Völklinger Karlstraße: Andrej Sikiric stellt am Fuß des Lichtmastes ein Messgerät auf.

Straßenbeleuchtungs-Check in der Völklinger Karlstraße: Andrej Sikiric stellt am Fuß des Lichtmastes ein Messgerät auf.

Foto: Thomas Seeber

Mächtig unter Druck! Wenn Wolfgang Orzinski und Andrej Sikiric mit ihrem Minibagger – dieser Tage zum Beispiel in der Völklinger Hirtenstraße – den 7,50 Meter hohen Lichtmast anketten, könnten misstrauische Zeitgenossen ins Grübeln geraten. Was machen die da?

„Nur Gutes!“, würde Hans Jürgen Puhl antworten, Teamleiter Planung bei den Stadtwerken Völklingen. Denn die Stadtwerke fühlen sich, im Auftrag der Stadt, für die Sicherheit von rund 4800 Beleuchtungsmasten in Völklingen  verantwortlich. Jeder, der solche Masten aufstellt oder betreibt, muss dafür sorgen, dass von ihnen keine Gefahr für Dritte ausgeht. Denn solche Masten sind tagein, tagaus Wind und Wetter, mechanischen Einflüssen (Stichwort: unvorsichtige Autofahrer), ja sogar dem schädlichen Einfluss von Hundeurin ausgesetzt.

Bis 1990 wurden alle Lichtmasten durch sogenannte „Inaugenscheinnahme“ der eigenen Mitarbeiter geprüft. Seitdem aber kommt durch das europaweit patentierte Prüfverfahren der Firma Roch-Services  aus Lübeck der erwähnte Minibagger  zum Einsatz. Von Straße zu Straße geht dessen Reise. Jährlich sind in Völklingen bis zu 1000 Masten an der Reihe, ein Aufwand, der mit rund 50 000 Euro zu Buche schlägt und die Roch-Mitarbeiter sechs Wochen lang durch Völklingen führt.

Prüfteam-Leiter Orzinski erklärt, was bei dem Mast in der Hirtenstraße passiert: „Zuallererst schauen wir nach erkennbaren Schäden, wie Beulen, Korrosion und so weiter.“ Aus welchem Material besteht der Mast? „Bei uns in Völklingen wird in erster Linie Stahl oder Aluminium eingesetzt“, sagt Puhl, „es gibt aber auch Masten aus Kunststoff oder Beton.“ Natürlich spielt auch die Höhe eines Lichtmastes eine große Rolle. Aus all den Infos errechnet Orzinski, in seinem Bagger auf dem Laptop, die größtmögliche Windkraft, der die Straßenlaternen einschließlich ihrer Fundamente, Manschetten und Kabeleinführungen ausgesetzt sind. „Einmal ziehen wir, einmal drücken wir, dann wiederholen wir den Vorgang aus einer anderen Position“, erklärt Orzinski.

 Messteam-Leiter Wolfgang Orzinski hat vom Minibagger aus – dessen Greifarm rüttelt den Mast  – auf seinem Laptop alle Daten im Blick.  

Messteam-Leiter Wolfgang Orzinski hat vom Minibagger aus – dessen Greifarm rüttelt den Mast  – auf seinem Laptop alle Daten im Blick.  

Foto: Thomas Seeber

Im Falle der Laterne in der Hirtenstraße wirkt der Bagger mit fünf Kilo-Newton-Meter – das ist eine Maßeinheit zur Bestimmung der ausgeübten Kraft – auf den Mast ein, der dadurch mächtig unter Druck gerät. Diesen Druck und seine Auswirkungen misst, am Fuße des Mastes, ein sogenannter Wegnehmer, den Kollege Sikiric mit Hilfe eines aufgestellten Dreibeines steuert. Den Rest übernimmt der Kollege Computer: Er zeichnet ein Kraft-Weg-Diagramm, das zusammen mit dem ausgedrucktem Prüfbericht der Laterne „grünes Licht“ für die nächsten fünf bis sechs Jahre gibt. Wobei die meisten Laternen standfeste Dinger sind: „Im Schnitt müssen wir pro Jahr lediglich etwa ein Prozent unserer Lichtmasten austauschen“, erläutert Puhl. Viel Aufwand, aber jeder umgestürzte, weil schadhaft gewordene, Laternenmast wäre schließlich einer zu viel.

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