Lehrstunde in Leitungskunde

Völklingen. Die VSE will ihre alte Hochspannungstrasse über den Hunerscharberg zwischen Geislautern und Fürstenhausen auf rund 1,8 Kilometer Länge erneuen. Im Umweltausschuss des Völklinger Stadtrates gab es dazu am Mittwochabend eine über einstündige bewegte Debatte.Stefan Schulte, bei der VSE für Leitungsbau zuständig, stellte die Vorteile der neuen Trasse heraus

 Reizvoll nur für Fotografen - für Landschaftsfreunde aber eher nicht: ein knapp 50 Meter hoher Strommast. Archivfoto: Engel

Reizvoll nur für Fotografen - für Landschaftsfreunde aber eher nicht: ein knapp 50 Meter hoher Strommast. Archivfoto: Engel

Völklingen. Die VSE will ihre alte Hochspannungstrasse über den Hunerscharberg zwischen Geislautern und Fürstenhausen auf rund 1,8 Kilometer Länge erneuen. Im Umweltausschuss des Völklinger Stadtrates gab es dazu am Mittwochabend eine über einstündige bewegte Debatte.Stefan Schulte, bei der VSE für Leitungsbau zuständig, stellte die Vorteile der neuen Trasse heraus. Die bisher zwei Leitungs-Trassen würden zu einer einzigen zusammengefasst. Damit werde auch ein weitaus geringerer Schutzstreifen von nur noch zwölf Metern benötigt. Doch da die neuen Maste nun das Doppelte an Seilen aufnehmen müssen, werden sie laut Schulte auch im Schnitt um rund zehn Meter höher - von bisher rund 30 auf bis maximal 46 Meter, aber immer noch landschaftsverträglich. Eine Verlegung wie bisher als Freileitung werde rund 1,7 Millionen kosten, eine Erdleitung dagegen koste das Dreifache, 5,1 Millionen Euro. Und das wolle die VSE ihren Stromkunden, darunter auch Saarstahl, nicht zumuten.

Franz-Josef Petry, Umwelt-Sprecher der CDU-Fraktion, wollte diese Vergleichsrechnung nicht gelten lassen. Der pensionierte Gewerbe-Studiendirektor (Jahrgang 1938) brachte es auf den Punkt: Der VSE-Referent habe für den Fall des Erdkabels die Abrisskosten für die bisherige Leitung mit dem angenommenen Verteuerungs-Faktor drei multipliziert, obwohl diese Kosten beim Erdkabel wie bei der Freileitung nur ein Mal anfielen - laut Petry ein Rechenfehler in Größenordnung von 600 000 Euro. Und auch sonst bemühte sich Petry, Schulte und die VSE mangelnder Sach- und Ortskenntnis zu überführen. Petry wie auch Wolfried Willeke (SPD) regten an, die neue Leitung zumindest im (einsehbaren) Talbereich in der Erde zu verlegen. Sie erhielten allerdings in der Sitzung von den VSE-Vertretern keine Antwort auf ihre Frage nach einem "möglichen Kompromiss".

So muss nun das Oberbergamt entscheiden. Es ist im Saarland Planfeststellungsbehörde für Leitungen geworden - wohl auch, weil es inzwischen weniger Bergwerke zu beaufsichtigen gibt.

Bleibt noch ein tiefer Stoßseufzer zu erwähnen, den Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) zuvor in Richtung Naturschützer tat: "Der Neuntöter ist der Vogel, der überall auftaucht, wo man baut - so selten ist der." er

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