Lärm und Staub trüben die Romantik

Wehrden · 100 Hochzeitsgäste erwartete Güngör Öztürk, Wirt des Wehrdener Bistorante Romantik, am Freitag in seinem Biergarten. Doch zuvor musste er kräftig Staub wischen. Weil nebenan die Laster kamen und gingen.

 Lastwagen kommen und gehen. Mittendrin arbeitet ein Bagger: Auf einem Brasche-Platz beim Wehrdener Sportplatz ist ein Bauschutt-Zwischenlager in Betrieb. „Romantik“-Wirt Güngör Öztürk (links) und Anwohner wie Wolfgang Geisinger (rechts) fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Foto: Jenal

Lastwagen kommen und gehen. Mittendrin arbeitet ein Bagger: Auf einem Brasche-Platz beim Wehrdener Sportplatz ist ein Bauschutt-Zwischenlager in Betrieb. „Romantik“-Wirt Güngör Öztürk (links) und Anwohner wie Wolfgang Geisinger (rechts) fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Foto: Jenal

Foto: Jenal

"Romantik" hat Wirt Güngör Öztürk, seit 2002 in Nähe des Wehrdener Sportplatzes tätig, sein Lokal genannt. Und viele finden es auch wirklich romantisch: wie die Hochzeitsgesellschaft, die sich für Freitagnachmittag mit 100 Personen bei ihm angesagt hat. Güngör Öztürk hat seinen Biergarten festlich eingedeckt: Doch im Moment gilt sein Augenmerk eher etwas anderem: Er muss andauernd Staub wischen. Das kommt nicht von ungefähr, sondern direkt von nebenan.

Dort liegt ein befestigter Parkplatz und direkt im Anschluss noch ein großer Platz mit Braschen-Belag. An dessen Rand stehen Container, und auch ansonsten ist der Platz alles andere als leer: Dort türmt sich Bauschutt zu hohen Bergen. Anrollende Lkw kippen ihn ab, während Schwerlaster ihn dann wiederum aufnehmen. Mittendrin arbeitet ein Bagger und sorgt für den Umschlag.

Der "Romantik"-Wirt und Anwohner erdulden, berichten sie, dieses Geschehen schon seit Monaten. Das spiele sich im Zeitraum von sieben Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags, unterbrochen von einer kurzen Mittagspause, ab: "Und dann haut auch noch die Klappe gegen den Kipper, damit der Lkw sauber wird," sagt Anlieger Wolfgang Geisinger.

Geisinger und der Wirt bemühen sich nach eigenen Angaben bereits seit Wochen, im Völklinger Rathaus einen Ansprechpartner zu finden. Bisherige Telefonate liefen aber anscheinend ins Leere. Güngör Öztürk wollte erfahren, wer da "die Erlaubnis gegeben" habe. Ergebnis wie bei Geisinger: "Kein Mensch weiß Bescheid, und keiner ist zuständig." Beide Anrufer sind, wie sie erzählen, auf Rückrufe vertröstet worden. Geisinger versucht es erneut am Freitagmorgen, wartete dann auf Rückmeldung "vom Chef vom Tiefbauamt". Als die nicht bei ihm ankam, platzte ihm der Kragen: Er rief die SZ-Lokalredaktion in Völklingen an. Die reagierte sofort, denn einen Wirt samt Hochzeitsgesellschaft kann man ja nicht im Staub sitzen lassen. Das Rathaus hatte am Freitag um die Mittagszeit bereits Feierabend. Aber nette Lastwagenfahrer ("wir sind nur angemietet") halfen bei der Aufklärung. Sie leiteten den SZ-Reporter zum Baggerfahrer weiter, der den Schuttberg vor Ort bearbeitet. Der Mann gehört zur Baufirma und zeigte sich ebenfalls hilfsbereit. Über Handy verband er mit seinem Polier, der aktuell die Tiefbauarbeiten in der Kettelerstraße leitet. Mike Hermann hatte gerade keine Zeit, zu kommen, gab aber am Telefon bereitwillig Auskunft: Die Stadt habe dieses Zwischenlager genehmigt. Das Material aus der Kettelerstraße gehe von dort auf die Deponie an der früheren Bergehalde Ludweiler weiter, und die Bauarbeiten dauerten voraussichtlich noch um die vier Wochen.

Am Freitagnachmittag konnte Güngör Öztürk wieder etwas zuversichtlicher blicken. Der Staub hat seine Spuren auf der Straße, in den Vorgärten und im Biergarten hinterlassen. Aber: "So langsam sind die noch nie gefahren", meinten Beobachter, als am Freitagnachmittag der SZ-Fotograf auftauchte. Gespräche vor Ort sind eben manchmal doch zu etwas gut.

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