Kritik an Nazis kostete das Leben

Völklingen · 19 Stolpersteine in Gehsteigen erinnern bereits in Völklingen an Opfer des Nazi-Terrors. Am 19. August sollen acht weitere Stolpersteine und eine Stolperschwelle vor dem Weltkulturerbe hinzukommen.

 Jutta Speicher (Fünfte von links) inmitten von Spielgefährten in der Beethovenstraße in Völklingen. „Wer weiß – vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser noch an eines der Kinder?“, fragt das Aktionsbündnis Stolpersteine. Foto: Sammlung Hubert Kesternich

Jutta Speicher (Fünfte von links) inmitten von Spielgefährten in der Beethovenstraße in Völklingen. „Wer weiß – vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser noch an eines der Kinder?“, fragt das Aktionsbündnis Stolpersteine. Foto: Sammlung Hubert Kesternich

Foto: Sammlung Hubert Kesternich

Stolpersteine sind kleine Messingtafeln, die in die Gehsteige vor den früheren Wohnhäusern von Opfern des Nationalsozialismus eingelassen werden. Am 19. August will das Völklinger Aktionsbündnis Stolpersteine acht weitere dieser Gedenktafeln setzen. Eine davon ist ist Jutta Speicher gewidmet. Der Stolperstein für sie wird gegen 16 Uhr in der Beethovenstraße 21 verlegt. Die Patenschaft für diesen Stein hat die Gemeinschaftsschule Sonnenhügel übernommen.

Das Aktionsbündnis hat ihre Biografie recherchiert: Jutta Speicher wurde am 25. August 1921 geboren. Sie wuchs in einer Familie auf, die geprägt war von einer antifaschistischen Grundeinstellung. Auch in ihrer Nachbarschaft und im Freundeskreis war sie von Berg- und Hüttenarbeitern umgeben, die gegen die Nazis eingestellt waren. Ihr Vater war Dirigent eines großen Arbeiterchores, in dem die Lieder der Arbeiterbewegung gesungen wurden, sie selbst war Mitglied eines Arbeitersportvereins. Dieses Umfeld prägte sie. Die Schreckensmeldungen von Krieg, Hunger und Elend und die sichtbare Not der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter in Völklingen ließen Jutta Speicher nicht gleichgültig. Sie äußerte kritisch ihre Meinung, machte ihrer Wut über das NS-Regime Luft und wurde schließlich von der Gestapo verhaftet. Anfang 1945 erhielt ihre Mutter Post aus dem KZ Ravensbrück. Man teilte ihr mit, ihre Tochter Jutta sei am 02.03.1945 verstorben. Jutta Speicher war erst 23 Jahre alt, als sie von den Nazis ermordet wurde. "Das Aktionsbündnis würde sich freuen, wenn sich Nachfahren der Familie Jutta Speichers melden und an der Verlegung teilnehmen würden", betont Sprecherin Caroline Conrad. Natürlich sind auch alle anderen, die Anteil nehmen wollen, willkommen.

Für die weiteren an diesem Tage zu verlegenden Stolpersteine, insbesondere aber für die Stolperschwelle zum Gedenken an die Zwangsarbeiter der ehemaligen Röchling'schen Eisen- und Stahlwerke am Weltkulturerbe, werden noch Spender gesucht.

Spendenkonto bei der Stadtsparkasse Völklingen , Kt.Nr.: 89510463, BLZ: 590 510 90 (Patric Bies); Kontakt zum Aktionsbündnis: Caroline Conrad, Kreuzbergstraße 7, Völklingen .

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