Kritik an Hermann Röchling als Namensgeber hält an

Völklingen. Zu Jahresanfang bewegte ein Stadtteil-Namen in Völklingen die Gemüter. Auf der Hermann-Röchling-Höhe hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet, um eine Rückbenennung in "Bouser Höhe" (so hieß der Stadtteil bis 1956) zu erreichen

Völklingen. Zu Jahresanfang bewegte ein Stadtteil-Namen in Völklingen die Gemüter. Auf der Hermann-Röchling-Höhe hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet, um eine Rückbenennung in "Bouser Höhe" (so hieß der Stadtteil bis 1956) zu erreichen. Doch im Völklinger Stadtrat fand sich bisher keine Resonanz, und den jetzigen Wahlkämpfern ist das Thema offenbar zu heiß, um es vor der Oberbürgermeisterwahl in Völklingen in den Mittelpunkt zu rücken. Die Völklinger Linken haben die Frage dennoch bei einer Informationsveranstaltung zum Thema "Wie erinnern wir uns richtig?" wieder aufgegriffen. Professor Hans-Walter Herrmann, Historiker und langjähriger Leiter des saarländischen Landesarchivs, bekräftigte dort, dass Hermann Röchling (Foto: SZ-Archiv) ein "problematischer Namenspatron" sei. Röchling sei Vertreter der patriarchalen Unternehmerschaft und von den Ereignissen des Ersten Weltkriegs geprägt gewesen. Sein Ziel sei die Rückgliederung des Saarlandes gewesen, womit er auch das NS-Regime unterstützt habe. Röchlings Beteuerungen, er habe nichts von den Leiden der Zwangsarbeiter im Völklinger Röchling-Werk gewusst, seien nicht glaubhaft. Nachweisen könne man aber verschiedene Treffen mit NS-Rüstungsminister Albert Speer und sogar Adolf Hitler. Bei der Veranstaltung, zu der die Stadtratsfraktion der Linken in Verbindung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung in das Völklinger Haus der Fraktionen eingeladen hatte, ging es nicht nur um die Hermann-Röchling-Höhe, sondern auch um Straßennamen in Völklingen. Hubert Kesternich, Mitglied der Linkspartei und des Völklinger Arbeitskreises Stadtgeschichte, listete hier alle 451 Straßennamen in Völklingen nach ihrer Entstehungsgeschichte, Bedeutung, Benennung und auch Umbenennung auf. Während Opfer des NS-Regimes kaum in Völklingen vertreten seien, seien gleich vier Straßen nach der Familie Röchling benannt, nämlich die Louis-Röchling-Straße, die Karlstraße, die Hermannstraße und die Richardstraße. Weiter gebe es auf dem Heidstock die Lettow-Vorbeck-Straße, benannt nach einem Mann, der als Militarist mit unrühmlicher Rolle in den deutschen Kolonien kein Vorbild sein könne. Patrick Bies (Rosa-Luxemburg.-Stiftung) erklärte es bei der Veranstaltung für wichtig, eine Bewusstseinsänderung bei der Bevölkerung hervorzurufen. Straßen und Plätze müssten mit mehr Ausgewogenheit benannt werden - auch mit Namen von NS-Opfern oder Widerstandskämpfern.

HintergrundAm 13. August 1956 hatte der Stadtrat die Umbenennung in Hermann-Röchling-Höhe beschlossen. Laut Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Stadtteils verlief die Abstimmung in zwei Schritten. Zunächst ging es darum, ob die Bouser Höhe überhaupt umbenannt werden soll. Das Ergebnis lautete 29 Ja- bei zwei Nein-Stimmen. Dann standen die Namen "Röchlinghöhe" und " Hermann-Röchling-Höhe " zur Debatte. Die Variante mit "Hermann " setzte sich mit 23 zu acht Stimmen durch. Bei einer Umfrage, die die jetzige Bürgerinitiative im Januar auf der Hermann-Röchling-Höhe startete, gab es nur 55 Rückläufe, was rund acht Prozent ausmacht. 26 Teilnehmer sprachen sich für den früheren Namen "Bouser Höhe" aus, während 29 es beim jetzigen Namen belassen wollten. er

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