„Kreuzfahrt“ startet im Zimmertheater

Ludweiler · So ein Theater: Eine Komödie, die der Theaterverein Thalia Ludweiler derzeit aufführt, war schon Ende September mit allen zwölf Vorstellungen ausverkauft. Der Raum, das so genannte Zimmertheater, fasst auch nur maximal 60 Leute. Wir waren bei der Premiere dabei.

"Warum ausgerechnet ich? So eine Scheiße." Bauer Jupp Speckmann hadert im Bauernschwank "Kreuzfahrt im Schweinestall" beim Theaterverein Thalia Ludweiler . Freitag war Premiere, gleichzeitig Auftakt eines ganzen Dutzend Aufführungen. Alle ausverkauft!

Die Story: Gestern ging's dem Jupp noch gut. Erst hat Biggi, seine beste Sau im Stall, 30 gesunde Ferkel geworfen, dann ging's mit Kumpel Walter zum Besuffski-Schützenfest. Der Kater am Tag darauf wäre das Schlimmste nicht. Viel mehr erbleicht Landratte Speckmann, weil er plötzlich eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer gewonnen hat. "Bloß nicht, bin wasserscheu, darf aber keiner wissen!" Wie gut, dass es den Walter gibt! Der ist nicht nur immer auf der Flucht vor seinem gewaltbereiten Eheweib, sondern auch scharf aufs "All- Inclusive-Angebot" der Kreuzfahrer. Klammheimlich tauschen die Schnapsdrosseln die Identitäten. Walter fliegt als Speckmann zum Startpunkt Barcelona, und der echte Jupp versteckt sich für eine Woche im Schweinestall.

Davon profitieren erst mal alle: Gerda Speckmann als vom Gatten viel geplagte Ehefrau, Töchterlein Anna und der pfiffige Knecht Jan, die endlich ihre Liebe ohne die Argusaugen des Alten ausleben können, die ehrgeizige Lokalpolitikerin Karin Hansen wie die vorwitzige Klatschbasen-Reporterin Lisa Poppe. Eine gute Lachfigur gibt der ständig liebestolle, um nicht zu sagen dauerscharfe Dorfpolizist Bernd Becker.

Die Komödie nimmt Schwung auf. Denn die Nachrichten vom Mittelmeer bringen Arges. Das Kreuzfahrtschiff "Costa de Drama" sinkt. Jupp, bislang immer viel gescholtener Zeitgenosse, wird auf einmal von allen betrauert. Walter bleibt verschwunden. In dieser Situation taucht die bisher nicht bekannte Judith auf, angeblich Jupps Halbschwester.

Hier handelt es sich um den verkleideten Speckmann selbst, der seine Transen-Rolle herrlich ausfüllt. Verwechselungen am laufenden Band, köstlich derbe Dialoge, nicht alle zitierfähig, haarsträubendes Rein- und Rauslügen, und am Ende haben sich alle lieb.

Viel Applaus! Und Erleichterung! "Wenn isch jedds hemmkumm, setz isch misch erschd mool in der bequemste Sessel", sagt einer, dem Bestuhlung und Temperatur im klitzekleinen, engen und heißen Zimmertheater nach dem dritten Akt doch etwas unbequem vorgekommen sein mögen. Was will man sagen? Gerade die beengten Verhältnisse machen den Charme der Thalia-Spielstätte im Alten Rathaus Ludweiler aus.

Dennoch: "Das Problem mit den beengten Verhältnissen wäre gelöst, wenn der (von der Stadt offensichtlich versprochene) Durchbruch endlich gemacht wäre", rügt Spielleiterin Jutta Laval den anwesenden Oberbürgermeister Klaus Lorig . Der ist ganz auf Wiedergutmachung aus und bugsiert der hibbeligen Lisa Poppe am laufenden Band deren Einsatzgefährt, einen altgedienten Blitzroller, durch den engen Saal.

Zwölf Vorstellungen gibt es von der "Kreuzfahrt im Schweinestall", sie sind aber alle, wie gesagt, bereits ausverkauft.

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Auf einen Blick Bei der Premiere wirkten mit: Christof Beckinger als Jupp beziehungsweise Judith Speckmann, Josef Sedlmeier als Knecht Jan, Nelly Brügelmann als Tochter Anna Speckmann, Heike Friedrich-Kasel als Lisa Poppe, Anja Biehl als Ehefrau Gerda Speckmann, Britta Bretschneider und Timo Nittler als "Ehepaar im Dauerclinch Marie und Walter", Jutta Laval als Kommunalpolitikerin und Sven Peters als Dorfpolizist Bernd Becker. Bühnenbau und Technik lagen in den Händen von Dirk Hirschmann und Günther Kölbl, als Souffleuse im engen Kasten fungierte Erika Sedlmeier. Sie alle haben noch eine Reihe von Aufführungen vor sich. et

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