Klaus Degen nicht mehr Fraktionschef

Völklingen. Die überraschende Aufstellung der Püttlinger Landtagsabgeordneten Astrid Schramm als Oberbürgermeister-Kandidatin bringt seit Sonntag Unfrieden in die Partei Die Linke in Völklingen. Wie berichtet, war noch am selben Tag Parteisprecher Patric Bies "aus gesundheitlichen Gründen" von seinem Amt zurückgetreten

Völklingen. Die überraschende Aufstellung der Püttlinger Landtagsabgeordneten Astrid Schramm als Oberbürgermeister-Kandidatin bringt seit Sonntag Unfrieden in die Partei Die Linke in Völklingen. Wie berichtet, war noch am selben Tag Parteisprecher Patric Bies "aus gesundheitlichen Gründen" von seinem Amt zurückgetreten. Am Montag wählte ein weiterer Linken-Repräsentant der ersten Reihe diesen Weg, nämlich der Stadtrats-Fraktionsvorsitzende und stellvertretende Parteivorsitzende Klaus Degen (Foto: bub) - nachdem er die Angelegenheit "eine Nacht überschlafen" hatte, wie er sagte. Er habe seine Schritte den Parteimitgliedern persönlich und schriftlich vorgetragen, hieß es. Degen, ehemaliger Sozialdemokrat, zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Linken-Mitgliederversammlung am Sonntag nicht die ursprünglich von der Fraktion einstimmig ins Auge gefasste Regina Preysing im September als Direktwahl-Gegnerin von OB Klaus Lorig (CDU) ins Rennen geschickt hatte, sondern die vom Landesvorstand favorisierte Astrid Schramm - weil diese erfahrene Politikerin angeblich bessere Chancen habe. Degen gestand ein, dass er, wie einige andere, anfangs etwas skeptisch gewesen sei, ob Preysing eine geeignete Konkurrentin für Amtsinhaber Lorig sei. Die Großrosselerin habe sich aber in Fraktion und Partei sehr schnell profiliert und Zuversicht vermittelt, die politischen Themen gut zu vertreten und ein gutes Wahlergebnis zu erreichen. Umso enttäuschender dann am Sonntag das "Umfallen" (Degen) der Versammlung zugunsten von Schramm. Wie Teilnehmer der Nominierungsversammlung schilderten, hätten sie sich von der Landespartei unter Druck gesetzt gefühlt. Unter anderem soll die Zahlung von Wahlkampf-Geld für Völklingen an die Bedingung geknüpft worden sein, von Preysing abzurücken und Schramm vorzuziehen. Für den Linken-Landesvorstand bemühte sich dagegen Birgit Huonker im SZ-Gespräch um die Widerlegung des Eindrucks, hier habe ein "Handstreich" stattgefunden. Sie stellte klar, dass es am Tag der Nominierung in Völklingen "keine Landesvorstandsitzung gab", also auch "keine geheime" und "keine mit Oskar Lafontaine". Anwesende wie der Fraktions-Geschäftsführer Paul Ganster (Foto: bub) hatten allerdings das Gefühl, dass es bei der Kandidatenkür insgesamt zu einem "Durchgreifen von oben" gekommen sei. Ganster, früher Leitfigur bei den Grünen, sieht die Völklinger Linken "in die schwierigste Situation gebracht hat, die wir je hatten". Man werde sie aber meistern, sagte Ganster und kündigte an, für den frei gewordenen Posten des Fraktionsvorsitzenden zu kandidieren. Auch die Völklinger Parteivorsitzende Susanne Recktenwald will sich für das Amt bewerben, wie sie sagte. Unterdessen haben weitere Mandatsträger der Linken in Völklingen kritisiert, dass von "der Landespartei" in Ortsstrukturen "hineinregiert" werde, ohne sich um die Befindlichkeiten der hier ehrenamtlich Tätigen zu scheren. Ob es zu Mandatsniederlegungen oder Parteiaustritten kommen wird, wie vereinzelt angedeutet, könnte sich bereits in den nächsten Tagen zeigen.

RückschauBei den Bundes- und Landtagswahlen 2009 erstürmte die Partei Die Linke Völklingen als Hochburg. Sie erhielt über 29 Prozent der Stimmen und war damit stärkste politische Kraft vor CDU und SPD. Bei der Kommunalwahl hatte Die Linke ein nicht ganz adäquates Ergebnis von 17,9 Prozent erhalten. wp

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