Flüchtlinge und Zuwandrer lassen Schülerzahlen hochschnellen Kindersegen stellt Völklingen vor Probleme

Völklingen · Die Grundschulen in Völklingen platzen aus den Nähten. Der Streit geht nun darum, ob die Haydnschule kostspielig erweitert werden muss.

 Wegen Platzmangels wurden im Sommer auf dem Hof der Grundschule Haydnstraße Container aufgestellt. Dem Oberbürgermeister schwebt ein doppelt so großer Neubau in der Haydnstraße vor.

Wegen Platzmangels wurden im Sommer auf dem Hof der Grundschule Haydnstraße Container aufgestellt. Dem Oberbürgermeister schwebt ein doppelt so großer Neubau in der Haydnstraße vor.

Foto: BeckerBredel

Ein ungewöhnlicher  Kindersegen, vor allem verursacht durch Flüchtlingsfamilen und Zuwanderer aus früheren Ostblock-Ländern, kam auf die Völklinger Grundschulen zu. Die Stadt hat bereits reagiert, indem sie auf Schulhöfen Container aufstellen ließ. Der Stadtrat hat in seiner Jahresabschlusssitzung einen Schulentwicklungsplan verabschiedet, der die künftige Richtung aufzeigen soll. Dabei wurde ausgiebig über Risiken und Nebenwirkungen diskutiert. Und auch die Frage aufgeworfen, ob nicht die frühere Mühlgewann-Schule als Grundschule in Betrieb genommen werden solle. Und was aus der Gebundenen Ganztagsgrundschule auf dem Heidstock wird, die offenbar mehr Andrang als erwartet hat.

Besonders stark von der Raumnot betroffen ist die Haydnschule in der Innenstadt. Sie verfügte über zwölf Klassenräume, erhielt vier Räume in so genannter Modulbauweise dazu. Es handelt sich um Container, die man auch als Aufenthalts- und Büroräume von großen Baustellen her kennt. Die Stadt hat die vier Module gemietet. Diese Maßnahme, mit rund 110 000 Euro eingeplant, ist als Zwischenlösung gedacht. Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) schwebt  ein Ersatz-Neubau mit dann 24 Klassenräumen vor. Diese millionenschwere Maßnahme kann aber erst angegangen werden, wenn ein vom Bund erwartetes Förderprogramm aufgelegt ist.

Notfall Nummer zwei war die Waldschule in Fürstenhausen. Sie wurde  um zwei Klassenräume erweitert. In diesem Fall hatte die Stadt die Container gekauft – Kostenpunkt rund  200 000 Euro. Und in der Grundschule Bergstraße war nur noch eine Erweiterung möglich, indem ein früherer Luftschutzkeller für rund 150 000 Euro umgebaut wurde.

Brunhilde Folz stellvertretende Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, warf in der Sitzung die Frage auf, ob es sinnvoll sei, die Haydnschule „wirklich so monströs zu erneuern“.  Die Mühlgewannschule stehe seit Jahren leer. Der Regionalverband habe sie der Stadt angeboten, und deren Räumlichkeiten könnten alle Probleme ein- für allemal lösen. Leider sei hier nur der Projektansatz „Soziales Zentrum“ von der Stadtverwaltung bei der Saarbrücker Planungsgesellschaft GIU in Auftrag gegeben und geprüft worden.  Dabei sei es logisch, dass ein Umbau der Schule in ein Bürogebäude mit geschätzten sechs Millionen Euro teurer würde als eine Sanierung im Bestand.

Schon vor Folz’ Einwänden hatte Oberbürgermeister Lorig einen Rückzieher in Sachen Sozialzen­trum Mühlgewann gemacht. Laut Einladung zur Sitzung wollte Lorig den Stadtrat bereits beschließen lassen, dass die Stadt das Gebäude aus der Hand des Regionalverbandes Saarbrücken zurücknimmt. Der Oberbürgermeister zog  diesen Tagesordnungspunkt zurück. Die Frist für eine Entscheidung über die Rücknahme sei bis zum 31. Juli 2018 verlängert worden, und es stünden „weitere Untersuchungen wegen alternativer Nutzungen“ an, sagte Lorig. Der Stadtrat habe am 1. März 2016 gemeinsam beschlossen, die Haydnschule auszubauen. Die Alternative, die Folz vorschlage, richte sich an die Adresse des Bildungsministeriums. Lorig: „Das muss sagen, ob in Völklingen eine neue Schule eingerichtet wird oder nicht.“

 Die ehemalige Mühlgewannschule in Völklingen soll zur Entlastung anderer Schulen wieder genutzt werden, meint die SPD-Fraktion im Völklinger Stadtrat.

Die ehemalige Mühlgewannschule in Völklingen soll zur Entlastung anderer Schulen wieder genutzt werden, meint die SPD-Fraktion im Völklinger Stadtrat.

Foto: BeckerBredel

Birgit Schmitt (lLinke) lenkte den Blick auf die Gebundene Ganztagsgrundschule, die in diesem Sommer auf dem Heidstock gestartet war. Dort sei der Zustand mit zwei Klassen à 27 Kindern „grenzwertig“, und die Schulleitung habe die Dreizügigkeit angemeldet. In diesem Fall hat das Bildungsministerium laut Lorig bereits Nein gesagt auf die Frage, ob diese Schule künftig drei statt zwei Klassen pro Jahrgang haben kann. Eine Dreizügigkeit bei diesen Schulen sei vom Ministerium grundsätzlich nicht vorgesehen. Die Schule auf dem Heidstock habe zu viele Kinder aufgenommen, doch sie seien „nun mal da“. Man habe sich mit dem Ministerium auf eine Übergangslösung geeinigt, so Lorig.

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