Kinder spielen in Container-Landschaft

Völklingen. Das Kolpinghaus an der Bismarckstraße in der Völklinger Innenstadt wird abgerissen, um Luft für eine Erweiterung der Kindertagesstätte St. Eligius um 20 Krippenplätze zu schaffen. Dies hat der Stadtrat am 11. Oktober beschlossen

Völklingen. Das Kolpinghaus an der Bismarckstraße in der Völklinger Innenstadt wird abgerissen, um Luft für eine Erweiterung der Kindertagesstätte St. Eligius um 20 Krippenplätze zu schaffen. Dies hat der Stadtrat am 11. Oktober beschlossen. Und bei zwei Enthaltungen auch dem Vorschlag zugestimmt, die entstehende Baulücke an der Bismarckstraße mit salzwasserfesten Übersee-Containern zu schließen.

"Wir sind total froh"

Die FDP war nicht dafür mit der Begründung, dass Container nicht ins Stadtbild passten. Auch innerhalb der Bevölkerung meldeten sich Kritiker zu Wort. "Wir sind total froh über diese Lösung", sagt dagegen Susanna Schwarz-Urff, Leiterin der Kindertagesstätte. Eltern, Personal und Kinder machten sich bereits Gedanken, wie man die Container als Spiel- und Erlebnislandschaft gestalten könne. Im Gespräch seien da beispielsweise auch Kletterwände und kleine Gewächshäuser.

So hat sich auch Planer Stephan Michely vom Grundstücks- und Gebäudemanagement-Betrieb (GGM) der Stadt die Funktion der Container gedacht: als ein "Baumhaus aus Stahl", in dem die Kinder auch bei schlechtem Wetter Auslauf haben. Der eigentliche Kindergarten-Betrieb wird im bestehenden Haus stattfinden, das saniert und im ersten Obergeschoss kräftig erweitert wird. Die Container-Landschaft ist dann von dort aus über umlaufende Balkone zu erreichen.

An der Front zur Bismarckstraße hin werden jeweils drei Container, jeder rund 2,50 Meter hoch, aufeinander gesetzt. Sie erreichen dann in etwa die Dachkante der Nachbarhäuser, in denen sich derzeit eine Boutique und eine Bio-Bäckerei befinden. Diese Front soll durch eine Loggia, einen gläsernen Erker, Licht- und Lüftungsluken aufgelockert werden. Und vor allem soll links auch ein öffentlicher Durchgang von der Bismarckstraße hin zur Hofstattstraße entstehen.

Die Container-Front, an der Bismarckstraße dreigeschossig, wird nach hinten in Richtung Hofstattstraße auf beiden Seiten eingeschossig auslaufen. Sie soll in U-Form das rückwärtige Gelände des Kindergartens umschließen, der durch den Abriss des Kolpinghauses rund 27 mal 22 Meter Fläche hinzugewinnt. Überseecontainer sind in ihren Maßen standardisiert: 2,44 Meter breit, 2,59 Meter hoch und 6,06 oder alternativ 12,192 Meter lang. Es gibt sie aber als Eintürer, Zweitürer, mit Seitentüren und auch oben offen. Schon so eröffnen sich laut Michely viele Gestaltungsmöglichkeiten, auch wenn man nicht ohne Schneiden und Fräsen auskommen wird. Angedacht sind zum Beispiel vorgelagerte Treppen und Rutschen. Ein Holzboden ist bereits standardmäßig vorhanden. Bei der geplanten Nutzung (Spielfläche, im Erdgeschoss Lager- und Wirtschaftsräume) braucht es laut Michely nicht viel weiteren Komfort.

Schlusstermin Ende 2013

"Nur die Fassadengestaltung zur Bismarckstraße hin ist noch in der Diskussion", sagt Heinz Beck. Hier sollen nach Auffassung des Stadtrates die Bürger in einer Zukunftswerkstatt innerhalb des Stadtteilforums mitreden. Planer Michely plädiert dafür, die Container-Front nicht zu verkleiden, sondern nur farblich, zum Beispiel in Antik-Rot, zu gestalten. "Wenn wir die Fassade des Kolpinghauses stehen ließen, bekämen wir eine Filmarchitektur", meint Planer Stephan Michely. "Architektur muss ehrlich sein. Der Bürger soll mitbekommen, was sich dahinter abspielt."

Übrigens: Das ganze Kindergarten-Projekt einschließlich Container muss bis Ende 2013 fertig sein. "Sonst gehen zwei Millionen Euro Zuschussgelder verloren", sagt Heinz Beck, Leiter des GGM-Betriebs und Fachbereichsleiter Technische Dienste bei der Stadt. Die Container sollen bei einer Investition von insgesamt rund vier Millionen Euro nur etwa 70 000 Euro kosten.

Hintergrund

Übersee-Container sind zu einem Trend im modernen Städtebau geworden, wie eine Ausstellung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen im NRW-Forum in Düsseldorf zeigt. Da gibt es Objekte vom Nobel-Penthouse bis hin zur Studentenwohnung. "Von Manhattan über Düsseldorf nach Völklingen", umschreibt Michely schmunzelnd seine Idee. Wobei aber seines Wissens weltweit noch niemand aus Containern eine Spiellandschaft gebaut habe. er

 Der Abriss des Kolpinghauses soll an der Rückseite Luft für die Erweiterung der Kindertagesstätte St. Eligius schaffen. Foto: Jenal

Der Abriss des Kolpinghauses soll an der Rückseite Luft für die Erweiterung der Kindertagesstätte St. Eligius schaffen. Foto: Jenal

nrw-forum.de/ container_architektur

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