Kinder in den Luftschutzkeller?

Völklingen · In der Völklinger Grundschule Bergstraße konzentrieren sich Ausländer- und Flüchtlingskinder. Für die Nachmittagsbetreuung fehlt es an Platz. Deshalb denkt man nun an einen früheren Luftschutzkeller.

Die Grundschule Bergstraße in der Völklinger Innenstadt hat die Belastungsgrenze erreicht. Rund 300 Kinder werden dort unterrichtet, darunter derzeit 49, "die noch kein Wort Deutsch sprechen", sagt Schulleiterin Cornelia Ney. Als entsprechend wichtig gilt die Nachmittagsbetreuung. Doch diese ist inzwischen übervoll. 23 Kinder stehen auf der Warteliste - und dies mit steigender Tendenz.

Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) und sein Baufachmann Stephan Michely haben eine Lösung gesucht und sie im Keller der Schule gefunden. Dort gibt es noch einen Luftschutzraum, der für rund 150 000 Euro zu einem zusätzlichen Gruppenraum für die Nachmittagsbetreuung umzubauen wäre. "Sonst ist nirgendwo Platz", sagt Schulleiterin Ney zu dieser ungewöhnlich anmutenden Planung. Der Stadtratsausschuss für Kinder, Jugend und Soziales hat sich am Dienstagnachmittag im Luftschutzkeller umgeschaut.

Dort sieht fast noch alles aus wie in den 80er Jahren, als die Schule erbaut wurde: massive Stahltüren, bis zu 50 Zentimeter dicke Betonwände, keine Fenster. Da steht noch die von Hand zu betreibende Filteranlage, die die Menschen im Notfall mit Luft versorgt hätte. Mitten an der Wand ist ein Gebilde zu sehen, das an die Front einer Kommode mit Schubladen-Griffen erinnert. Dies ist der Eingang zum Fluchttunnel, dem immer noch einzigen Weg, der, wenn man die Sandsäcke im Innern entfernte, direkt nach außen führt. Alles karge Bunkeratmosphäre bis auf ein wenig bunte Farbe: Die hat die Marching-Band Völklingen , die zwischenzeitlich dort probte, an die Wände gebracht.

Stephan Michelys Umbauplan sieht Folgendes vor: Große Fenster sollen in die Wände gebrochen werden, und auch ein eigener Ein- und Ausgang soll her. Derzeit liegt der Keller noch unter dem Niveau des Außengeländes zur Poststraße hin. Deshalb muss dort einiges an Erdmassen abgetragen werden, und auch einige große Platanen müssen fallen. Der kahle Betonboden soll durch einen neuen mit Fußbodenheizung ersetzt werden. Zudem werden schallabsorbierende Decken fällig.

Laut Michely hätte man die gesamte Maßnahme bis zum Beginn des nächsten Schuljahres durchziehen können. Doch dies wird sich nun um eine unabsehbare Zeit verschieben. Denn als der Ausschuss anschließend im Rathaus tagte, kamen Bedenken auf. Und das Ergebnis war Vertagung auf die für 2. März geplante nächste Sitzung des Ausschusses.

SPD-Sprecher Dieter Peters meinte angesichts der "Kellerräume", die SPD müsse die Angelegenheit zunächst einmal in der Fraktion besprechen, um sich eine einheitliche Meinung zu bilden. Peters fragte auch nach Alternativen wie Containern. Dafür, antworteten Lorig und Michely, sei auf dem Schulhof kein Platz. CDU-Sprecherin Gisela Rink ("andere Kellerräume in der Schule sind schon sehr ansprechend gestaltet") regte an, das Thema im Zusammenhang mit der gesamten Grundschulsituation in Völklingen am 2. März erneut zu diskutieren. Es solle dann auch um einen geeigneten Standort für eine Gebundene Ganztagsgrundschule gehen.

Lorig meinte, es sei wichtig, die Grundschule Bergstraße mit ihrem Migranten-Anteil von 75 Prozent "ein wenig zu entlasten" und hier die Schule Haydnstraße "stärker in die Pflicht zu nehmen".

Bevor vertagt wurde, erinnerte Ratsmitglied Gerold Fischer (Grüne) erneut an den dringenden Bedarf für die Nachmittagsbetreuung in der Bergstraße. Fischer mahnte: "Es geht hier um ein aktuelles Problem."

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