Keine „Schusslinien“ in der Stadt

Völklingen · Schützen und Treiber gingen am Samstag am Köllerbach in Völklingen auf Wildschwein-Jagd. Ein Spaziergänger meldete daraufhin Bedenken an. Stadtförsterin Verena Lamy versichert, es habe keine Gefahr bestanden.

Früher bekamen Städter ihr Lebtag kein Wildschwein zu Gesicht. Heute trauen sich die massigen Tiere sogar bei Tag in öffentliche Anlagen und Gärten, richten Sachschaden an und ängstigen die Bevölkerung. In den vergangenen Jahren bemühen sich Behörden und Jäger, die Auswüchse durch stärkere Bejagung in den Griff zu bekommen, so auch in Völklingen .

Am vergangenen Samstagmorgen wurden bei einer so genannten Bewegungsjagd des Völklinger Forstes am Köllerbach im Bereich Stadionstraße/Bachberg fünf Sauen erlegt. Wie Försterin Verena Lamy berichtete, seien die beteiligten Jäger und Treiber mehrfach aus der Bevölkerung für den Jagdeifer gelobt worden. "Es wurde sogar gefragt, ob man das Fleisch zum Verzehr erwerben könne", sagte die Leiterin des städtischen Fachdienstes Forstwirtschaft.

Nach ihrer Schilderung war die Jagd mit der Unteren Aufsichtsbehörde abgestimmt und wurde im entsprechenden Jagdbezirk und ausdrücklich nicht in einem befriedeten Gebiet abgehalten. In befriedeten Gebieten, typischerweise in Wohngebieten, darf nur in begründeten Ausnahmefällen mit besonderer Erlaubnis geschossen werden.

Die Schützen hätten alle unmittelbar am (westlichen) Ufer des Köllerbaches gestanden und in Richtung Steilhang auf Wildschweine geschossen. Dadurch sei absolut sichergestellt gewesen, dass Kugeln, die ihre Ziele nicht treffen würden, unschädlich in den Boden einschlugen. Der Berg diente also als Kugelfang. So ist es vielerorts gängige Praxis. Ein Spaziergänger, ausdrücklich kein Jagdgegner, schilderte unserer Zeitung allerdings sein Empfinden, wonach diese Jagd nicht so "sicher" gewesen sei, wie sie hätte sein können. Denn es hätten in der Parkanlage am Köllerbach nirgendwo Schilder gestanden, und ein von ihm angesprochener Jäger habe ihn aufgefordert, "aus der Schusslinie" zu gehen.

Die Försterin, die bei dieser Begegnung nicht dabei war, aber sofort hinzugerufen wurde, versicherte dagegen unserer Zeitung auf Anfrage, dass weder bei dieser, noch bei den vorangegangenen Jagden am Köllerbach irgendeine Gefahr für Leib und Leben bestanden habe. Denn zwischen Jägern und Wildschweinen sei lediglich der Bachlauf, es könne nach menschlichem Ermessen also niemand in irgendeine "Schusslinie" laufen, es sei denn er beführe oder durchwate bei null Grad den Köllerbach. Deshalb sei es auch nicht nötig, an dieser Stelle Spaziergänger mit Tafeln auf eine Jagd hinzuweisen.

Vom (samstags leeren) Berufsbildungszentrum aus gesehen habe man sehr wohl ein Warnschild zur Information der Bevölkerung aufgestellt und den Weg nach unten gesperrt. Prinzipiell gelte immer: Es gebe dort, wo sich Personen in der Stadt bewegen, keinerlei "Schusslinien". Es könnten von Jägern auch keine Schusslinien beansprucht werden, schon gar nicht, wenn sich Personen auf Spazierwegen nähern. Anders gesagt: Wo sich Mensch und Haustier bewegen, werde nicht geschossen.

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