In Völklingen, Warndt, Saarbrücken und an der oberen Saar Wie sich Narren nennen – und warum

Sie kreiseln, sie braddeln, sie bellen. Fühlen sich doll doll. Und haben manchmal einen Kater. Manche Karnevalsvereine im Regionalverband Saarbrücken führen sehr ungewöhnliche Namen. Wir haben uns umgehört, was dahinter steckt – hier eine Art von Lexikon.

 Benannt nach dem französischen Wort für „die Schönen“ – oder nach einem Schweinehirten-Ruf? Die Karnevalisten der Beele’s aus dem Völklinger Warndt-Stadtteil Ludweiler finden auf jeden Fall die Farbe Lila schön – hier bei der Sessionseröffnung im November 2018.

Benannt nach dem französischen Wort für „die Schönen“ – oder nach einem Schweinehirten-Ruf? Die Karnevalisten der Beele’s aus dem Völklinger Warndt-Stadtteil Ludweiler finden auf jeden Fall die Farbe Lila schön – hier bei der Sessionseröffnung im November 2018.

Foto: BeckerBredel

Beele’s: Für den Namen des Ludweiler Karnevalsvereins gibt es zwei mögliche Erklärungen. Zunächst die nettere: „Les belles“ heißt auf Französisch „Die Schönen“, und die Beele’s fühlen sich im Vereinsdress ganz einfach schön. Dieser ist übrigens lila, eine Rarität unter den Karnevalsvereinen im Land. Die weniger schöne Erklärung geht auf den Ruf „belle, belle“ zurück, mit dem die Schweinehirten in dem Völklinger Stadtteil einst ihre Tiere auf die Weide getrieben haben sollen.

Braddler: Auch der Name des Geislauterner Karnevalsvereins ist mit einem Augenzwinkern zu verstehen. „Braddeln“ nennt man im heimischen Sprachgebrauch eine Ausdrucksweise, die sich zwischen Prahlen und Dummschwätzen bewegt. Da kommt hinzu, dass die Braddler als Wappentier ihres Völklinger Stadtteils nicht selten eine leibhaftige Geiß auf die Bühne bringen.

Daarler Dabbesse: Narren(-Köpfe) oder ungeschickte Leute (im Saarländischen Dabbese genannt) mögen abseits der närrischen Jahreszeit wahrlich keine erstrebenswerten Titel sein. Wenn sie jedoch ihrer Leidenschaft frönen, sehen das sowohl die Karnevalisten in Malstatt als auch in St. Arnual anders. Letzteres ist in der Region auch als Daarle bekannt. Und auf Molschder Narrekäpp einigten sich die Malstatter Karnevalisten bei ihrer Gründung vor 22 Jahren als Vereinsnamen.

Doll Doll: Der Großrosseler Karnevalsverein ist mittlerweile 99 Jahre alt, und man erzählt sich Folgendes: Irgendwann mal machte sich unter Tage eine Lorge selbstständig, die dann mit Schwung auf die Bergleute losfuhr. Die konnten sich nur knapp mit einem Sprung zur Seite retten, wobei der Ausruf „Das is doll!“ entstand. Darauf beruht der Name des Vereins und auch der Schlachtruf der Rosseler Narren.

Eulen: Dank des legendären Schalks Till Eulenspiegel gilt die Eule als Symboltier für die Narretei. Wer aber meint, die Rußhütter Fastnachter hätten sich deshalb „Die Eulen“ genannt, liegt falsch. Eines der Gründungsmitglieder konnte gut zeichnen. Besonders gut hat er Eulen gezeichnet – das war der Grund.

Hinne Hott: Im März 1960 war zur Gründungssitzung des neuen Karnevalsvereins im Großrosseler Ortsteil Naßweiler immer noch kein Name gefunden. Eins der Gründungsmitglieder sagte daraufhin: „Wir sind ja ganz schön hinne hott.“ Was soviel bedeutet wie hinterher/ hinten dran oder auch viel zu spät. Dieses „Hinne Hott“ haben alle Beteiligten so schön gefunden, dass sie es zum Vereinsnamen machten.

Hilaritas: 1954 wurde im Heusweiler Ortsteil Holz ein Gesellschaftsverein namens Hilaritas gegründet. Das Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Freude, Frohsinn, Heiterkeit. Der Verein wollte aber nicht nur gesellige Veranstaltungen anbieten, sondern seinen Schwerpunkt auf Faschingsbälle und Kappensitzungen legen. Deshalb wurde der Name um die Bezeichnung „Gesellschafts- und Karnevalsverein Holz“ ergänzt.

Holzäppel: Auf Bübinger Bann gab es besonders viele Holzäpfelbäume. Daher kommt der Name des Vereins in dem Saarbrücker Stadtteil. Ein Exemplar steht noch vor der vereinseigenen Festhalle an der Rebenstraße. Die Karnevalisten der Holzäppel brennen aus dessen Früchten von Zeit zu Zeit einen Schnaps. Heggeholer (Heckenholer) und Rebläuse gibt es an der Oberen Saar auch noch.

Kaltnaggischer Gardistencorps: Da muss man wissen, wie der Saarbrücker Stadtteil Herrensohr zu Kaltnaggisch wurde. Um Herrensohr als Bergarbeitersiedlung zu bauen, musste allerhand Wald abgeholzt werden. Was dann die Bewohner der benachbarten Wilhelmshöhe zu dem Kommentar verleitete: „Das sieht aber kalt und naggisch aus.“ Kaltnaggisch also.

Kesselflicker: Wenig zu bereden gab es im Saarbrücker Stadtteil Altenkessel, wo die Kesselflicker Faasenacht machen. Der Name sollte eindeutigen Bezug zum Ortsnamen haben – passt. Auch wenn die wie die Scherenschleifer umher reisenden Handwerker sprichwörtlich als streitlustig gelten.

Kowe: Der Rabe, auch Kowe genannt, ist das Symboltier der Karnevalisten im Kleinblittersdorfer Ortsteil Auersmacher. Das kommt daher, dass es dort viele Felder gab, auf denen sich die Kowen in Scharen niederließen. Dies hat Spötter in den Nachbargemeinden dazu verleitet, die Auersmacher mit den Kowe gleich zu stellen: Dicke, schwarze Bauern, gut genährt, in Massen vorhanden und immer mit dem Nestbau beschäftigt.

Kreisler: Bei ihrer Gründung im Jahr 1897 nannten sich die heutigen Kreisler nur „Große Völklinger Karnevalsgesellschaft“. Bei der Wiedergründung im Jahr 1952 kam dann der Name „Die Kreisler“ hinzu. Das hing mit der Vorliebe der Wiedergründer für den Spielstil des FC Schalke 04, dem legendären Schalker Kreisel, zusammen, den damalige Fußballstars wie Ernst Kuzorra und Fritz Szepan prägten.

„Mir bleiwe so“: In Riegelsberg gab es eine Gruppe begeisterter Karnevalisten. Sie sagten in der Gründungsversammlung: „Wenn wir jetzt einen Verein gründen, mit Vorstand, Satzung und Regularien, bleiben wir trotzdem so, wie wir sind.“ Daraufhin einigte sich die Versammlung auf den Vereinsnamen.

„Mir kinne aach“: Der Karnevalsverein Kutzhof wurde 1969 gegründet. Ein Gründungsmitglied erinnert sich, dass man damals im Gasthaus Zewe zusammensaß und über die Leistungen benachbarter Karnevalsvereine diskutierte. Dabei sagte das spätere Vorstandsmitglied Roswitha Schmidt: „Ei, was die kinne, kinne mir doch aach.“ Und schon war der Vereinsname gefunden.

„Mir sin do“: Unter Saarbrücker Karnevalisten ist es beliebt, den Verein kurz und knapp zu charakterisieren – vor allem bei den Dinos mit weit über 100 Jahren Vereinsbestehen. „Mir sin do“ klingt das in Burbach, „M‘r sin nit so“ in Sankt Johann bei den Akteuren der Fernsehsitzung.

Nassauer: Den saarländischen Adel wollten die heutigen Saarbrücker Nassauer mit der Fastnacht verbinden. Schon kurz nach Vereinsgründung gab es Hofmarschall und Harlekin. Inzwischen haben die Nassauer auch das Gänsegretel von Fechingen in die Vereinsfamilie aufgenommen.

Quassler: Von den Karnevalisten aus Klarenthal-Krughütte ist überliefert, dass sie tagelang im Vereinslokal darüber gebrütet haben, wie denn ihr Verein heißen soll. Bis schließlich ein Gründungsmitglied der Debatte mit wenigen Worten ein Ende bereitete: „Hören doch endlich uff ze quassele.“ Das war‘s: Die Klarenthaler Karnevalisten nannten sich fortan „Die Quassler“.

Rosselanos: Dieser Karnevalsverein entstand aus einer Gesangsgruppe in Großrosseln, wo sich die Einwohner auch kurz und bündig Rosseler nennen. Und die Endung ist logisch, wenn man ans „Cantare“ denkt. Durch Großrosseln fließt bekanntlich die Rossel, und der Fluss strömt dann auf dem Weg in die Saar weiter durch den Völklinger Stadtteil Wehrden, wo die Rosselanos nun ihre neue Heimstätte gefunden haben.

Rote Bienen: Die Entstehung dieses Karnevalsvereins im Püttlinger Stadtteil Köllerbach geht zurück auf die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, die gesellige Abende mit humoristischen Beiträgen organisierte. 1997 wurde dann ein richtiger Verein gegründet. Der Name kommt von dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Helmut Detzler. Immer wenn er mit seinen Damen zusammentraf, begrüßte er sie mit einem herzlichen „Ach, da sind ja meine roten Bienen!“.

Saar-Raketen: Die Raumfahrt und speziell die Apollo-Missionen mit dem Mond als Ziel waren landauf, landab das Thema, als sich im Saarbrücker Stadtteil Güdingen Faasebooze zum Verein zusammenschlossen. Deshalb heißen sie bis heute „Die Saarraketen“.

Warndtkater: Der Karnevalsverein in Dorf im Warndt führt seinen Namen auf folgende Legende zurück: Willi Deutsch gehörte 1963 zu den Gründungsvätern und besaß einen Kater. Deutsch stand während eines Umzugs der Feuerwehr an der Straße und bekam dabei Lust, einen echten Karnevalsverein zu gründen. Genau in dem Moment soll auch eine schwarze Katze über die Straße gelaufen sein.

Da gäbe es noch viel mehr zu berichten, zum Beispiel von der Ka-Ju-Ka Hühnerfeld: Die Abkürzung steht für katholischer Jugend-Karneval und bezieht sich auf die Anfänge des Vereins. Oder den Wambe Quierschied: Wambe steht  im Wörterbuch für Bierbauch  – womöglich ein prägendes Merkmal der Gründer. Und der Karnevalsverein Von der Höh Göttelborn bezieht sich auf die Höhenlage des Heimatortes.

Eine Übersicht über alle Karnevalsvereine im Regionalverband Saarbrücken findet sich auf der Internetseite des Verbandes Saarländischer Karnevalsvereine.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort