Kantig, streitbar – und sozial

Völklingen · Die wichtigsten Menschen aus seinem Leben – Familie, Freunde, Weggefährten – waren gestern im Alten Rathaus dabei, als Hans Netzer (79) für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wurde.

 Hans Netzer erhält aus der Hand von Ministerin Monika Bachmann das Bundesverdienstkreuz. Ehefrau Rosemarie verfolgt die Zeremonie (rechts). Foto: becker & bredel

Hans Netzer erhält aus der Hand von Ministerin Monika Bachmann das Bundesverdienstkreuz. Ehefrau Rosemarie verfolgt die Zeremonie (rechts). Foto: becker & bredel

Foto: becker & bredel

Für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Arbeitswelt, im Sport und der Politik hat Völklingens Alt-Oberbürgermeister Hans Netzer (SPD ) gestern aus der Hand der saarländischen Innenministerin Monika Bachmann (CDU ) das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Locker und fast familiär ging es zu bei der Feierstunde am späten Nachmittag im Festsaal des Alten Rathauses. Freunde , Wegbegleiter, Arbeitnehmervertreter, Netzers Schwester, Enkelkinder und Ehefrau Rosemarie verfolgten die Ansprachen der Festredner. Schmunzelnd bekannte Ministerin Bachmann, dass sie nicht gerne lange Reden halte, aber der 79-jährige Netzer - den sie ganz vertraut duzte, man kenne sich aus langen Jahren gemeinsamer Arbeit - habe eben so viel geschaffen: "Was immer er geleistet hat, ist stets anderen Menschen zugute gekommen."

Und so ließ Bachmann zahlreiche Stationen in Netzers Leben Revue passieren. 1959 begann er sein ehrenamtliches Engagement bei der IG Metall , übernahm Verantwortung im Betriebsrat der Völklinger Hütte, sorgte hier für ergonomische Arbeitsplätze und gerechte Entlohnung. Neben seinem politischen Engagement - 14 Jahre lang Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Heidstock, Landtagsabgeordneter, Vizepräsident des Landtags, langjähriger Oberbürgermeister von Völklingen bis 2003, Mandat im damaligen Stadtverbandstag Saarbrücken, sieben Jahre lang Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Völklingen-Innenstadt - hat Netzer ehrenamtlich im Verein gearbeitet. 1978 übernahm Netzer den Turnverein Völklingen . Ihm sei es zu verdanken, dass die Sporthalle in der Gatterstraße neu erbaut wurde. Als Vorsitzender habe er den Verein aus einer wirtschaftlichen Notlage herausgeführt und auf gesunde Füße gestellt. Der Dank dafür: 2002 bekam die Halle Netzers Namen. Netzer machte den Verein fit für Trendsportarten und insbesondere für den Gesundheitssport. Dabei sei es ihm wichtig, Menschen mit Zuwanderungshintergrund und aus sozialen Brennpunkten einzubinden. Seit 1981 ist er außerdem Präsident des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Saarland mit rund 6500 Mitgliedern.

Weil Netzer nie zu früh aufgegeben habe, stehe er vermutlich heute hier, charakterisierte Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD ) den Geehrten: "Du bist eben auch streitbar, kantig, kein Ja-Sager." Ohne Familie im Rücken, da waren sich die Laudatoren, allen voran Oberbürgermeister Klaus Lorig , einig, sei dieses Engagement nicht zu stemmen. Und so stand ganz selbstverständlich Ehefrau Rosemarie an der Seite ihres Mannes, als er seine Auszeichnung erhielt. Mit einem Blumenstrauß würdigte die Ministerin auch sie. Und erzählte die Liebesgeschichte der beiden: 1948 hatten die Familien Schrebergärten nebeneinander. Hans schaute rüber zu Rosemarie. Aber erst 1957 habe sie endlich "Ja" gesagt.

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