Kampfansage mit Kopftuch

Völklingen · In Völklingen wächst der Widerstand gegen das geplante Großbordell in Fenne. Nun kämpfen auch der Integrationsbeirat und traditionell gekleidete türkische Frauen mit. Über den Bauantrag ist noch nicht entschieden.

 „Ist das die Zukunft für unsere Kinder?“: Kiymet Kirtas (Bildmitte), Vorsitzende des Völklinger Integrationsbeirates, bezog engagiert gegen Bordelle in der Stadt Stellung. Foto: Jenal

„Ist das die Zukunft für unsere Kinder?“: Kiymet Kirtas (Bildmitte), Vorsitzende des Völklinger Integrationsbeirates, bezog engagiert gegen Bordelle in der Stadt Stellung. Foto: Jenal

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Nun haben auch türkische Frauen und der Völklinger Integrationsbeirat dem geplanten Großbordell in Fenne den Kampf angesagt. Sie sammeln Unterschriften. Und Kiymet Kirtas, Vorsitzende des Integrationsbeirates und des Frauenkulturvereins Violen, richtete in einer Sondersitzung des Hauptausschusses des Stadtrates und des Ortsrates am Dienstagabend einen flammenden Appell an Stadtverwaltung und Politiker, die Einrichtung unbedingt zu verhindern. "Wir wollen in einer Stadt leben, wo sich nicht an jeder Ecke ein Spielcasino und Bordell befindet", mahnte Kirtas. Sie fragte: "Ist das die Zukunft für unsere Kinder?" und setzte hinzu: "Ist die rechtliche Grundlage oder das Wohlbefinden des Bürgers wichtig in Völklingen ?"

Ludwin Scherer von der Stadtplanung hatte zuvor darauf hingewiesen, dass ein Bordell auf dem Gelände der früheren Glashütte in Fenne laut Bebauungsplan grundsätzlich zulässig sei. Und Christina Hennrich, Verwaltungsjuristin im Rathaus, hatte auf mögliche Konsequenzen einer "leichtfertig versagten Baugenehmigung" aufmerksam gemacht. Hennrich: "Die präsentieren uns dann eine Rechnung bei voller Auslastung. Der Bordellbetreiber kann in Urlaub fahren, und wir überweisen ihm monatlich das Geld, und der Grundstückseigentümer wird seine entgangene Pacht verlangen."

Unter solchen Vorzeichen erwartete Kirtas nun eine Antwort von Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ). Rund 50 Zuhörer, darunter gut zwei Dutzend ebenfalls mit Kopftuch bekleidete Mitstreiterinnen und Vertreter der Initiative gegen das "Maison Demi Monde" in Großrosseln, warteten im Großen Saal des Neuen Rathauses mit. Und Lorig antwortete postwendend. "Wir werden einen Teufel tun, irgendetwas zu tun, was nicht rechtmäßig ist." Andererseits werde die Verwaltung alle legalen Möglichkeiten, das Bordell zu verhindern, nutzen.

CDU-Fraktionschef Stefan Rabel forderte dazu auf, "über die Stadtgrenzen hinaus deutlich zu machen, dass der Investor, der Betreiber und die Freier in Völklingen unerwünscht sind". Christina Hennrich verwies auf die Möglichkeit, als Nachbar gegen eine erteilte Baugenehmigung zu klagen. Hennrich: "Es wäre keine Schande, wenn vor Gericht herauskäme, dass ein Bebauungsplan abwägungsfehlerhaft ist."

Die Diskussion, in der vor allem auch eine Verschärfung des Bundes-Prostitutionsgesetzes gefordert wurde, ging rund anderthalb Stunden lang in alle möglichen Richtungen. Die Bürgerinitiative gegen das Bordell in Fenne hat bereits für diesen Donnerstag, 19 Uhr, zu einer Bürgerversammlung im Klarenthaler Gasthaus Zum Mühlenfeld eingeladen.

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Hintergrund2010 war der Bebauungsplan für das Gelände der früheren Glashütte aufgestellt worden. Laut Ludwin Scherer von der Stadtplanung hatte man damals "sicher kein Bordell", sondern eine Spielhalle vor Augen. Dann erlosch aber die so genannte Mehrfachkonzession für den Eigentümer, einen Völklinger Bürger mit türkischem Namen. Der jetzige Bauantrag stammt von einer Firma mit Sitz in Berlin. Laut Scherer hat sie ihre Pläne von ursprünglich 65 auf 41 Zimmer reduziert und will auch auf einen Anbau verzichten. Das Gebäude solle nur über einen rückwärtigen Parkplatz, also nicht von der Hausenstraße aus, zu erreichen sein. er

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