Jüngere Generation bevorzugt Rasengräber

Völklingen. Dirk Bastuck hat seine Arbeit auf dem Völklinger Waldfriedhof schon fertig. Zum Rundgang nimmt er dennoch Handharke und Kehrschaufel mit: "Laub fällt immer", sagt er lachend

Völklingen. Dirk Bastuck hat seine Arbeit auf dem Völklinger Waldfriedhof schon fertig. Zum Rundgang nimmt er dennoch Handharke und Kehrschaufel mit: "Laub fällt immer", sagt er lachend. Bastuck führt einen kleinen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau in Geislautern, zu seiner Tätigkeit gehört unter anderem Grabpflege - dabei haben er und seine Kollegen jetzt, vor den Totengedenktagen, Hochsaison. Freilich, "es ist weniger geworden", sagt Bastuck; was man mit dem Begriff "Trauerkultur" umschreibt, habe sich stark verändert. Seit wann? "In den letzten zehn, 15 Jahren", antwortet der 38-Jährige, der quasi mit dem Thema aufgewachsen ist: Sein Vater hat die Firma gegründet, 2002 hat er selbst sie übernommen. Was sich verändert hat? "Schauen Sie sich um", sagt Bastuck mit einer Rundum-Geste über den Waldfriedhof. Zwischen weiten Rasenflächen vielerorts nur noch einige wenige Grabstätten - von einst geschlossenen Gräberreihen sind große Teile eingeebnet worden, abgelaufene Ruhefristen halt. Und es könne sein, meint Bastuck, dass die Stadt dort statt der bisherigen Familiengräber Rasengräber anlegen werde. Die seien mittlerweile sehr gefragt - Bastuck weist auf ein weites, grünes Feld mit vielen kleinen Steinplatten direkt gegenüber. Zudem, fügt Bastuck hinzu, gebe es ja auch noch andere neue Bestattungsformen, die keiner gärtnerischen Pflege bedürfen, von der Urnenwand - auf dem Waldfriedhof steht eine gleich neben dem Krematorium - bis hin zum Friedwald. Grabgestaltung, so hat er bei seinen Kunden beobachtet, "ist eine Generationsfrage". Ältere Menschen seien eher der Tradition zugeneigt, der klassischen Wechselbepflanzung, bei der fast alle Pflanzen je nach Saison ausgetauscht werden. Er zeigt ein Beispiel, eine "seiner" Grabstätten. Die Pflanzschale, an der er rasch ein paar Blättchen zurechtzupft, die tiefroten Erika, die gelben Stiefmütterchen und die sorgsam drumrumgesteckten Blaufichtenzweige werden im Frühjahr anderen Gewächsen weichen; nur Buchsumrandung und Lavendelheide vor dem Grabstein bleiben. Jüngere Trauernde, sagt er, entscheiden sich oft gleich für ein Rasengrab. "Dazwischen gibt es fast nichts" - obwohl auch andere Gestaltungen möglich seien. Dauerbepflanzungen nicht nur mit gebräuchlichen Bodendeckern wie Efeu oder Cotoneaster, sondern auch mit Stauden. "Ich biete das an", sagt Bastuck, "und es wird auch vom Berufsverband gern gesehen. Aber ich kann es den Kunden nur schwer verkaufen." In Saarbrücken, Großstadt eben, sei das anders als im Völklinger Raum. Pflanzenmoden auf dem Friedhof? Bastuck schüttelt den Kopf: Nein, gibt es nicht. Ist ihm jedenfalls nicht aufgefallen in Völklingen, im Köllertal und im Warndt, wo er insgesamt 50 Gräber betreut. Nur in Naßweiler hat er eine Besonderheit bemerkt, der Grenznähe geschuldet: Kunstblumen, auf lothringischen Friedhöfen ganz selbstverständlich, sehe man dort öfter als anderswo. > Seite C 2: Weiterer Bericht.

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