Jost fordert Anteil an Bergbau-Millionen

Völklingen · Manfred Jost, der Vorsitzende der Bergschadensgemeinschaft Völklingen, reklamiert vom Land einen Anteil an den zehn Millionen Euro, die die RAG-Stiftung jährlich an das Saarland überweise. Anders könne der Wiederaufbau in Fürstenhausen nicht funktionieren.

 Brachflächen prägen das Bild in Fürstenhausen. Manfred Jost, Vertreter der Bergbaubetroffenen, will, dass Mittel der RAG-Stiftung in den Aufbau eines neuen Ortskerns fließen. Foto: Becker & Bredel

Brachflächen prägen das Bild in Fürstenhausen. Manfred Jost, Vertreter der Bergbaubetroffenen, will, dass Mittel der RAG-Stiftung in den Aufbau eines neuen Ortskerns fließen. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Leidtragende des Bergbaus waren die Bewohner von Fürstenhausen . 727 Häuser zählte man, als der Abbau unter dem Ort begann. "Und jedes von ihnen wurde bewegt", sagt Manfred Jost, Vorsitzender der Bergschadensgemeinschaft Völklingen. Mit unterschiedlich schweren Folgen bis hin zum Extrem: "Es gab knapp 120 Totalschäden ." Weite Brachflächen sieht man in dem Völklinger Stadtteil dort, wo einst Häuser standen. Und rund 20 Objekte im Ort müssen laut Manfred Jost "zwar nicht sofort abgerissen werden, werden aber kurz oder lang auch von der Oberfläche verschwinden."

Mit dem Bergbau wurde auch die Infrastruktur im Ort durcheinander gewirbelt. Gewerbetreibende zogen um oder gaben ganz auf. Fürstenhausen lebt wohl noch weitere Jahre mit Straßen- und Kanalbaustellen. Und Manfred Jost hält es nach wie vor für ein unkalkulierbares Risiko, was passiert, wenn die RAG die Grubenwasserpumpen abschaltet: "Niemand kann uns garantieren, dass die Vorhersagen eintreffen." Die Fürstenhausener hätten schon vor der Eröffnung des Bergbaus ihre Erfahrungen mit beschwichtigenden Prognosen ("Bruchversatz macht nicht mehr Schaden als Blasversatz") gemacht.

Noch bis 2015 hätte laut Rahmenbetriebsplan der Bergbau unter dem Ort weitergehen können. Doch die Bergschadensgemeinschaft, heute immer noch rund 400 Mitglieder, wehrte sich in zäh verlaufenden Prozessen, in denen sie immer wieder unterlag. Sie gelangte schließlich bis vors Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Und dort erklärte der Vertreter der DSK (heute RAG) dann rechtsverbindlich, von der Abbaugenehmigung werde endgültig kein Gebrauch mehr gemacht.

Im Juni 2005 förderten Bergleute die letzte Kohle. Anfang April 2006 stellten Vertreter der DSK (heute RAG) offiziell fest, die Einwirkungen an der Oberfläche in Fürstenhausen seien weitgehend abgeklungen. Dies öffnete den Weg für ein Neubaugebiet am Dünkelacker. Die Stadt renovierte gleichzeitig das evangelische Gemeindehaus und richtete ein Jugendzentrum in der Schule ein.

Dann sollte der große Aufbruch eingeläutet werden: 2007 beschloss der Stadtrat ein Stadtteilentwicklungskonzept, das dann nach einigen Änderungen im Plan für eine neuen Ortsmittelpunkt mündete. Dieser soll dort entstehen, wo früher das Palais Royal stand, mit Festplatz, parkartigem Grün und Freizeiteinrichtungen. Auf der Freifläche auf der anderen Seite soll ein Seniorenzentrum entstehen. Ansonsten sollen Baulücken, die durch den Abriss ganzer Häuserzeilen entstanden sind, geschlossen werden.

Der Finanzbedarf für dieses Konzept wird vom zuständigen Gutachterbüro auf rund neun Millionen Euro geschätzt. Rund ein Drittel davon müsste die Stadt selbst tragen. Ein größeres Projekt wird gegenwärtig von der Stadt umgesetzt: Der Fußballplatz wird saniert und auch das Clubheim neu errichtet: geschätzte Kosten 1,1 Millionen Euro .

Jost ist aber skeptisch, ob die hoch verschuldete Stadt noch Geld für weitere Projekte aufbringen kann. Aber zumindest für Schritt zwei ist laut Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) inzwischen die Finanzierung gesichert: Direkt neben der neuen Sportanlage sollen für insgesamt 1,1 Millionen Euro ein Festplatz und eine Parkanlage mit einem Multifunktionsspielfeld entstehen.

Doch Jost mahnt: Wenn Fürstenhausen wirklich vorankommen solle, müsse das Land endlich an die Bergbaubetroffenen denken. Die RAG-Stiftung transferiere 100 Millionen Euro , zehn Millionen Euro pro Jahr, ins Saarland. Von den bisher 60 Millionen Euro sei kein einziger Cent in Völklingen angekommen. Das Geld sei in den Vierten Pavillon, an den Bostalsee gegangen, als Ersatz für entgangene Studiengebühren verwandt worden und fließe auch in den Ludwigspark, so Jost, der auch Vorsitzender der Stadtratsfraktion der Grünen ist. > Die Serie wird fortgesetzt

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort