Jazz Im Warndt ist der Jazz wieder zuhause

Großrosseln · Thorsten Gand und Sven Prokaska luden zum zweiten Mal in die Rosseltalhalle ein.

Vor der Fortsetzung ist nach der erfolgreichen Premiere. „Liebe Freunde, es ist soweit“, eröffnet Thorsten Gand enthusiastisch um Viertel nach acht die zweite Runde des „Jazz im Warndt“-Festivals. Er und sein Kompagnon Sven Prokaska – die beiden Veranstalter – haben allen Grund, stolz zu sein. Denn die Rosseltalhalle ist gut gefüllt. Im abgedimmten Zuschauerraum haben es sich die Besucher an den Tischgruppen mit Getränken und Fingerfood bequem gemacht. Dass diese Veranstaltung nicht nur mit erlesener Musik, sondern auch mit geschmackvollem Ambiente aufwartet, hat sich rumgesprochen.

Die in den Tischmitten aufgestellten leeren Weinflaschen sind mit sachte leuchtenden LEDs versehen, die quasi leitmotivisch die abgedimmte Atmosphäre aufgreifen und den Besuchern genug, aber nicht zu viel Licht bescheren. Das schafft Nähe – eine intime Atmosphäre, die zum redseligen Plaudern, anschmiegsamen Innehalten und fast lichtschmutzfreien Lauschen einlädt. Die aus dem Festivalbanner des letzten Jahres gefertigten Müll-Täschlein sind ein weiteres, fast unscheinbares Indiz für den Hang zum liebevollen, im doppelten Sinne nachhaltigen Detail.

„Luxemburg meets Saarland“, kündigt Prokaska das Luxemburger Marly Marques Quintett an, das unter Beifall erstmal zu viert die Bühne betritt und sich an den Instrumenten (Klavier, Bass, Drums, Saxofon) postiert – erst dann folgt, von Applaus begleitet, die portugiesisch-angolanisch-stämmige Sängerin. „Vielen Dank. Guten Abend. Wir waren zwar schon mehrmals in Deutschland, aber heute sind wir zum ersten Mal im Saarland“, begrüßt Marly Marques. „Das ist heute die Sprache, die ich am wenigsten kann. Entschuldigt meine vielen Fehler, die ich mache“ – nochmals Applaus, sie kann es doch und besticht obendrein mit einem bezaubernden Lächeln.

In ihrem langen schwarzen Kleid mit den ebenso schwarzen wie langen und lockigen Haaren versprüht Marques eine attraktive Anmut, der man sich schwerlich entziehen mag. Sie überzeugt mit einer klaren Stimme, die während des irgendwo zwischen Swing, Jazz und Latin changierenden Konzerts oft in absolut hörenswerte Dialoge mit dem Saxofon und dem Klavier tritt – begleitet vom beeindruckenden Schlagzeug mit oftmals schwebenden Beckengeräuschen. Vor allem, wenn Marques Portugiesisch spricht und singt, verleiht sie ihren Gefühlen einen nachdrücklichen Ausdruck, der auch ohne Sprachkenntnisse Wehmut („lagrimas negras“, schwarze Tränen), Sehnsucht, Freude und Liebe in einer wundervollen Art verständlich macht.

Schwungvoll legt nach der Pause die 20-köpfige Jailhouse Big Band aus Saarwellingen unter der Leitung von Alfred Hedrich los. Hedrich dirigiert und moderiert souverän durch den Abend. „Musik lebt von Kontrasten, das macht die Sache spannend“, erläutert er das Repertoire, in dem sich viele Klassiker aus der Musikgeschichte aneinanderreihen – Chicago, Peter Herbolzheimer und sogar Johann Sebastian Bach. Die Jailhouse Big Band liefert ein gutes Potpourri und einen satten Sound. Die tollen Arrangements werden mit hervorragenden Einlagen der Solisten und der Sängerin Christina Meißner (unter anderem „Bel Ami“) im schicken rot-funkelnden Abendkleid garniert. „Wenn Sie spontan ‚Zugabe’ rufen, bleiben wir auf der Bühne“, frotzelt Meißner nach dem letzten Lied. „Aber nur, wenn es Ihnen gefällt.“ Hat es. Und so endet der in allen Belangen runde Abend mit Pe Werners „Kribbeln im Bauch“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort