Das war das Jahr 2022 in Völklingen, im Köllertal und im Warndt Ein Jahr mit Defiziten, Stihl und DIN-Norm

So ein Jahr kann stürmisch sein. In Völklingen zum Beispiel war es das nicht nur im übertragenen Sinn bei den Finanzen, sondern auch wörtlich bei der Rathausturmspitze.

Jubiläumsjahr: Festumzug „1200 Jahre Völklingen“ am Sonntag, 12. Juni, hier mit Mitgliedern der  Tanz- & Theatergruppe Fürstenhausen der Pfarrei St. Eligius.

Jubiläumsjahr: Festumzug „1200 Jahre Völklingen“ am Sonntag, 12. Juni, hier mit Mitgliedern der  Tanz- & Theatergruppe Fürstenhausen der Pfarrei St. Eligius.

Foto: BeckerBredel

Für Völklingen war es ein besonderes Jahr: „1200 Jahre Völklingen“ wurde ausgiebig gefeiert – gemeint ist die erste urkundliche Erwähnung, die Besiedlung reicht noch weiter zurück. Ein Höhepunkt des Festreigens waren Umzug und dreitägiges Bürgerfest im Juni. Groß ist allerdings nicht nur die Zahl der Jahre, die Völklingen auf seinem Stahl- und Montanbuckel hat, sondern auch das Finanzproblem der Stadt: Der aktuelle Haushalt ist, nach langem Hin und Her, erst Mitte September gerade noch so von der Kommunalaufsicht genehmigt worden. Dass dies auch im neuen Jahr gelingt, ist eher zweifelhaft.

Doch immerhin ist Völklingen jetzt eine Stadt mit Stihl: In Fürstenhausen eröffnete ein Logistikzentrum mit gigantischen 58 000 Quadratmetern Fläche, das Logistik-Unternehmen Hellmann betreibt dort das neue Zentrallager des Unternehmens Stihl; der Motorsägen-Weltmarktführer fertigt und vertreibt – Letzteres nun von Völklingen aus – auch Motor-Geräte aller Art für Forst- und Bauwirtschaft, Garten- und Landschaftsbau.

Eine Sturmtief-Böe knickt am Freitagabend, 18. Februar, die Turmspitze des Alten Rathauses Völklingen, die Feuerwehr kommt nicht ran (Foto). Eine Spezialfirma kappt am nächsten Tag die Spitze. Sie fehlt noch immer.

Eine Sturmtief-Böe knickt am Freitagabend, 18. Februar, die Turmspitze des Alten Rathauses Völklingen, die Feuerwehr kommt nicht ran (Foto). Eine Spezialfirma kappt am nächsten Tag die Spitze. Sie fehlt noch immer.

Foto: BeckerBredel

Begonnen hatte das Jahr in der Region allerdings mit einem sehr unschönen, gefährlichen Ereignis: In Großrosseln-Naßweiler griffen am Montag, 9. Januar, zwei frei laufende Hunde ein Pferd an, das dadurch auch die junge Reiterin abwarf. Sie wurde leicht, das Pferd lebensgefährlich verletzt. Es überlebte, kann aber nicht mehr als Therapiepferd auf der Pferde- und Ziegenalm Naßweiler eingesetzt werden.

Ein Ereignis am 14. Januar betraf dann ebenfalls das Thema medizinische Versorgung, aber sehr positiv: Mit einem symbolischen Spatenstich startete am Knappschaftsklinikum Saar in Püttlingen ein Großprojekt, 28 Millionen Euro fließen mit Landeshilfe bis 2028 in das Krankenhaus. Und die Völklinger SHG-Kliniken konnten sich bei der offiziellen Eröffnung der neuen hochmodernen Intensivklinik über den Abschluss einer 29-Millionen-Euro-Investition freuen, 12,5 Millionen davon aus der Landeskasse. Für ein unfreiwilliges Sanierungsprojekt sorgte bereits am 21. Januar ein aus unbekannten Gründen offener Kugelhahn: Mehrere Tausend Liter Wasser ergossen sich in die Aula des Marie-Louise-Kaschnitz-Gymnasiums in Völklingen.

Am 6. März zerstört ein Großbrand fünf Lagerhallen in  Fenne, auch Oldtimer verbrennen. Der Qualm ist weit zu sehen, der Schaden hoch.   
   
   
   
   
   
   
   
   
  

Am 6. März zerstört ein Großbrand fünf Lagerhallen in Fenne, auch Oldtimer verbrennen. Der Qualm ist weit zu sehen, der Schaden hoch.                  

Foto: BeckerBredel

Aber auch Parteien können sanierungsbedürftig sein. Im Püttlinger Stadtrat gab es, nachdem die beiden AfD-Plätze schon länger unbesetzt sind, einen erneuten Schwund: Die Linksfraktion existiert nicht mehr, denn nach Astrid Schramms Ausschluss bei den Linken und Sigurd Gilchers Austritt sind beide nun parteilose Ratsmitglieder. Zudem löste sich der Ortsverband Köllerbach/Püttlingen der Linken nach zahlreichen Austritten wegen der Partei-Querelen im Land auf. Im Riegelsberger Gemeinderat kehrte Jutta Christmann nach 23 Jahren der CDU-Fraktion den Rücken und bildete mit der FDP-Vertreterin Melanie Dell die Fraktion „Bürger für Bürger“, zudem wechselte Petra Brück im März von der CDU zur SPD. Im Völklinger Stadtrat trat Kamuran Baspinar, bis dahin einziger Vertreter der Liste „Gemeinsam für Völklingen“ der SPD-Fraktion bei. 

Voran geht’s – von den Bürgern vor Ort lange erwartet – mit dem ehemaligen Bergwerksgelände in Luisenthal: Am 25. März unterzeichneten die RAG und die Stadt Völklingen einen Kooperationsvertrag, um die 119 Hektar Bergwerksgelände mit Halde und umliegenden städtischen Flächen neu zu ordnen und zu revitalisieren. Alle nicht denkmalgeschützten Gebäude sind inzwischen abgetragen, erhalten bleiben die Fördertürme, die Fördermaschinengebäude, Schachthallen und das alte Verwaltungsgebäude.

Kurioser Unfall am 11. Januar in Pütlingen, Bengeser Straße: Ein durch die Sonne geblendeter Mercedesfahrer fährt unter ein stehendes Lieferfahrzeug und bockt es auf.

Kurioser Unfall am 11. Januar in Pütlingen, Bengeser Straße: Ein durch die Sonne geblendeter Mercedesfahrer fährt unter ein stehendes Lieferfahrzeug und bockt es auf.

Foto: Marco Reuther

In Riegelsberg startete im August der Bau der neuen Kita im Gisorsviertel. Einschließlich der Zuschüsse sind rund 5,7 Millionen Euro veranschlagt, das ist mehr als doppelt so viel wie bei den ersten Planungen, Eröffnung soll 2024 sein. In Püttlingen-Köllerbach begann im Juli die Reaktivierung der vier Jahre leer stehenden Kita St. Martin in der Schulstraße – Sanierungskosten: etwa 2,9 Millionen Euro. Neue Kitaplätze werden in fast allen Kommunen benötigt. So wird die evangelische Kita Walpershofen ebenfalls – mit Zuschüssen – für 2,3 Millionen Euro saniert. Und im Großrosseler Gemeinderat fiel im November die Entscheidung, für 7 Millionen Euro – wenn Zuschüsse fließen – aus der ehemaligen Grundschule eine Kita zu machen. Aber nicht nur für die jungen Erdenbürger, auch fürs Lebensende wird investiert: Die „Vereinigte Feuerbestattung Saar“ sanierte und erweiterte für 1,75 Millionen Euro das Krematorium in Völklingen, unter anderem entstanden eine neue Trauerhalle und ein Trauer-Café.

Ein Trauerspiel war’s auch, bis das kleine Awo-Frauenhaus den Völklinger Stadtrat passiert hatte: Anwohner hatten Bedenken, Ängste waren teils geschürt worden. CDU, Wir Bürger und AfD wollten das Frauenhaus verhindern, hätten auch die Ratsmehrheit gehabt, um eine notwendige baurechtliche Änderung zu blockieren. Doch die geheime Abstimmung brachte ein anderes Ergebnis, so dass der kleine Zufluchtsort im Juli eröffnen konnte.

 „Kaiser Wilhelm II.“ alias Heribert Leonardy (rechts) besucht mit Gefolge am Samstag, 10. September, den Alten Bahnhof in Völklingen. 

„Kaiser Wilhelm II.“ alias Heribert Leonardy (rechts) besucht mit Gefolge am Samstag, 10. September, den Alten Bahnhof in Völklingen. 

Foto: BeckerBredel

Nichts wurde es dagegen mit dem Bogenparcours, der Großrosseln touristisch aufwerten sollte und für den schon Fördergeld bereitgestanden hatte. Ein früherer Interessent hatte nach einigem Warten abgewunken, einen anderen Betreiber fand die Gemeinde nicht, so dass das Projekt sanft entschlafen ist. Geplatzt ist auch ein eigentlich gut gemeintes Vorhaben in Heusweiler: Ende Juni protestierten Erzieherinnen und Erziehern im Gemeinderat gegen den von der SPD initiierten Beschluss, die Kita-Öffnungszeiten auszudehnen – mit dem Personalbestand nicht zu machen und neues ist kaum zu finden. Im November fand sich der Kompromiss, dass nur die noch zu bauende Kita in Eiweiler länger öffnet. Und zuletzt darf natürlich ein ganz wichtiges Ereignis nicht fehlen: Völklingen hat Viktor verdrängt – auf der Buchstabiertafel „DIN 5009 – Ansagen und Diktieren von Texten“ – jetzt heißt’s beim Buchstabieren „V wie Völklingen“.

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