VHS-Direktorin Jenny Ungericht zu Corona „Ich hätte nie gedacht, dass ich nach zwei Monaten Krisenmanagement machen muss“

Völklingen · Wegen des Coronavirus mussten bereits viele Volkshochschulen schließen. Auch die VHS in Völklingen hat ihr Semester bis auf weiteres abgesagt. Wie die Einrichtung trotzdem ihr Angebot aufrechterhalten will, erklärt die VHS-Direktorin Jenny Ungericht im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung.

Die Direktorin der Volkshochschule Völklingen, Jenny Ungericht.

Die Direktorin der Volkshochschule Völklingen, Jenny Ungericht.

Foto: Tom Peterson

Frau Ungericht, durch die Maßnahmen gegen das Coronavirus kommt der Berufsalltag vieler Menschen nahezu zum Erliegen. Was hat sich bei Ihnen geändert?

Ungericht: Von der Stadt haben wir die Aufgabe bekommen die VHS komplett zu schließen, was bedeutet, dass wir alle unsere Kurse absagen mussten. Wir selber arbeiten inzwischen mit jeweils zwei Mitarbeitern im Schichtdienst, die nach zwei Wochen ausgewechselt werden. Mittlerweile können wir auch auf unsere Emails von Zuhause aus zugreifen. Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir weiterhin da sind und es uns nicht egal ist, dass wir schließen müssen.

Was tun Sie, damit sie sich untereinander nicht anstecken?

Ungericht: Wir versuchen so wenig direkten Kontakt wie möglich miteinander zu haben. Das funktioniert auch ganz gut, weil jeder sein eigenes Büro hat und wir ja im Schichtdienst arbeiten. Konferenzen haben wir keine mehr. Zudem befolgen wir auch den Pandemieplan der Stadt Völklingen, der genau angibt was alles desinfiziert werden soll, wie oft wir lüften sollen, wie oft wir unsere Hände waschen müssen und so weiter.

Ist abzusehen, wie sich die Corona-Krise auf das zukünftige Angebot der VHS auswirken wird?

Ungericht: Abgesehen von dem wirtschaftlichen Schaden ist es für den Sinn einer VHS natürlich katastrophal, dass wir es nicht mehr schaffen, dass Menschen zusammenkommen. Dafür sind Volkshochschulen ja da, dass Menschen zusammenkommen und in Gesellschaft lernen können. Wir haben deswegen Webinare in verschiedenen Bereichen geschaltet. Zum Beispiel Schnupperkurse in Chinesisch, Italienisch, Französisch oder Englisch. Es gibt auch ein Webinar für Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Lernen. Außerdem haben wir jemanden gefunden, der ein Webinar-Gesprächskreis für Menschen in häuslicher Quarantäne anbieten kann, da diese möglicherweise mit psychischen oder sozialen Stress zu kämpfen haben. Dem Grundgedanken einer Volkshochschule entsprechen solche Webinare aber natürlich nicht.

Die VHS leiten sie erst seit Anfang des Jahres. Wie ist das bereits kurz nach seiner Ernennung zur Direktorin mit so einer Situation konfrontiert zu sein?

Ungericht: Ich hätte ich nie gedacht, dass ich nach zwei Monaten im Amt gleich Krisenmanagement machen muss und dass ich mein erstes Semester absagen muss. Das ist schon eine Herausforderung alles zu stemmen. Deswegen hoffe ich auch auf einen guten Semesterstart im Herbst und dass die Leute uns bis dahin die Treue halten.

Wenn die Corona-Pandemie überstanden ist, was wollen Sie dann als erstes tun?

Ungericht: Ich werde meine Eltern und Großeltern besuchen. Das tue ich aktuell nämlich überhaupt nicht mehr, weil es einfach zu gefährlich für sie wäre.

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