Integration - mehr als Döner essen

Völklingen. Ein Jubiläum stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfanges, den der Türkische Elternbund Völklingen am Sonntagabend in der Kulturhalle Wehrden gegeben hat. Im Januar 1961, also genau vor 50 Jahren, kamen die ersten Arbeiter vom Bosporus an die Saar, um dort gemeinsam mit deutschen Kollegen das Wirtschaftswunder lebendig zu halten

 Dilek Yilmaz vom Türkischen Elternbund an einem der Ausstellungsstände. Foto: Andreas Lang

Dilek Yilmaz vom Türkischen Elternbund an einem der Ausstellungsstände. Foto: Andreas Lang

Völklingen. Ein Jubiläum stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfanges, den der Türkische Elternbund Völklingen am Sonntagabend in der Kulturhalle Wehrden gegeben hat. Im Januar 1961, also genau vor 50 Jahren, kamen die ersten Arbeiter vom Bosporus an die Saar, um dort gemeinsam mit deutschen Kollegen das Wirtschaftswunder lebendig zu halten. Dazu hatte der Elternbund eine sehenswerte Dokumentation mit eindrucksvollen Fotos vorbereitet, die das gemeinsame Arbeitsleben wiedergeben.Zunächst aber standen die Reden im Vordergrund. Dilek Yilmaz, die zweite Vorsitzende des Elternbundes, stellte die Redner vor. Den Anfang machte Cem Özbek, der als Musterbeispiel für gelungene Integration stehen könnte. Er sei als Elfjähriger nach Deutschland gekommen und habe die Sprache seiner neuen Heimat zunächst gehasst. "Ich habe mich gefragt: Was soll das mit den ganzen Artikeln, und wozu sind der, die und das überhaupt gut?", erinnerte er sich. Heute beherrscht er die Artikel ebenso wie den Rest der deutschen Sprache, ist Herzspezialist und Leiter der Kardiologie in der Völklinger SHG-Klinik obendrein. Übereinstimmend bezeichnen Yilmaz, Özbek und der Elternbund-Vorsitzende Ismet Avsar diesen zweiten Neujahrsempfang des 1993 gegründeten Vereins als Plattform, um die Zusammenarbeit mit den Deutschen und Angehörigen anderen Nationalitäten zu verbessern und zu vertiefen. So war etwa der Vorsitzende des Völklinger Verkehrsvereins, Walter Otto, mit einem revolutionären Vorschlag zum Neujahrsempfang gekommen. "Sie könnten doch beim Völklinger Rosenmontagsumzug mitmachen", schlug er vor. Der habe zwar mit der Zeit vor der christlichen Fastenzeit vor Ostern zu tun. Doch meint Otto: "Viele türkisch-stämmige Jugendliche stehen bei dem Umzug am Straßenrand, also könnte doch ein Interesse bestehen, mitzumachen." Nachdem die Einladung ausgesprochen sei, könnten die Eingeladenen ja selbst entscheiden.

50 Jahre Integration haben etwas gebracht. Allerdings sei auch noch viel zu tun, meinte Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig in seinem Grußwort: "Wir essen einen Döner am Stand des Elternbundes beim Saarfest und kosten bei einem anderen Fest die köstlichen Pfannkuchen, den Rest des Jahres passiert nicht so viel." Sein ehrgeiziges Ziel: "Das ganze Jahr über gemeinsam dieses Jubiläum zu feiern."

Wichtig sei es, aufeinander zuzugehen, miteinander zu kommunizieren und gemeinsam Lösungen zu finden. Carmelo Vitello, der Vorsitzende des Integrationsbeirates, nannte ein praktisches Beispiel dazu: "Besser, als sich gegenseitig ein Geschenk zu machen, ist es, ein Problem miteinander zu diskutieren und es zu lösen."

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