Mit Sorge schauen die Mitglieder des Vereins "Initiative Bürgerstiftung Völklingen " auf das Areal, auf dem einst das City-Center geplant war, mit der Ruine des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes mittendrin. Der Plan von Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ), die Innenstadt mit einem Einkaufszentrum neu zu beleben, ist gescheitert (wir berichteten). Bisher gibt es keinen konkreten "Plan B". So lud die Initiative Bürgerstiftung am Sonntag die Völklinger zu einem Ideen-Workshop ein, um gemeinsam mit den Bürgern Alternativvorschläge zu formulieren.

Geht es nach dem Vorsitzenden Holger Schwartz, muss ein schlüssiges Gesamtkonzept her. Nicht nur für das ehemalige Kaufhof-Areal, sondern für die komplette Innenstadt. "Wichtig ist eine Perspektive, auf die zielorientiert hingearbeitet werden kann", betonte Schwartz. Ebenso sieht es Alt-Oberbürgermeister Hans Netzer (SPD ). Nur eine Gesamtplanung für die Innenstadt sei für Investoren interessant. "Was in dieser Stadt fehlt, ist eine Zukunftsplanung!", sagte Netzer. "Hier haben sich viele städtebauliche Katastrophen ereignet."

Als Bewohner der Alten Schulstraße nahmen Christel und Hermann Braun an dem Treffen im Café Salto teil. Beide zeigten sich verärgert. "Wir sind bestürzt darüber, was in der Alten Schulstraße passiert beziehungsweise nicht passiert", sagte Hermann Braun. "Erst wurden nach und nach alle Leute rausgekauft, und nun herrscht Leerstand." Braun ist jedoch dagegen, dass die Gebäude in seiner Wohnstraße abgerissen werden: "In Völklingen ist man immer schnell dabei, alles abzureißen, obwohl es noch andere Möglichkeiten gibt."

Netzer war anderer Ansicht: "Die betroffenen Gebäude in der Alten Schulstraße sind wirtschaftlich nicht mehr zu sanieren." Er plädierte daher für einen Abriss und eine anschließende hochwertige Wohnbebauung mit Grünanlagen, um wieder Menschen und somit Leben in die Innenstadt zu bringen. "Das ist der einzig vernünftige Weg." Denn gerade an Menschen, Leben und innerstädtischem Grün mangele es Völklingens City. Bereits seit 1965 gebe es dort Bevölkerungsverluste, berichtete Ex-Stadtarchivar Hans Obermann.

Hinsichtlich der Kaufhof-Ruine war die Runde sich einig. "Der Bau prägt schon seit Jahren das Stadtbild und schreckt Investoren ab", sagte Werner Michaltzik, Vorsitzender des Völklinger Sicherheitsbeirates. "Es wird Zeit, dass Kaufhof und Parkhaus abgerissen werden." Braun regte allerdings an, man könne die Ruine auch als Kunstobjekt in Szene setzen oder sogar als überdachte Markthalle nutzen.

Zu retten seien drei Gebäude neben der Kaufhof-Ruine (Rathausstraße 3 bis 9), meinte Schwartz. Hier könne man nach einer Sanierungsphase verschiedene Dienstleister, Kultur-Einrichtungen oder ein Gründerzentrum ansiedeln. Den Vorschlag, das Berufsbildungszentrum vom Heidstock in die Innenstadt zu holen, sahen die Mitglieder der Initiative kritisch. Michaltzik bezeichnete die Idee als "Insellösung", Netzer nannte sie "nicht zielführend". Positiv wurde von allen Anwesenden dagegen der Bau der "Seniorenresidenz am Alten Rathaus" bewertet. Gerade für diese Bevölkerungsgruppe müssten wieder mehr Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt geschaffen werden, fand Christel Braun: "Ältere Leute wollen nicht extra nach Saarbrücken oder Saarlouis fahren, wenn sie sich eine Hose oder einen neuen Rock kaufen wollen. Ein entsprechendes Angebot muss vor Ort verfügbar sein."

Zum Abschluss betonte Schwartz, es sei wichtig, nicht kopflos zu handeln. Die Ergebnisse des Workshops werde man nun an OB Lorig weiterreichen.