In Ludweiler wächst ein Netzwerk der Hilfe

Ludweiler · Hugenottische Flüchtlinge haben Ludweiler gegründet. Ihre Nachfahren wollen heutigen Flüchtlingen helfen. Ortsvorsteherin Christiane Blatt (SPD) und zwei ihrer Mitstreiter haben im SZ-Redaktionsgespräch erklärt, was sie tun und was sie planen.

 Zu Gast in der Völklingen SZ-Redaktion – von links: Jehan Akeed, Ortsvorsteherin Christiane Blatt und Uwe Hanson zählen zu den Ludweiler Flüchtlings-Helfern. Foto: Becker & Bredel

Zu Gast in der Völklingen SZ-Redaktion – von links: Jehan Akeed, Ortsvorsteherin Christiane Blatt und Uwe Hanson zählen zu den Ludweiler Flüchtlings-Helfern. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Unser Ort ist 1604 von Flüchtlingen gegründet worden", sagt Ludweilers Ortsvorsteherin Christiane Blatt (SPD ) Unter den rund 6000 Einwohnern rund um die Hugenottenkirche erinnert man sich an diese Tradition. Nachdem der Ortsrat bereits im Januar 2015 den Anstoß gegeben hatte, wächst ein Netzwerk der Hilfe für Flüchtlinge heran. Unlängst hat im Alten Bürgermeisteramt ein Runder Tisch unter breiter Beteiligung stattgefunden, und Blatt erläutert nun in einem SZ-Redaktionsgespräch das große Ziel, "dass bei uns kein Flüchtling auf sich allein gestellt bleiben soll".

Blatt hat als Fachmann Uwe Hanson vom Sozialpädagogischen Netzwerk der Arebeiterwohlfahrt (Awo) mitgebracht. Er leitet die Wohngruppe für junge Flüchtlinge , die neuerdings im früheren Gebäude der Kurzzeitpflege beim Awo-Seniorenzentrum untergebracht ist. Mit dabei ist auch eine Syrerin, die als sprachkundige Begleiterin inzwischen eine ganz wichtige Rolle spielt: Jehan Akeed, Frau von Dr. Gehad Faky, der in einer Arztpraxis in Ludweiler mitarbeitet.

Alle bekommen Besuch

Die Ortsvorsteherin hat sich vorgenommen, "jeden Neuankömmling zu besuchen, um zumindest einen ersten Kontakt herzustellen". Und Jehan Akeed, selbst Mutter zweier Kinder, die auf ein Studium in Deutschland hoffen, hilft ihr dabei.

24 offiziell gemeldete Flüchtlinge wohnen derzeit im Ort. Hinzu kommen zehn Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren, die in Hansons Wohngruppe leben. Sie besuchen die Gemeinschaftsschule in Ludweiler , und deren Leiterin Rita Müller hat sie in ganz normale Klassen integriert. Dazu gibt's dann noch extra Sprachunterricht. Hilfreich ist, dass in der Gruppe eine Sozialarbeiterin tätig ist, die auch Arabisch spricht. Die jungen Leute helfen sich auch gegenseitig. Hanson sagt: "Wer länger da ist, kann schon für die anderen dolmetschen."

Mitschüler tauchen mittlerweile häufig zu Besuch in der Wohngruppe auf, wo sie laut Hanson auch schon mal "mitspachteln". Sechs der zehn junge Männer spielen inzwischen Fußball beim Verein in Ludweiler , "wobei es drei schon recht ordentlich können". Fahrräder sind nach wie vor heiß begehrt. Dieses Thema ist in Arbeit, wobei man auch an eine Wiederbelebung der früheren Fahrradwerkstatt in der Schule denkt.

Zum Schulprogramm gehören Betriebspraktika , und Blatt ist stolz darauf, dass bereits im Sommer eine Reihe einheimischer Firmen junge Flüchtlinge aufgenommen hat.

Doch gerade auch die Flüchtlinge , die nicht innerhalb der betreuten Gruppe leben, zeigen sich für jede Unterstützung dankbar. Blatt sagt:. "Ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr Leute der Menschen, die vielleicht direkt in ihrer Nachbarschaft leben, annähmen." Als Ortsvorsteherin kann sie keine Berge versetzen, packt aber jedenfalls jede Gelegenheit beim Schopf: "Ich habe nun vier junge Männer, die gerade angekommen waren, auf einen Schlag zu einem neuen Deutschkurs bei der Völklinger Volkshochschule angemeldet."

Vereine engagieren sich

Das Netzwerk in Ludweiler baut stark auf Angebote von Vereinen. Deren Bereitschaft spiegelte sich auch beim runden Tisch. Da waren - neben den offiziell mit Flüchtlingsfragen Befassten - zum Beispiel Fußballer, Turnverein, Naturfreunde, DLRG, beide Kirchengemeinden, der Awo-Ortsverein, die "Warndt Scouts"-Pfadfinder und auch die Reitanlage Warndt vertreten.

Doch nun ist es genug des Redaktionsgesprächs: Christiane Blatt und Jehan Akeed haben den nächsten Termin vor sich. Sie wollen ein junges Flüchtlings-Ehepaar besuchen. Die Frau erwartet demnächst ein Kind. Blatt sagt: "Wir wollen uns erkundigen, ob sie nun wirklich alles Nötige haben."

Der nächste Runde Tisch, bei dem alle Interessierten willkommen sind, ist für 27. Januar, 18.30 Uhr, im Alten Bürgermeisteramt geplant.

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