In Fenne sehen die Bürger jetzt Rot

Fenne · Die Bauarbeiten im Bordell Red Motel nähern sich dem Ende. Die Investoren planen die Eröffnung in etwa einem Monat.

 Auf der rückwärtigen Seite der ehemaligen Fenner Glashütte grüßen jetzt weibliche Silhouetten vor rotem Grund. Hier befindet sich der Eingang zum Bordell. Über eine Privatstraße gelangen die Kunden dorthin. Für deren Wagen mussten die Betreiber 65 Parkplätze schaffen, Auflage der Stadt. Fotos: Fertsch

Auf der rückwärtigen Seite der ehemaligen Fenner Glashütte grüßen jetzt weibliche Silhouetten vor rotem Grund. Hier befindet sich der Eingang zum Bordell. Über eine Privatstraße gelangen die Kunden dorthin. Für deren Wagen mussten die Betreiber 65 Parkplätze schaffen, Auflage der Stadt. Fotos: Fertsch

"Viele Auflagen gab es von der Stadt", sagt der junge Mann. Er stellt sich als Sprecher der Investorengruppe vor, die das Bordell in Fenne baut und auch betreiben will. "Schreiben Sie statt Bordell lieber gewerbliche Zimmervermietung", fügt er beim Treffen am Donnerstagmittag in der Hausenstraße hinzu. Er ist wie auch der Vermieter des Areals der Meinung, dass die Stadt den Betreibern absichtlich Steine in den Weg lege, "die Arbeit wird uns erschwert". Dennoch: Auch wenn die Investorengruppe das Etablissement in Fenne schon im vergangenen Jahr eröffnen wollte, jetzt sind die Fortschritte unübersehbar. "Vielleicht sind wir in vier Wochen soweit."

Über die Außenfassade an der hinteren Front des Red Motel spannt sich eine rote Kunststofffolie, die mit weiblichen Silhouetten bedruckt ist. Sechs nostalgisch anmutende Doppelleuchten säumen die sauber betonierte Auffahrt; "auch die Beleuchtung war Auflage". Eine weiße Markierungslinie grenzt einen Weg für Fußgänger ab. 65 Parkplätze wurden geschaffen, zwei davon sollen Behindertenparkplätze werden. Eine behindertengerechte Rampe zum Eingangsportal war ebenfalls Auflage der Stadt.

Und auch im Gebäude sieht alles nach einem baldigen Ende der Bauarbeiten aus. Der elegant wirkende Schieferboden liegt überall aus, die Wände sind grau gestrichen, alle 41 Zimmer (60 waren mal ursprünglich geplant) haben eine graue Türe erhalten. In den 18 bis 20 Quadratmeter großen Räumen stehen mittlerweile Möbel, Schrank, Schminkecke, ein großes Bett mit dicker, komfortabler Matratze, "die muss schließlich was aushalten", kommentiert der junge Mann, Herr K. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Zu jedem der Zimmer gehört auch ein eigenes, kleines Bad mit Dusche. Kein Tageslicht dringt in die Räume, alle (nicht zu öffnenden) Fenster führen auf den Innenflur. Eine 100 000 Euro teure Anlage auf dem Dach sorgt für Be- und Entlüftung. Sieht so eine menschenwürdige Unterbringung aus? Der etwas verunsichert wirkende Sprecher der Investorengruppe scheint sich da auch nicht ganz sicher. "Aber die Damen sind ja nicht eingesperrt und können sich auf dem Hof auch die Füße vertreten", meint er.

Welche Damen wann im Red Motel die Arbeit aufnehmen, weiß Herr K. nach eigenen Angaben nicht. "Wir haben einen Vermittler in Duisburg eingeschaltet, der sich in der Branche auskennt." Vielleicht, sagt er noch, schaue man mal ins Internet.

Ungelöst auch die Frage, was nach 22 Uhr mit den Damen geschieht. Dann nämlich, so sieht es die Auflage der Stadt Völklingen vor, ist Betriebsschluss im Red Motel. Und die Damen müssen das Gebäude verlassen. Die zuständige Fachbereichsleiterin in der Stadtverwaltung, Christina Hennrich, argumentierte schon vor einem Jahr: "Die ehemalige Glashütte steht im Gewerbegebiet und nicht im Wohngebiet." Also sei Wohnen dort unzulässig.

Jetzt steht noch die endgültige Bauabnahme aus. Der knapp sieben Meter lange Bartresen hat seinen Platz in einem Raum rechts vom Eingangsbereich. Die Zapfanlage wartet auf Montage. Teile der Musikanlage stehen bereit. Ein rotes Leuchtband wurde unterhalb der Decke eingelassen und führt durch das Etablissement. Ein Sack Fliesenkleber steht noch wie vergessen herum; Schippe und Besen, ein Hammer liegen daneben. Auf dem Boden sammelt sich Staub, Baudreck. "Da muss die Putzkolonne durch, dann wird die Bettwäsche geliefert. Und der Eröffnung steht nichts mehr im Weg", sagt Herr K.

 Ortsbegehung im Red Motel: Einer der 41 Arbeitsplätze in der ehemaligen Fenner Glashütte. Im Mittelpunkt das breite Bett mit komfortabler Matratze.

Ortsbegehung im Red Motel: Einer der 41 Arbeitsplätze in der ehemaligen Fenner Glashütte. Im Mittelpunkt das breite Bett mit komfortabler Matratze.

Unklar sei momentan allerdings, ob die Investoren am Tag der offenen Tür für alle Bürger festhalten. Denn Norbert Kagarlizkij - früher Geschäftsführer der Norik UG, die mit Unterstützung der Investorengruppe das Bordell baut und betreibt - sei nicht mehr Geschäftsführer, berichtet Herr K.. Kagarlizkij hatte immer betont, er wolle die Fenner einladen. Das Unternehmen, das vorher in Berlin und Düsseldorf je ein Büro unterhielt und nach eigener Auskunft vor allem in lukrative Immobilien investiert, hat die Hauptstadt verlassen und firmiert nur noch in Düsseldorf.

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