In dieser Pension checken vor allem ,,Saarlänner” ein

Völklingen · Völklinger Theatergruppe Titania unterhält mit ihrer eigenen Version des Komödien-Klassikers ,,Pension Schöller”.

 In der „Pension Schöller“: Holger Mayer als Wirt (links) und Ralf Westermann in der Rolle des Philipp Klapproth. Foto: Jenal

In der „Pension Schöller“: Holger Mayer als Wirt (links) und Ralf Westermann in der Rolle des Philipp Klapproth. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Grenze zwischen Wahnsinn und Normalität ist fließend. Keiner erfährt das besser als Philipp Klapproth. Klapproth ist eine Theaterfigur, Spießer, Sucher, Gaffer, will Ausgefallenes hautnah erleben. Quartiert sich in einer vermeintlichen Irrenanstalt ein, die in Wirklichkeit eine stinknormale Pension ist. Erlebt Haarsträubendes. Soweit der Plot der Komödie "Pension Schöller", die seit der Uraufführung 1890 in Berlin an deutschen Bühnen rauf und runter gespielt wird. Zu Recht, wenn man Klamauk mag und unbeschwert lachen will.

Die Uraufführung der allerersten saarländischen Fassung gab's am Freitag im ausverkauften Titania-Bahnhof Völklingen, und die kam gut an. Regisseur Jürgen Reitz hat den "Schöller" überarbeitet und, weil selbst kein "Saarlänner", seinen Schauspielern die Übersetzung überlassen. Die palavern sich munter, mal rhein-, mal moselfränkisch, durchs Stück, durch "Meisch und Deisch", "Lu mo loo" oder "Dabba dummel disch!".

In dieser feinen Pension hat jeder einen an der Waffel, ob exzentrischer Weltenbummler, naive Schriftstellerin, Over-protection-Mother oder der Möchtegern-Mime, der trotz "Sprachfehner" mit Inbrunst Othenno, King Near oder Friedrich Schinners "Wannenstein" zitiert, bis ihm eine "Fniege in den Hans fniegt". Kein einziges L wutscht ihm durch, eine beachtliche Leistung.

Bizarre Situationen bringen Gaffer Klapproth in den Schwitzkasten, bis er am Ende vor lauter Erklärungsnot selbst nicht mehr weiß: "Bin isch jeddsd bekloppd oda sinns die onneren?"

Es spricht fürs Titania-Theater Völklingen (ein Projekt, das vor 14 Jahren aus einem VHS-Programm entstand und seither die Kulturszene auch mit ernsten Stücken bereichert), dass es das Stück nicht unnötig aufbläht, sondern temporeich als Dreiakter mit kurzer Pause inszeniert. Bis zum guten Ende, versteht sich, bahnt sich doch eine Dreifachhochzeit an, weil: "Ich bin verliebt wie eine Eintagsfliege kurz vor der Abenddämmerung". Oder: "Er iss joo eischendlich gons normal. Unn droddsdem gedda heirade". Aha!

Vorstellung am 11., 17. und 31. März sowie am 1. April, im Alten Bahnhof Völklingen. Karten: www.ticket-regional.de . Bei der Uraufführung wirkten mit: Inge Anne, Jennifer May, Sabrina Heckmann, Katja Albert, Rita Beyer, Christelle Schneider, Ralf Westermann, Holger Mayer, Peter Hahn, Kai von Schenck, Erwin Irmisch und Matthis Löw.

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